Dinkel ist eine alte Getreidesorte, welche im Altertum weit verbreitet war und eine wichtige Stellung in der Landwirtschaft innehatte. Im Laufe der Industrialisierung im 19. Jahrhundert ermöglichten die Mechanisierung, der Einsatz von neuen Produktionsmitteln sowie die Getreidezüchtung eine Steigerung der Produktivität. Besonders der ertragsreiche und pflegeleichte Weizen erfuhr eine grosse Verbreitung, während der Dinkel nach einer jahrtausendlangen Hochkultur beinahe in Vergessenheit geriet. Doch in Gebieten wo der ertragsorientierte Getreideanbau einen schweren Stand hatte, wurde weiterhin auf Dinkel gesetzt. Er ist resistent und eignet sich besonders für den biologischen Anbau.
Die Interessensgemeinschaft Dinkel setzt sich für den Anbau von alten Dinkelsorten in der Schweiz ein. Sie vergibt die Marke UrDinkel an Produkte, die aus alten Schweizer Dinkelsorten stammen, die nicht mit Weizen gekreuzt wurden, den Richtlinien von IP-SUISSE oder Bio Suisse entsprechen und definierte Regionalitätskriterien erfüllen. UrDinkel Produzenten setzten sich mit ihrer Aktivität für den Erhalt dieser alten Getreidesorte ein und produzieren hochwertige ökologische und regionale Spezialitäten.
Seit 1991 ein Biobetrieb
So wie dies Familie Thommen erfolgreich betreibt. Werner wuchs im Dorf Eptingen in der alten Mühle auf, nicht ahnend, dass er später einmal selbst das Müllerhandwerk ausüben würde. Der elterliche Betrieb im Dorf musste 1969 dem Bau der Autobahn weichen, dafür erhielten die Thommen das Land auf dem sie heute wohnen und wirken. Der Landwirtschaftsbetrieb wird seit 1991 als Biohof geführt. Im Jahr 2012 wurde der Betrieb von der Tochter Anita und deren Mann Christian übernommen, die den Betrieb im Jahr 2016 von Milchproduktion auf Mutterkuhhaltung umstellten. Brigitte und Werner Thommen widmen sich heute gänzlich der Verarbeitung und dem Verkauf der UrDinkel Produkten.
Mittlerweile laufen drei Mühlen
Der Beginn der Dinkelproduktion war weniger eine geplante Differenzierungsstrategie als vielmehr ein Zufall. Inspiriert von den gesundheitsfördernden Eigenschaften, die der alten Getreidesorte zugesprochen wurde, versuchten sich die Thommens 2006 an einer ersten kleinen Produktion. Die Nachfrage war gut, so konnte die Produktion ausgebaut und eine kleine Mühle gekauft werden. Bereits 2010 reichte diese aber nicht mehr aus, um das Volumen an Getreide zu verarbeiten und eine grössere Mühle inkl. Röllmühle musste her und seit 2013 läuft die 3. Mühle.
Zudem bot die Interessensgemeinschaft Dinkel (IG Dinkel) die Möglichkeit ihre Produkte im Online-Shop der IG Dinkel anzubieten. Diese Zusammenarbeit verhalf der Dinkelproduktion, welche nun unter dem Label UrDinkel angeboten wurde, zum Durchbruch. Die betriebseigene Produktion reicht bei weitem nicht mehr aus um die gesamte Nachfrage zu dencken und so wird in der Steinmühle Thommen heute das Getreide von verschiedenen UrDinkel-Produzenten verarbeitet.
Ein weiterer Erfolg konnten die UrDinkel Produkte der Thommen 2013 verbuchen, als der „UrDinkel-Kernotto“ die Bronzemedaille am Schweizer Wettbewerb der Regionalprodukte holte. Seither wird der Kernotto, bei welchen die Dinkelkerne wie ein Risotto zubereitet werden, von verschiedenen Gourmetrestaurants und Starköchen, nicht zuletzt von Nenad Mlinarevic, Koch des Jahres 2016, verwertet und geschätzt. 2015 erfolgte mit der Goldmedaille am Wettbewerb der Regionalprodukte der nächste Erfolg.
Viel Skepsis
Ein Erfolg jagt den Nächsten, das ist der Eindruck den der Besucher auf dem Dangern-Hof mitnimmt. Dahinter steht allerdings viel Arbeit und Leidenschaft. Als Werner Thommen das erste Mal Dinkel auf seinen Feldern angebaute, wurde ihm viel Skepsis entgegengebracht. Heute gibt ihm der Erfolg recht, doch dieser kommt nicht von alleine: Risikobereitschaft und Durchsetzungsvermögen sind gefragt und auch ein guter Rückhalt in der Familie.
Die vier Töchter von Brigitte und Werner Thommen möchten die Steinmühle weiterführen und die Erfolgsgeschichte der UrDinkel Produkte weiterschreiben. Auch die Zusammenarbeit mit der IG Dinkel erwies sich für den Dangern Biohof als sehr erfolgreich, durch deren Werbeauftritte und Onlinevermarktung konnte sich die Familie Thommen gänzlich der Produktion und Verarbeitung der Produkte widmen.
SBV
Folge 1: Erfolgreich dank AmandineFolge 2: Mit Erfolg auf Rindermast gesetzt