Für welche Betriebe empfiehlt sich eine Nachhaltigkeitsanalyse?
Veronika Zbinden: Grundsätzlich kann man mit der HAFL-eigenen Methode Rise jeden Landwirtschaftsbetrieb analysieren. Insbesondere eignet sich eine Rise-Analyse für Betriebe, die
- im Umbruch sind, z.B. bei einer Hofübergabe.
- wenn eine Standortbestimmung gewünscht wird.
- wenn grössere Investitionen geplant sind.
- wenn es Konflikte oder Krisen auf dem Betrieb gibt.
Wie läuft eine Rise-Analyse ab?
Mit der Rise-Beratungsperson besprechen die Betriebsleitenden zunächst die Details der Beratung und stellen erste Dokumente wie die Suisse-Bilanz bereit. Die Erfassung der Daten findet während einem halben bis zu einem Tag statt, an welchem die Beratungsperson den Hof kurz begeht und anschliessend in einem mehrstündigen Interview alle weiteren nötigen Informationen zur Berechnung der Nachhaltigkeit erfragt. Dabei geht es von agronomischen Themen wie der Tierhaltung und dem Ackerbau über die Wirtschaftlichkeit wie beispielsweise der Rentabilität oder der Stabilität, bis hin zu sozialen Themen wie der Gesundheit oder zwischenmenschlichen Beziehungen. Mithilfe der Rise-Software werden anschliessend die Resultate der Indikatoren und Themen berechnet. Die Rise-Beratungsperson hat dann die anspruchsvolle Aufgabe, die Resultate zu interpretieren und ein Feedback-Gespräch und einen Bericht vorzubereiten, in denen sie die Ergebnisse dem Betrieb vorstellt.
Was passiert danach?
Die Rise-Beratungsperson und die Betriebsleitenden schauen zusammen an, welche Massnahmen man auf dem Betrieb umsetzen könnte. Der Fokus liegt dort, wo man mit kleinem Aufwand eine grosse Wirkung erzielt und wo am meisten Handlungsbedarf besteht. Als Entscheidungsgrundlagen werden die Szenarien gerechnet, wiederum mit der Software. Massnahmen könnenz. B. sein:
- eine neue Kultur anbauen,
- eine Maschine ersetzen,
- Coaching bei Konflikten,
- Strom- oder Wassersparmassnahmen.
Die Rise-Beratungsperson gibt Infos dazu, wie viel eine Massnahme kosten würde, was Hindernisse sein könnten, welche Unterstützungsmöglichkeiten bestehen und was «Nebenwirkungen» auf andere Nachhaltigkeitsbereiche sein könnten. Gemeinsam wird danach die Umsetzung der Massnahme geplant und die nächsten Schritte dazu festgelegt, damit die Rise-Analyse auch eine konkrete Wirkung hat.
Wie viel kostet eine Nachhaltigkeitsanalyse?
Es gibt verschiedene Angebote. Das vergünstigte Angebot von der HAFL für 775 Franken (zuzüglich Reisespesen) beinhaltet eine einfache Analyse mit kurzem Feedback. Es gibt auch die Möglichkeit, sich als Betrieb für eine Beratung im Rahmen des Unterrichts an der HAFL zur Verfügung zu stellen. Das kostet zwar nichts, man muss aber bedenken, dass es im Rahmen einer Lehrsituation geschieht. Für ein individuelles Angebot kann man sich bei uns gerne per Telefon oder E-Mail melden.
Wie hoch ist die Nachfrage bei den Betriebsleitenden?
Wir haben nicht viele Anfragen direkt von Betriebsleitenden. Hauptsächlich bilden wir Rise-Beratende aus, damit diese danach selbstständig Analysen auch ausserhalb der Schweiz anbieten können oder wir wirken in Forschungsprojekten mit. Es ist schade, wenden sich nicht mehr Betriebsleitende direkt an uns. Wir nehmen an, dass das Thema Nachhaltigkeit auch abschreckend sein kann, da sich viele wenig darunter vorstellen können oder denken, es handle sich nur um ökologische Themen. Vielleicht wäre es besser, wenn wir uns als Standortbestimmung und Strategieanalyse respektive Unternehmensberatung bezeichnen würden. Denn Nachhaltigkeit bedeutet auch, überleben zu können, so dass es den Betrieb in zehn Jahren und darüber hinaus noch gibt. Da braucht man eine geeignete Strategie, die auf den jeweiligen Standort des Betriebs zugeschnitten ist.
Was sind die häufigsten Schlüsse einer Nachhaltigkeitsanalyse?
Das kann man nicht pauschal sagen, weil jeder Betrieb anders ist. Aber ich beobachte, dass oft die Arbeitsbelastung sehr hoch ist. Auch wichtig zu erwähnen ist, dass ein Betrieb nie überall 100 % erreicht, was auch nicht das Ziel ist, denn es gibt immer Kompromisse bezüglich Nachhaltigkeit.
Ist Nachhaltigkeitzwingend mit Extensivierung verbunden?
Ja und nein. Die Landwirtschaft hat den Auftrag, die Bevölkerung zu ernähren, darum ist eine gewisse Produktivität erwünscht, was mit einer Rise-Analyse auch gemessen wird. Der Betrieb muss auch wirtschaftlich rentieren und damit allen Mitarbeitenden eine gute Lebensgrundlage gewähren. Aber der stärkste Pfeiler der Nachhaltigkeit ist die Umwelt. Wenn wir die natürlichen Ressourcen nicht schonen, haben wir sehr schnell gar nichts mehr, da sich diese nicht ersetzen lassen. Tendenziell sollte man in der Schweiz eher extensivieren und so empfindliche Habitate schonen, aber man muss jeden Betrieb im Einzelfall anschauen.
Weitere Informationen: Tel. 031 910 29 24
E Mail: rise.hafl@bfh.ch