Gross, mit vielen Wunschgerichten. Klein, fein und praktisch. «Bei der Zusammenstellung der Speisekarte hatten meine Eltern und ich zu Beginn ganz unterschiedliche Vorstellungen», erzählt Tamara Brog lächelnd. «Einig waren wir uns, dass wir frisch gekochte Gerichte aus saisonalen und regionalen Produkten anbieten möchten. Ich konnte die Eltern dann überzeugen, dass eine kleine, feine Karte in der Hochsaison mit einer Terrasse mit 170 Sitzplätzen ein-facher zu handhaben ist.»
Tamara Brog ist die neue Betriebsleiterin des Hotels auf der Grimselpasshöhe, das diesen Sommer Wiedereröffnung feiert. Sieben Jahre lang war es leer gestanden und dabei zu zerfallen. Ein Anblick, der Tamaras Vater Walter Brog bei jeder Grimselfahrt einen Stich versetzte. Brog entwickelt und installiert mit seiner Firma Energiesysteme für SAC-Hütten und ist Präsident der IG Schweizer Alpenpässe.
Nach einer dieser Passfahrten schlug er seiner Frau Susi spontan vor, das Hotel zu übernehmen – und sie war sofort dabei. Tamara, die im Dezember die Hotelfachschule in Thun abgeschlossen hat, liess sich von der Begeisterung anstecken und stieg ins Projekt ein.
Hotel als Familienprojekt
Als Hotelfachfrau und gelernte Köchin mit Zusatzausbildung als Diätköchin übernimmt sie die Betriebsleitung. «Wir sind aber ein Familienbetrieb», stellt Tamara Brog klar. «Allein wäre ich nie auf die Idee gekommen, sofort nach der Schule einen Betrieb zu leiten. Ich möchte noch etwas von der Welt sehen. Doch die Eltern wollten das Abenteuer nicht ohne mich angehen und ich wollte die Chance nutzen, Teil dieses Familienprojekts zu sein.»
Im neuen Arbeitsalltag heisst das, dass neben Tamara auch Susi Brog, gelernte Verkäuferin mit viel Service-Erfahrung, auf dem Grimselpass arbeitet. Walter Brog wird an den Abenden und den Wochenenden mithelfen. Tamaras Geschwister Silvan Alexander und Saskia haben ebenfalls Unterstützung angeboten.
Trotz Verzögerungen durch den langen und schneereichen Winter konnte das Hotel pünktlich eröffnet werden. «Wir haben schon überraschend viele Buchungen und liegen gut im Businessplan», weiss Tamara Brog. Besonders freut es sie, dass auch viele Einheimische aus den umliegenden Gemeinden zum Essen auf den Pass kommen.
Ihr Ziel ist, neben Durchreisenden auch Feriengäste zu beherbergen, die gleich einige Tage in der Grimselregion verbringen. Das Motto des Hauses sei «essen, geniessen, lachen, leben, reden, lieben». «Wir legen Wert auf Herzlichkeit, Qualität und Genuss. Wir wollen es so machen, wie wir es auch gerne hätten.»
Karges Paradies
Neben der Küche hatte Familie Brog daher ein besonderes Augenmerk auf eine stimmige, wertige Innenausstattung. Hier zeigt sich vor allem Susi Brogs Handschrift. Passend zur kargen Natur auf dem Grimsel, ist sie zurückhaltend und nimmt die Farben des Granits, des Schnee und mit Flechten überwachsenen Steine auf. Dazu kommen Accessoires und Möbel aus altem und neuem Holz, aus Filz und Wolle. Die Wände zieren Schwarzweiss-Fotos des Berner Oberländer Fotografen David Birri.
Geplant ist, das Hotel auch im Winter geöffnet zu haben, selbst wenn die Passstrasse geschlossen ist. «Wahrscheinlich nur zu bestimmten Zeiten.» Denn dann erreicht man die Grimselpasshöhe einzig nach einem rund anderthalbstündigen Aufstieg.
Noch ist nicht alles festgelegt. Klar ist für Tamara Brog aber, dass sie sich neben der vielfältigen Arbeiten immer wieder kleine Auszeiten in der umliegenden Bergwelt gönnen will. «Einfach mal wieder einen Nachmittag raus, das bringt viel. Besonders schön zeigt sich der Grimselpass aber auch am frühen Morgen: Wenn der See noch ganz still da liegt, ist es hier wie im Paradies.»
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