Das berichtet ein Forschungsteam unter Leitung der Universitäten Bern und Freiburg sowie der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz im Fachmagazin "Cell". Die Wissenschaftler weisen die bislang akzeptierte These entschieden zurück, wonach der kulturelle und genetische Ursprung aller Bauern einzig auf Menschen zurückgehe, die im Fruchtbaren Halbmond im Vorderen Orient lebten. Zu dieser Erkenntnis gelangten sie dank neu durchgeführten Sequenzierungsarbeiten an altem Erbgut von bereits zuvor gefundenen Knochen.
Die sesshafte Lebensweise entstand vor rund 11'000 Jahren im "Fruchtbaren Halbmond", wo Pflanzen und Nutztiere erstmals domestiziert wurden. Die Fachwelt ist sich weitgehend einig, dass sich dieser neolithische Lebensstil von da aus hauptsächlich entlang der "Mittelmeerroute" und "Donauroute" nach Europa verbreitete. "Die Geschichte der ersten Bauern ist allerdings weit komplizierter", sagte der Biostatistiker Daniel Wegmann von der Universität Freiburg, einer der Leitautoren, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
In Eiszeit entstanden isolierte Gruppen
Als die letzte Eiszeit vor rund 25'000 Jahren ihren Höhepunkt verzeichnete, wurde es in vielen Regionen in Europa ungemütlich. Die bis dahin genetisch weitestgehend einheitlichen Jäger und Sammler zogen sich in noch bewohnbare Orte zurück. Das führte dazu, dass sie sich in drei isolierte Gruppen aufspalteten: eine lebte im Westen Europas, eine liess sich im Balkangebiet nieder und die dritte zog es in den Nahen Osten.
Als es wärmer wurde, begannen die Jäger-Sammler-Gemeinschaften des Balkans und des Nahen Ostens sich wieder auszubreiten und zu vermischen. "Es ist diese Vermischungsgruppe, die später die Landwirtschaft hervorgebracht hat", erklärte Wegmann.
Schliesslich brachten diese frühsten Bauern mit europäischem Jäger-Sammler-Blut ihre Kultur entlang der heutigen Türkei, Griechenland und des ehemaligen Jugoslawiens vor rund 9000 Jahren nach Mitteleuropa.