«Ein neuer Stall muss optimal für die schwächsten Tiere sein», betont Urban Grünenfelder, Landwirt in Niederbüren SG. Zu den schwächsten zählen rangniedere, aber auch frisch gekalbte Kühe oder solche mit Beinschwächen. Da diese nicht gerne grosse Strecken zurücklegen, sollten sie nicht weit zu den Tränken haben.
«Würdest du daraus trinken?»
Fünf Kipptränken hat der Landwirt in seinem Laufstall für 60 Kühe verteilt, zwei davon in der Nähe des Melkroboters. Er legte Wert darauf, überall dieselben Trogtränken anzubringen, damit die Tiere sich nicht umgewöhnen müssen, denn schon kleine Dinge können zu Stress führen.
Im Winter wärmt der Landwirt das Tränkewasser mittels Milchwärmerückgewinnung auf 7 Grad Celcius auf, denn die Kü
he trinken lieber temperiertes Wasser.
Doch Vorsicht! Das Wasser darf an einer Tränke nicht wärmer sein als an einer anderen, da die Kühe sonst eine Tränke bevorzugen. Und nicht zuletzt muss das Wasser sau
ber sein.
«Würdest du aus diesem Trog trinken?», fragt
der Landwirt seinen Lehrling, wenn der Trog nicht ganz sauber ist.
Nicht mehr als 10 Prozent der Kühe sollten in Boxen stehen
Urban Grünenfelder beobachtet seine Kühe von der Futterdurchfahrt aus. Die meisten liegen, während sich einige am Fressgitter aufhalten und fressen. Kaum eine Kuh steht auf dem Laufgang. Geht eine Kuh in eine Liegeboxe, dann prüft sie den Boden und legt sich meistens binnen einer Minute hin. Das ist nicht selbstverständlich. Das funktioniere nur, wenn sich die Kuh ungehindert in der Boxe hinlegen könne. «Sie muss Platz haben, und sie darf nirgends anschlagen», erklärt es der Landwirt.
Seine Aussenboxen sind 3,30 m lang, die gegenständigen haben eine Länge von 2,90 m. Die Boxenbügel sind im hinteren Bereich frei tragend, damit die Kuh beim Hinlegen und Aufstehen nicht anschlägt. Sie sollen die Kuh nur visuell, aber nicht durch Druck steuern. Letzteres würde zu Druckstellen führen und bewirken, dass sich die Kuh vermehrt schräg hinlegt und später mehr Mühe beim Aufstehen hat.
Der Liegebereich muss weich und griffig sein
Stehen mehr als 10 Prozent der Kühe im Stall in den Boxen, dann sei mit den Boxen etwas nicht in Ordnung, weiss Urban Grünenfelder aufgrund der Teilnahme an Kuhsignalkursen zu berichten. Der Boden in den Liegeboxen muss weich und griffig sein. Die Kalkstrohmatratze erfüllt diese Anforderungen gut.
Je angenehmer die Liegefläche, desto länger liegen die Kühe. Die Hälfte bis zwei Drittel der Zeit, nämlich 12 bis 16 Stunden pro Tag sollte die Kuh liegen. Eine lange Liegezeit wirkt sich nicht nur auf die Milchproduktion aus, sondern auch auf die Ruhe im Stall. Je mehr Kühe liegen, desto mehr Platz hat es für die Kühe, die zum Melken oder zum Fressen gehen.
Der Stall erscheint dann grösser als er ist. Eine lange Liegezeit entlastet nicht zuletzt Klauen und Beine. Damit die Kühe gerne in die Liegeboxen liegen, dürfen sie nicht zur Falle werden. Die leicht durchhängende, von Gummiohren ummantelte Nackenkette ermöglicht es Kühen, die hinten von einer brünstigen Kuh bedrängt werden, in den Zwischenraum der gegenständigen Boxen zu entweichen, von wo sie der Landwirt seitlich wieder frei lassen kann.
Geschlossene Wände vermeiden
Grossen Wert legt Urban Grünenfelder darauf, dass der Stall für die Kühe übersichtlich ist, denn Kühe wollen Sicherheit. Sie wollen sehen, was im Stall vor sich geht. Im ganzen Stall hat es nur bei den Tränken eine feste Wand, damit das Wasser nicht die Liegefläche vernässt. Der Laufgangboden besteht aus Spalten, deren Auftrittsflächen mit einem Gummibelag versehen ist. Sie sind weich und trocken.
Für den Fressplatz gilt dasselbe wie für die Liegeboxen, nämlich dass die Kühe nirgends anstossen dürfen, weder mit
der Schulter, noch dem Nacken, noch mit dem Brustbein. Die Krippenmauer allein sollte genügen, um die Kuh zu steuern. Wichtig ist, dass das Futter in
genügender Reichweite ist,
wofür im Stall ein automatischer Futtervorschieber sorgt.
Michael Götz
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