Das tönt nach tiefstem Hinterwalden und nach Clanwirtschaft, aber sicher nicht nach Schweiz. Und doch ist es wahr. Seit Jahren machen die Bäuerinnen auf ihre schwierige Situation aufmerksam.
Unabhängige Bäuerinnen
Genau genommen seit 101 Jahren. 1918 gründete die Waadtländer-Bäuerin, Augusta Gillabert-Randin, die erste Bäuerinnen-Vereinigung. Ziel war es, dass Bäuerinnen ökonomisch unabhängig werden können. Leider hat ihr Engagement nicht viel bewirkt. 2011 reichte deshalb Maya Graf, Bäuerin und Nationalrätin der Grünen, ein Postulat zur Situation von Frauen in der Landwirtschaft ein. Darin wurde der Bundesrat gebeten, einen Bericht mit Daten und Fakten vorzulegen. Und 2012 doppelte Anita Fetz, Basler SP-Ständerätin, mit der Forderung nach, dass Landwirte nur Direktzahlungen bekommen sollen, wenn sie ihre Frauen offiziell anstellen oder zu Miteigentümerinnen machen.
Sogar ein Teil der Bäuerinnen ist dagegen
Den Vorstoss von Fetz hat der Bundesrat aufgenommen, und basierend auf den Bericht über die Situation von Frauen in der Landwirtschaft aus dem Jahr 2016 wollte er nun ein für alle Mal die Situation der Bäuerinnen ändern. Er hat deshalb folgende Vorschläge in die Vernehmlassung der AP 22+ einfliessen lassen: angemessener, persönlicher Versicherungsschutz für mitarbeitende Ehepartnerinnen als zwingendes Eintrittskriterium bei den Direktzahlungen und Anpassung des Vorkaufsrechts im Bäuerlichen Bodenrecht zugunsten des selbstbewirtschaftenden Nichteigentümergatten.
Diese Vorschläge hat der Vorstand des Bauernverbands allerdings abgelehnt, ebenso die Landwirtschaftskammer; dort geschah das sozusagen diskussionslos und mit grosser Mehrheit. Selbst ein Teil der Bäuerinnen ist dagegen, immer mit der Begründung, es sei zugunsten der Erhaltung der bäuerlichen Familienbetriebe. Eine obligatorische Beratungspflicht für Betriebe, die Investitionskredit oder Starthilfe beantragen und eine Sensibilisierungskampagne sollen es nun richten.
Bäuerin ist das beste Pferd im Stall
Aber sind wir einmal ganz ehrlich, wer macht schon immer, was einem geraten wird? Diese Schlappe für die Rechte der Bäuerinnen ist schwer nachvollziehbar. Wird doch landauf, landab gelobt, welch unbezahlbare Dienste Bäuerinnen nebst der Arbeit in Familie und auf dem Betrieb im Namen der Allgemeinheit an Freiwilligenarbeit leisten. Sie prägen das öffentliche Leben und stehen als Botschafterinnen für den Kontakt zwischen Stadt und Land ein.
Wie um Himmels willen kann man da nur der Meinung sein, dass das «beste Pferd im Stall» dies alles gratis leisten soll? Üblicherweise bekommen in Betrieben und Konzernen die Besten die höchsten Löhne. Dabei wird primär ja nicht einmal ein Lohn gefordert, sondern ganz banal ein Sozial- und Versicherungsschutz. Das nützt schlussendlich nicht nur den Frauen, sondern auch dem Betrieb. Denn, wer kann es sich schon leisten, wenn die Bäuerin ausfällt und erst noch ein Ersatz für sie bezahlt werden muss? Wer möchte schon auf Mutterschaftsgeld verzichten? Würden wir nicht alle gern das Unternehmen übernehmen können, in dem wir jahrelang gearbeitet haben? Und der Altersarmut zum Opfer fallen, will auch keine und keiner freiwillig. Ganz zu schweigen von den Bäuerinnen, die nach einer Scheidung durch alle sozialen Netze fallen. Man wünschte sich ein engagierteres Vorgehen vom Dachverband der Bäuerinnen und Bauern.
Plan B und C fehlen
Vonseiten des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbands (SBLV) kam zwar der Vorschlag, die soziale Absicherung an einen Betriebsbeitrag zu knüpfen, ein zaghafter Versuch einer eigenen Lösung. Aber bei diesem Versuch blieb es dann auch. Eine konkrete Strategie mit einem Plan B oder sogar C fehlt. Nun heisst es wohl vonseiten des SBLV abwarten und auf bessere Zeiten oder auf Agrarminister Parmelin hoffen.
Hören wir auf, auf das Wunder von Bern zu warten. Der Vorstoss vom Bund war gut gemeint, wurde aber ohne die Bauern gemacht. Hören wir auf mit dem Warten, bis die Verbände einen Konsens gefunden haben, der zwar mehrheitsfähig ist, aber den Einzelnen nicht viel bringt. Gefordert ist jede und jeder. Am besten überprüft man seinen Versicherungsschutz und nimmt seine Vorsorge selber in die Hand. Das hat wohl oder übel mit Geld und Verhandeln zu tun. Herr und Frau Schweizer reden nicht gern über Geld. – Laut einem Artikel in der Zeitung «Reformiert» von letzter Woche sollen Paare eher über Sex als über Geld sprechen. – Denn wo verhandelt wird, herrscht nicht immer Einigkeit. Aber es lohnt sich! Und wer zusammen über Geld gesprochen und eine Lösung gefunden hat, wird es im Unternehmen gemeinsam noch viel weiter bringen.