Während die öffentliche Aufmerksamkeit zurzeit vor allem auf die Aktivitäten der Wölfe konzentriert ist, sorgt im Berner Oberland ein anderes Raubtier für Sorgenfalter. «Ein weiterer Rückschlag für die Alpwirtschaft», schreibt die Vereinigung zum Schutz von Wild und Nutztieren vor Grossraubtieren im Kanton Bern in einer Mitteilung vom Mittwoch.
Risse schon letztes Jahr
Der Wildhüter habe bestätigt, dass ein Luchs auf dem Sigriswiler Grat zwei Schafe gerissen hat. «Neben der grossen Gefahr mit dem Wolf besteht leider auch die Problematik mit dem Luchs», so die Vereinigung. Im Raum Sigriswil halten sich laut der Mitteilung seit mehreren Jahren Luchse auf und der Bestand steige stetig. Letzten Sommer seien praktisch an der gleichen Stelle fünf Schafe vom Luchs gerissen worden.
Abalpung geprüft
Die Älplerinnen und Älpler seien von den neusten Rissen durch den Luchs sehr betroffen, schreibt die Vereinigung. Man habe die Abalpung der derzeit rund 400 Schafe vom Sigriswiler Grat geprüft. Leider könnten die Tiere zurzeit allerdings nicht ins Tal gebracht werden, da wegen der Trockenheit kein Futter vorhanden sei, so die Mitteilung. «Wir verlangen daher, dass der Kanton Bern in solchen Fällen das notwendige Futter umgehend zur Verfügung stellt und die Kosten übernimmt», schreibt sie weiter. Man fordere deshalb «den sofortigen Abschuss des fehlbaren Luchses», heisst es abschliessend.
«Luchsbestand halbiert»
Im Nachgang zur Publikation des Artikels hat sich David Gerke, Geschäftsführer der Gruppe Wolf Schweiz bei der BauernZeitung gemeldet und und um folgende Richtigstellungen gebeten:
Es handle sich um eine nachweisliche und widerlegbare Behauptung, dass der Luchsbestand im besagten Gebiet (Gebiet nördlich von Thuner- und Brienzersee) stetig steige, so Gerke. Das Gegenteil sei der Fall. Der Bestand habe sich sich seit 2015/16 mehr als halbiert. Er verweist dazu auf die Resultate des systematischen Fotofallen-Monitorings der Kora und des Kantons.
Die Luchsrisse seien laut Gerke seit vielen Jahren «auf einem verhältnismässig tiefen Niveau». Seit 20 Jahren seien schweizweit nie mehr über 100 Tiere pro Jahr gerissen worden und die Risse traten gemäss seinen Erkenntnissen sehr verteilt im Luchsgebiet auf, ohne wirkliche Schwerpunkte. Im Gebiet nördlich von Thuner- und Brienzersee habe es in den letzten fünf Jahren jährlich 3-5 Risse durch Luchse gegeben.