«Früher gab es alle paar Jahre ein Problem, jetzt ruft fast monatlich jemand wegen des Bibers an», schildert Simon Grossenbacher aus Lotzwil BE. Der Landwirt ist im Gemeinderat für die Gewässer zuständig und vertritt ausserdem Lotzwil im Hochwasserschutzverband des unteren Langetentals. Die ganze Region sei mit Biberproblemen konfrontiert. Je nach Grösse und Lage der Fliessgewässer gebe es unterschiedliche Schäden und Gefahrenquellen im Zusammenhang mit dem grossen Nager, schildert der Landwirt.

Unterhöhlt und angenagt

1/0
Die Langete selbst werde als eher tiefer Fluss kaum vom Biber gestaut, erklärt Simon Grossenbacher. Stattdessen würden die Tiere als Unterschlupf Löcher in die Uferböschungen graben. «Je nach Vegetation sieht man das kaum, aber unterhöhlte Wege können einbrechen.» Warnschilder weisen auf die Gefahr hin und seien aus Gründen der Haftung für die Grundeigentümer wichtig aufzustellen. «Bei Flurwegen könnte auch einmal ein Kartoffelernter einbrechen – mit all den Leuten. Zum Glück ist so etwas noch nie passiert», meint Grossenbacher. Eine andere Gefahrenquelle sind angenagte Bäume, die auch im Siedlungsraum aufträten, irgendwann umfallen und Gebäude oder Passanten treffen könnten.

Bauen im Gewässerraum 

Dort, wo die Langete höher liegt als das umgebende Gelände, können Löcher in den Seitendämmen zu Überschwemmungen führen. Auch die traditionellen Wässermatten seien betroffen, so Simon Grossenbacher: «Statt dass wir über die Kanäle das Wasser aufs Land leiten können, fliesst es wegen des Bibers stellenweise in die Bäche zurück.» Gegen Biberschäden etwas zu unternehmen, sei indes nicht so einfach. Grössere Bäume am Ufer oder Hochstämmer in Gewässernähe werden im Langetental mit Manschetten aus Zaundraht geschützt. Zwischen Fluss und Hochwasserdamm eingegrabene Drahtgeflechte halten Biber davon ab, den Damm zu durchbrechen. Aber, «der Gewässerraum ist grundsätzlich geschützt und man darf darin nicht bauen», gibt der Landwirt zu bedenken. Für jede Massnahme brauche es ein Gesuch, «damit füttert man die Amtsstellen und es müssen immer mehr Wildhüter eingestellt werden, um die Anfragen zu bewältigen», so seine Beobachtung. Es komme ihm so vor, als renne man momentan von einer Feuerwehrübung zur anderen, ohne langfristige Lösungen zu finden. «Wir haben hier zu viele Biber, das ist klar», ist Grossenbacher überzeugt. Wichtig sei, die Tiere zu vergrämen, bevor sie eine Burg bauen – denn diese steht unter Schutz und dürfte nur mit kantonaler Bewilligung angetastet werden. Um weitere Löcher in Uferböschungen und Hochwasserdämmen zu verhindern, habe man auch schon den Bau künstlicher Biberbauten diskutiert. «Vor einem Jahr hatten wir eine Begehung vor Ort mit verschiedenen Akteuren, aber nach wie vor fehlt die Bewilligung dafür.»

Ungeklärte Kostenfrage

1/0
Dass beim Thema Biber mit Landwirtschaft, Gewässerschutz, Wildhut, Hochwasserschutz und Fischerei diverse verschiedene Stellen involviert sind, erschwere den Umgang mit den Nagern, findet Simon Grossenbacher. «Ausserdem ist in der Regel ungeklärt, wer die Kosten für Schäden oder Prävention tragen soll, und sie bleiben am Grundeigentümer hängen», bemerkt er. Da brauche es eine rechtliche Grundlage.

Nicht überall dulden

Auch hat Simon Grossenbacher den Eindruck, dass betroffenes Wohngebiet höher gewichtet werde als landwirtschaftliche Nutzfläche, die durch Biber in Mitleidenschaft gezogen wird. Verständlicherweise gehe es um die Höhe des Schadenspotenzials, «aber ich würde mir wünschen, dass auch Landwirtschaftsland ein höherer Wert beigemessen wird, wenn es um Biberprobleme geht». An eine Patentlösung für alle Fälle glaubt er nicht. Fest steht für ihn aber, dass man Biber nicht überall dulden sollte.

AboBiber errichten teils beeindruckende Dämme und stauen so das Wasser auf, um den Eingang ihrer Wohnkessel dauerhaft unter der Oberfläche zu halten. Das schafft nebenbei einen diversen Lebensraum. JagdverordnungProbleme mit immer mehr Bibern: Soll es den Nagern an den Kragen gehen?Montag, 20. Mai 2024