Claudia Burri fiel auf an der Abschlussfeier der Universität Bern. Die frischgebackene Juristin trug als einzige eine Tracht, ein hellblaues, geerbtes Seidentschöpli.

«In einer Tracht fühle ich mich einfach gut – und meist bekommt man Komplimente, auch von Uni-Professoren», sagt sie lachend zu ihrer damaligen Kleiderwahl.

Mutter hat den Laden gegründet

Noch heute spielen Trachten in Claudia Burris Leben eine wichtige Rolle. An der einen Hälfte des Tages ist sie als Baujuristin auf einer Gemeindeverwaltung tätig, die andere Hälfte arbeitet sie in der Trachtenstube Burri GmbH in Bern.

Der Laden wurde 1986 von ihrer Mutter Annemarie gegründet, die in einer «Trachtenfamilie» in Burgdorf aufgewachsen ist. «Ich bekam schon mit vier meine erste Tracht», erzählt die 76-Jährige. «Ich bin damit verwurzelt.»

Ihr Geschäft begann sie ganz klein, im Bastelraum der Familienwohnung. Inzwischen beansprucht die riesige Auswahl an Miet-Trachten sieben Räume. Vor acht Jahren übernahm Claudia die Firma von ihrer Mutter, die nach wie vor jeden Tag mitarbeitet.

Keine fixe Arbeitsaufteilung

Am Vormittag kümmert sich Annemarie Burri allein um den Laden und kocht  das Mittagessen für beide. Am Nachmittag sitzen Mutter und Tochter oft  nebeneinander am langen Tisch im Atelier, mit Blick auf den Garten und die fünf Körbe auf dem Fensterbrett. «Hier schlafen meine Katzen», sagt Claudia, die gleich neben den Ladenräumen wohnt. «Alle aus dem Tierheim.»

Eine fixe Arbeitsteilung gibt es nicht. «Meine Mutter kann besser Schmuck aufnähen und sie ist eine begnadete Verkäuferin», sagt die Tochter, die eine Zusatzausbildung als Stylistin beim Modegewerbeverband absolviert hat.

Die 44-Jährige kümmert sich um  Website und Büroarbeiten. Und natürlich näht sie  viele Trachtenartikel selbst – von Hand, wie es sich gehört. Daneben kreiert und fertigt sie die Kostüme ihrer Schwester, der Künstlerin und «Schlangenfrau» Nina Burri.

Wenn Tracht, dann richtig

Arbeit gibt es reichlich, Trachten boomen, gerade bei jungen Leuten. Claudia Burri kann das nachvollziehen: «Im Abendkleid an ein Schwingerfest: Geht für mich gar nicht. Fast so schlimm: ein Dirndl tragen.» Oder eine Trachtenbluse zu Jeans. Das sei wie «Suurchabis mit Merängge», ergänzt ihre Mutter, das passt einfach nicht zusammen.

Schön sei, wenn sich Hochzeitspaare melden, die sich wünschen, dass alle Gäste in Tracht kommen. Zu den Stammkunden zählen auch Festorganisatoren, die sämtliche Trachten für die Ehrendamen mieten. Da braucht es eine grosse Auswahl an kompletten Outfits inklusive Schuhen und Schmuck.

Alte Trachten können dafür nicht verwendet werden, da die Leute heute grösser sind als früher. Die eigene Tracht vermieten mag niemand. Also muss alles neu genäht werden. Von März bis Oktober ist Hochsaison. Dann arbeiten die beiden Frauen an den Wochenenden oft durch.

Trachten ins rechte Licht rücken

Trotz der vielen Arbeit sei die Trachtenstube ein «Nullrundengeschäft» erklärt Claudia Burri. Das von Hand Nähen, Ändern und Flicken. Die hochwertigen Stoffe aus Schweizer Fabrikation.

«Wir haben viel Aufwand, doch wir können die Mieten nicht zu hoch ansetzen.» Das sei für sie stimmig. «So können wir uns auf das konzentrieren, was schön ist.»  Oder auch mal eine alte Tracht verschenken, wie vor Kurzem an ein Schulmädchen, das mit dem ganzen gesparten Sackgeld im Laden stand. 

Claudia Burri ist es ein Herzensanliegen, die Schönheit und Vielfalt der Schweizer Trachten ins rechte Licht zu rücken. Zum Beispiel mit einer Fotostory auf der Website der Trachtenstube. Oder mit dem Trachtenmusical, dass sie vor zwei Jahren für den Kulturevent «Elfenausommer» schrieb. «Ich möchte die verschiedenen Welten zusammenbringen. Und irgendwann von jedem Kanton eine Tracht haben.»

Weitere Informationen:

www.trachtenstube.ch