Seit 1961 hat das Schmelzen der weltweiten Gletscher den Meeresspiegel um 27 Millimeter ansteigen lassen, berichtet ein internationales Forschungsteam um Michael Zemp von der Uni Zürich im Fachblatt "Nature". Den grössten Beitrag daran hatten Gletscher in Alaska, gefolgt von den Patagonischen Eisfeldern und den Gletscherregionen der Arktis, wie die Uni Zürich am Montag mitteilte.
Die Gletscher in den Alpen, im Kaukasus und in Neuseeland haben zwar auch viel Eis verloren, aber aufgrund ihrer relativ kleinen Fläche wenig zum Meeresspiegelanstieg beigetragen.
Der globale Eisverlust hat der Studie zufolge in den letzten 30 Jahren deutlich zugenommen. Derzeit liegt er bei 335 Milliarden Tonnen Eis pro Jahr. Das entspreche rund drei Mal dem verbleibenden Gletschervolumen der Europäischen Alpen - und das jedes Jahr, betonte Zemp.
Bis 2100 komplett verschwunden
Seit 2006 hat das Schmelzen der weltweiten Gletscher demnach jedes Jahr den Meeresspiegel um einen Millimeter steigen lassen. Damit liegt der Anteil der schmelzenden Gletscher am aktuellen Meeresspiegelanstieg bei 25 bis 30 Prozent und damit etwa gleichauf mit dem Beitrag des Grönländischen Eisschilds. Der Anteil des Antarktischen Eisschilds zum Meeresspiegelanstieg liegt tiefer.
Bis 2100 könnten Gletscher in manchen Gebirgszügen komplett verschwunden sein, so die Forschenden. Dazu zählen die Europäischen Alpen, der Kaukasus, Westkanada und die USA, sowie Neuseeland. Andere Regionen mit grösserem Gletschervolumen werden aber noch über dieses Jahrhundert hinaus zum Meeresspiegelanstieg beitragen.
Eisdickenänderung rekonstruiert
Für die Studie griff das internationale Forschungsteam auf den umfangreichen Datensatz des "World Glacier Monitoring Service" zurück. Diese traditionellen glaziologischen Messungen kombinierten die Forschenden mit Satellitendaten über die Änderung der Eisdecke zu verschiedenen Zeitpunkten. So rekonstruierten die Forschenden die Eisdeckenänderung von mehr als 19'000 Gletschern weltweit.
"Die Kombination der beiden Messmethoden und der neue, umfassende Datensatz erlauben uns, den jährlichen Eisverlust der Gletscher für alle Gebirgsregionen zurück bis in die 1960er-Jahre abzuschätzen", liess sich Zemp in der Mitteilung zitieren. "Dabei liefern die glaziologischen Feldmessungen die jährlichen Schwankungen, während der absolute Eisverlust über mehrere Jahre oder Jahrzehnte aus den Satellitendaten ermittelt wird."