Schlechte News für Labelproduzenten:

  • IP-Suisse: Ende 2018 läuft die RAUS-Prämie für IP-Suisse-Kälber von 60 Rp. je kg Schlachtgewicht aus, angesagt wurde es bereits 2013.
  • Naturafarm: Coop verkündete, dass das Programm Naturafarm Kalb per 2020 eingestellt wird. Natura-Veal aus Mutterkuhhaltung wird dafür ausgebaut.
  • Naturafarm: Coop verkündete dass beim Programm Naturafarm-Schwein per 2020 die Menge um 30 Prozent gekürzt wird.
  • Bio Suisse: Die Nachfrage nach Bio-Schlachtschweinen entwickelt sich schlechter als geplant, teilt Bio Suisse mit. Mäster sollen Tiere direkt vermarkten. 2019 werden drei Franken pro Mastschwein für Absatzförderung eingezogen. Die Interessengemeinschaft Bio Schweine Schweiz wird eine «Marktplattform mit Warteliste» einführen.

Warum lahmen die Labels?

Noch gar nicht so lange her, konnte die Schweizer Landwirtschaft nicht genug Label-Schlachtvieh liefern. Während nach der BSE-Krise Ende der 90er-Jahre Rindfleisch- und andere Label erschaffen wurden und die Abnehmer Zuschläge bis zu zwei Franken je Kilo Schlachtgewicht bezahlten.

Inzwischen ist BSE gebannt und das Tierwohl wurde verbessert, zuletzt mit den neuen Vorschriften für Schweine des revidierten Tierschutzgesetzes ab dem 1. September 2018. Wegen der neuen Vorschriften war es in der Rindermast schon längere Zeit nicht mehr möglich, Ställe mit Vollspaltenboden zu bauen. Jeder Mäster, welcher Um- oder Neubauten erstellte, war gezwungen, mit Auslauf zu bauen und nach dem Umbau konnte er theoretisch in den Labelmarkt liefern. Leider wuchs die Nachfrage nicht in dem Masse wie das Angebot. Die IP-Suisse hat 150 Betriebe auf der Warteliste, die Labelfleisch verkaufen möchten, aktuell aber in den QM-Fleischkanal liefern. Die Migros kürzte bereits 2017 die Liefermenge der IP-Suisse Tiere aus Grossviehmast von 42'000 auf 36'000 Tiere.


 

 

 

 


Einem Viertel ist es wurst

Umfrageresultate zum Tierwohl können Landwirte keinesfalls für betriebswirtschaftliche Entscheide benützen, denn sie zeigen eine Schönwetterlage für den Labelmarkt, die in der Realität tüchtig verhagelt wird. An der Tagung «Tierwohl» des Vereins Qualitätsstrategie kamen folgende Zahlen auf den Tisch:

  • Ein Viertel der Konsumenten will höhere Tierschutzstandards und kauft auch so ein.
  • Die Hälfte der Konsumenten spricht sich in Abstimmungen für höhere Tierschutzstandards aus. Sie kaufen aber QM-Schweizer Fleisch welches die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften garantiert.
  • Dem letzten Viertel der Konsumenten ist das Tierwohl egal. Sie kaufen das billigste Fleisch, zum Teil im Ausland.

Tierwohl ja, wenn Rendite da

«Der Konsum von Kalbfleisch ist seit Jahren sinkend», begründet kürzlich Andrea Bergmann von Coop die Einstellung des Programms Naturafarm Kalb. Dem gegenüber stehe eine Überproduktion mit einer unverändert hohen Anzahl an Naturafarm-Kälbern. «Dies hat bei uns zu massiven Abwertungen geführt, welche wir trotz grossen Anstrengungen nicht mehr länger tragen können», erklärt Bergmann den Schnitt von Coop.

Die Nachfrage nach Label-Produkten mit klar erkennbarem Mehrwert (dazu gehörten auch Bio-Produkte) sei durchaus noch vorhanden, daher setze Coop zukünftig auf Natura-Veal, denn Mutter- und Ammenkuhhaltung ist die natürlichste und nachhaltigste Form der Kälberaufzucht und bietet auch für die Kunden klare, nachvollziehbare Mehrwerte. Coop leidet auch unter der schwindenden Nachfrage nach Naturafarm Schweinen, weshalb Coop ab 2020 rund 92'000 Schweine weniger abnimmt. Zugleich startet Coop im Entlebuch das Projekt «Wiesenschwein», wo Schweine im Freien gemästet werden. Da kommt der Verdacht auf, dass Coop ein neues Label mit ein paar hundert Schweinen werbewirksam unterstützt, aber dafür beim Naturafarm-Schwein gewaltig spart.

Obendrauf steht das Nahrungsmittel Fleisch insgesamt unter dem Verdacht, ungesund zu sein. «Ernährungsfachleute raten davon ab, mehr als viermal pro Woche Fleisch zu konsumieren», heisst es in der letzten «Schweizerischen Gesundheitsbefragung» des Bundesamtes für Statistik.

Preiskampf bei Bio-Gemüse

«Der Preiskampf wird härter», lautete kürzlich im "Bio Aktuell" ein Titel, worin der harte Konkurrenzkampf beim Biogemüse beklagt wird. Die Gemüsebauern geben die angebotene Menge und den Verkaufspreis in das Offert- und Preissystem des jeweiligen Grossverteilers ein. Die preisgünstigen Angebote bekommen den Zuschlag. «Die anderen Verkäufer müssen den Preis ebenfalls nach unten anpassen, wenn sie ihr Gemüse verkaufen wollen», klagt Hans-Ulrich Müller aus Bibern SO.

Nicht nur die Bauern, auch die Detailhändler stehen unter Druck. Die Umsätze im Detailhandel mit Nahrungsmitteln stagnieren seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses im Januar 2015. Nominal lagen sie im August 2018 (100,5 Punkte) leicht unter dem Niveau des Jahres 2014 (August 2014: 101,1 Punkte). Teuerungsbereinigt beziehungsweis real lagen die Umsätze zu diesem Zeitpunkt (98,8 Punkte) sogar ein Prozent tiefer als 2014 (August 2014: 100,1 Punkte). Dabei hat die Schweiz aktuell rund drei Prozent mehr Einwohner als 2014. So geben die Konsumenten immer weniger Geld für Nahrung aus, laut dem Bundesamt für Statistik waren es 2017 noch ganze 6,9 Prozent, 1945 waren es noch 36 Prozent. Markant mehr Geld als 1945 geben die Leute aus für Steuern aller Art, Altersvorsorge und Versicherungen.

Neue Gespräche im Januar

Die Kälber- und Schweinehalter wollen weiter für ihre Sache kämpfen. Ende Januar wollen sie nochmals mit Coop über Mengen und Preise sprechen, schreibt "CH-Media".

Hans Rüssli