16 Stunden grasen, 16 km zurücklegen. Das ist die Tagesbilanz eines in der Wildbahn lebenden Pferdes. In der Stallhaltung sieht das aber anders aus. Dort ist der Aufenthalt in der Boxe nach wie vor die Hauptbeschäftigung der Pferde, insbesondere jener, die in Reitschulen und zu Sportzwecken gehalten werden.
Kampagne gestartet
Der Schweizer Tierschutz (STS) bemängelt diese Praxis und hat deshalb eine Kampagne gestartet: Pferde RAUS! Heute Donnerstag stellte der Tierschutz mit namhaften Gästen aus der Pferdeszene in Bern die Kampagne vor. Unter ihnen war auch Fredy Knie jun. Knie hält in seinem Zirkus Hengste. Für deren physische und psychische Gesunderhaltung sei freie Bewegung wichtig. Er nennt Beschäftigung ein Muss. Dazu gehöre die freie Bewegung und der Kontakt zu Artgenossen. Knie hält seine Hengste während der Zirkustournee stets auf der Weide, allerdings nicht in Gruppen, wie es sich der Schweizer Tierschutz vorstellt, aber so, dass sie nebeneinander auf abgetrennter Grünlandfläche zum Spielen animiert werden ohne sich dabei zu verletzen. Denn gemischte Hengsthaltung brauche viel Platz, erklärt er. Manchmal fehle er.
STS will mehr
Die Kampagne des STS hat den täglichen Weidegang in der Gruppe zum Ziel. Das Programm des Bundes (RAUS) sieht in den Sommermonaten 26 Tage und während der Winterzeit 13 Tage draussen unter freiem Himmel vor. Im Tierschutzgesetz wird lediglich an zwei Tagen pro Woche freier Auslauf verlangt. Dieser muss mindestens zwei Stunden pro Tag dauern. Der STS möchte mehr und findet zwei Stunden Auslauf pro Woche seien ungenügend. Dadurch entstünden nicht selten Verhaltensstörungen, erklärte am Donnerstag Sandra Schaefler vor den Medien. Sie ist beim STS zuständig für die Kampagne.
Alle können mitmachen
Bewegen, Kontakt zu anderen Pferden und Fressen. Das sind die Tätigkeiten, die ein Pferd glücklich machen. Diese Bedürfnisse können Pferde in Gruppenhaltung auf der Weide decken. Wer all seinen Pferden auf dem Betrieb an 26 Tagen im Monat diese Gruppenweide gönnt, kann bei «Pferde RAUS!» mitmachen und sich bei der Kampagne anmelden.
Hansuli Huber, Geschäftsführer des STS betont ausdrücklich: «Wir wollen nicht hinter jeden Tierhalter einen Polizisten stellen, sondern mit mündigen Tierhaltern arbeiten und an deren Eigenverantwortung appellieren.» Mit der Kampagne wolle man von Seiten des STS ein Zeichen zugunsten des Pferdes setzen und nicht neue Kontrollen schaffen.
sb