Derzeit befinden sich 3800 Lernende in Ausbildung für einen landwirtschaftlichen Beruf. Das sind etwas weniger als im Vorjahr (3891), wie die Organisation der Arbeitswelt (OdA AgriAliForm) am Dienstag mitteilte. «Wir sind froh, dass es keinen Einbruch gibt, in der Tendenz über die letzten Jahre sind die Zahlen immer noch steigend», sagt Petra Sieghart, Leiterin des Bereichs Agriprof beim Schweizer Bauernverband.

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86 % der Lernenden lassen sich zum Landwirt oder zur Landwirtin ausbilden, knapp 6 % haben sich für einen der beiden Weinberufe entschieden, der Gemüsebau macht 2.5 % aus. Danach folgen die beiden anderen Spezialberufe in den Sparten Obstbau und Geflügel.

«Bringen frischen Wind»

Insgesamt macht knapp ein Drittel der Lernenden die Ausbildung als zweite Ausbildung. «Die vielen Zweitausbildner bei den Land­wirt(innen) sind eine gefreute Sache und bringen frischen Wind in die Branche», sagt Petra Sieghart. Es seien Quereinsteigende oder Leute mit einem eigenen Hof zuhause. «Entweder, sie lernen auf Anraten der Eltern erst etwas anderes. Oder sie sind sich bezüglich Betriebsübergabe unsicher. Dann rückt die Hofübergabe näher und man merkt, dass der Hof ansonsten verkauft oder verpachtet werden müsste und die Stätte der Kindheit verloren gehen könnte.» Besonders auffällig ist der hohe Anteil Zweitausbildner im Gemüsebau, hier machen sie die Hälfte der Lernenden aus.

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40 Prozent Gemüsegärtnerinnen

Der Frauenanteil liegt über alle Berufe und bei den Landwirtinnen bei 23 % (Vorjahr 22 %). Auch hier weicht der Gemüsebau vom restlichen ­Berufsfeld ab. Bei den Gemüse­gärtner(innen) sind fast 40 % Frauen in der Ausbildung. Ein möglicher Grund für das hohe weibliche Interesse am Gemüsebau könnte laut ­Petra Sieghart die steigende Anzahl Initiativen solidarischer Landwirtschaft (Solawis) sein: «Ausserdem war der Gemüsebau tendenziell schon immer weiblicher geprägt als die übrige Landwirtschaft.» Der Schwerpunkt Bio ist speziell im Gemüsebau ebenfalls sehr gefragt. Fast 60 % und damit nochmals deutlich mehr als im Vorjahr absolvieren diesen. Über das ganze Berufsfeld liegt der Anteil der Lernenden mit Schwerpunkt Bio bei 8 %, wobei es ihn bei den Weintechnolog/innen EFZ nicht gibt.

Die Zahl der Lernenden in der zweijährigen Attestausbildung zum Agropraktiker EBA weist ein deutlich kleineres und damit volatileres Volumen auf. Sie ist deutlich angestiegen, im Vergleich zu vor zwei Jahren beträgt der Zuwachs 23 %.

Gute Aussichten und vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten

Das Berufsfeld Landwirtschaft biete «spannende und vielfältige Ausbildungen, bei denen auch Digitalisierung und Automatisierung zentrale Themen sind», heisst es in der Mitteilung. Klima, Tier- und Umweltschutz stellten stetig neue Herausforderungen dar. Die OdA AgriAliForm ist deshalb zurzeit an einer Totalrevision der Grundbildung, die mit Lehrbeginn 2026/27 startet (wir berichteten vorletzte Woche).

Die Lernenden arbeiten mit Pflanzen und Tieren, aber auch mit moderner Technik. «Der Umgang mit Tieren und Maschinen bedeutet, früh viel Verantwortung im Lehrbetrieb zu über­nehmen», heisst es weiter. Die Zukunftsaussichten seien «sehr gut». Auch für Lernende ohne eigenen Betrieb seien die Berufschancen als selbstständiger oder angestellter Betriebs- oder Produktionsleiter gut.

Hingewiesen wird auf die Wichtigkeit des lebenslangen Lernens. Mit einer Weiterbildung und der Berufs- und Meisterprüfung oder auch einer höheren Fachschule (Agro-Kauffrau, Agro-Techniker und Weinbautechnikerin) lasse sich das Wissen aus der Grundbildung mit «betriebswirtschaftlichem Know-how und unternehmerischem Wissen» ergänzen. Schliesslich ist auch ein Agronomie-Hochschulstudium möglich.