Der Schweizer Tierschutz fordert eine weitere Tierwohlförderschiene. Neben den Programmen BTS und RAUS seien weitere Bedürfnisse abzudecken, erklärte Hansuli Huber,
Geschäftsführer Fachbereich Schweizer Tierschutz (STS), heute in Bern an einer Medienorientierung. Muttergebundene Aufzucht von Kälbern in der Milchproduktion, behornte Kühe und Ziegen oder Zweinutzungshühner sind einige Konsumenten-Bedürfnisse, die Huber als Beispiele für diese zusätzliche Tierwohlschiene nennt. Zusammen mit der Kleinbauern-Vereinigung informierte der STS heute zum Thema «Small ist beautifull – Für eine Schweiz ohne Tierfabriken». Beide Organisationen wenden sich dezidiert gegen den von der Landesregierung forcierten Strukturwandel in der Landwirtschaft. Es brauche vielfältigere, umwelt- und tierfreundlichere Höfe und das unabhängig von deren Grösse, sagen sie.
Diverse Alibiübungen unter Kritik
«Der prekären Einkommenssituation versuchen viele Landwirte mit der Strategie der Mehrproduktion zu begegnen», erklärt Hansuli Huber. Er befürchtet, dass das Direktzahlungssystem unter Druck geraten könnte, wenn die Konsumenten feststellen würden, dass die Produktion im Inland sich nicht wirklich von jener des Auslands unterscheidet. Das hätte nicht nur auf den Konsum, sondern seiner Meinung nach, auch auf die Rechtfertigung der Direktzahlungen einen entscheidenden Einfluss. Als Beispiel nennt er die Auslaufhaltung in grossen Hühner-Betrieben. Das sei eine Alibi-Übung. Die Tiere würden sich nie alle in den Aussenbereich begeben, weil die Platzbedürfnisse für ein solches Verhalten bei grossen Herden einfach zu gross sei.
Grössere Herden und leistungsfähigere Tiere bergen in den Augen von Hansuli Huber ein erhebliches Risiko für Tierwohl- und Tiergesundheitsprobleme. «Hier sind dringend Informationen zuhanden der Konsumenten nötig», sagt er. Das reale Bild werde verheimlicht. Man suggeriere dem Konsumenten eine Haltungsform, die in keiner Weise der Realität enspreche.
Eigene wirtschaftliche Interessen – mehr nicht
Regina Fuhrer, Präsidentin der Kleinbauernvereinigung, erinnerte in ihren Ausführungen an den mutigen Schritt, der bereits 1981 gemacht wurde, als per Gesetz, die Batterie-Haltung von Hühnern verboten wurde. Solche Schritte seien noch wetere möglich und auch notwendig, ist sie überzeugt.
Freihandelsideen würden rein auf eigenen wirtschaftlichen Interessen basieren. Die Schweiz müsse sich endlich von diesen Ideen verabschieden, sagt Fuhrer. Sie ist sicher, dass die Schweiz, als privilegiertes Land gegenüber ärmeren Ländern eine Verantwortung zu tragen hätte. Zudem würde das Einnehmen einer Vorreiterrolle für eine nachhaltige inländische Produktion und einen fairen Handel der Schweiz eine echte Perspektive um neue Märkte eröffnen.
Die gemeinsame Stossrichtung von STS und Kleinbauern-Vereinigung ist das Fordern eines Paradigmenwechsels. «Ja, einer Agrarrevolution!», erklärte Regina Fuhrer entschlossen.
sb