"Ab sofort wird Alwin Meichtry dem SSZV nicht mehr als Präsident vorstehen. Er konnte die interne und externe, teilweise vernichtende Kritik nicht mehr aushalten und hat, wie es ihm eigen ist, konsequent und kompromisslos entschieden, sofort von seinem Amt zurückzutreten", heisst es in einer Mitteilung des Verbands.

Vizepräsident übernimmt interimistisch

Meichtry habe seine Ziele und Visionen nicht realisieren können "und musste in einem schmerzhaften Prozess einsehen, dass er gescheitert ist", schreibt der Verband. Zum Abgang erhält er auch etwas Lob: "Seine Verdienste und sein beispielloses Engagement werde man wohl erst später in seinem ganzen Umfang sehen – wenn überhaupt."

Nun übernimmt Vizepräsident Thomas Eugster interimistisch die Amtsgeschäfte: "Der Vorstand und alle Mitarbeitenden sind nun gefordert, den SSZV bis zur DV im Februar in der jetzigen Zusammensetzung zu führen", heisst es in der Mitteilung weiter. "Wir alle werden in Offenheit und gegenseitiger Achtung und Unterstützung die Geschäfte im Sinne aller Schäferinnen und Schäfer sachgerecht und engagiert erledigen", verspricht man auf der Geschäftsstelle.

Es gelte nun, "in einer positiven und solidarischen Haltung unsere Arbeit zu unterstützen und im Sinne der guten Sache zuliebe, nämlich der Schäferei, mit uns am gleichen zu Strick ziehen und in die Zukunft zu schauen".

Ende der Selbstzerfleischung?

Daran ist tatsächlich Bedarf. Die Schäfeler hatten sich in den letzten Monaten quasi selbst zerfleischt. Der scheidende Präsident war schon früh in Kritik geraten, es wurden ihm unter anderem selbstherrliches Verhalten und Eigensinn vorgeworfen, sei es in Verhandlungen mit dem BLW oder anderen Verbänden, sei es intern, wo er zuletzt gar mit Anzeigen gegen ehemalige Vorstandskollegen operierte.

Schon im Februar hatten oppositionelle Kreise seine Abwahl zu provozieren versucht. An der Delegiertenversammlung in Meichtrys Heimatkanton in Brig waren die Gegner aber auf verlorenem Posten. Dies beruhigte die Lage aber keineswegs. Die Lager blieben unversöhnlich und der Konflikt schwelte weiter.

Nun war offenbar eine Kündigung auf der Geschäftsstelle der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Der Zuständige für Herdebuchfragen kündigte seinen Abgang an, auch dies mit Verweis auf Probleme in der Zusammenarbeit mit dem Präsidenten, so ein Kenner der Materie. Eine Krisensitzung des Vorstands gab Meichtry vergangenen Freitag noch einmal knapp Rückendeckung. Ein Antrag auf Abwahl des Präsidenten scheiterte mit fünf zu drei Stimmen. Meichtry war am Dienstag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

akr