Er suchte ominöse Ochsenherzen, fand Felder mit Kornblumen und begab sich auf die Spur der Gamsjäger: Samuel Herzog lädt in seinem Buch «Alpenaustern schlürft man nicht» zu einer literarischen Entdeckungsreise durch den Kanton Graubünden ein. Diese fing ganz woanders an, wie der Schweizer Künstler und Journalist schreibt, nämlich in Paris. Dort habe er auf einem Flohmarkt eine Serie von 16 Postkarten gefunden, die im Jahre 1966 eine gewisse Osamine an einen gewissen Schaki geschickt hatte.
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Ochsenherz mit Erdbeeressig
Auf jeder dieser Karte beschreibt die Verfasserin ihre Erlebnisse auf einer Tour durch Graubünden, bei welcher jeweils eine regionale Bündner Spezialität die Hauptrolle spielt. Ihre mit Aquarellen bebilderten Erzählungen inspirierten Herzog dazu, sich seinerseits aufzumachen und die damalige Reise zu rekonstruieren. Gar nicht so einfach, musste er schnell feststellen. Was meinte Osamine bloss mit dem frischen Ochsenherz, das sie im Prättigau von einem Hirten vorgesetzt bekam und mit etwas Erdbeeressig verkostete? Oder handelte es sich dabei um eine Pilzart oder um eine Tomatensorte?
Als etwas weniger rätselhaft entpuppten sich die Alpenaustern, welche sie auf einer weiteren Postkarte beschrieb, diesmal aus dem Unterengadin: Gemeint sind wohl Hammelhoden, die laut einer Metzgersfrau früher in manchen Bündner Gegenden in die Milkenpasteten kamen. Doch nicht alle Beschreibungen von Osamine sind derart spektakulär, sie berichtete auch von Geläufigerem wie etwa vom Roggenanbau im Münstertal, von Buchweizen im Vorderrheintal oder von den Kastanien im Bergell.
Ein bisschen Augenzwinkern
Der Autor Samuel Herzog ist den 16 Stationen der Postkartenschreiberin nachgereist, hat die jeweilige Gegend fotografiert und seine eigenen Begegnungen und Erlebnisse aufgeschrieben. Zeichnungen und sogenannte Tischbilder – das sind ornamentale Arrangements von Lebensmitteln – ergänzen die Geschichten.
Entstanden ist dabei, wie es auf der Buchrückseite treffend zusammengefasst ist, «eine literarische Hommage an die Landschaften und die Menschen Graubündens, in der Fiktion und Realität auf überraschende und oft auch humorvolle Weise zusammentreffen».
Zum Buch:
«Alpenaustern schlürft man nicht – Eine Entdeckungsreise durch Graubünden», Samuel Herzog, Edition Frida, 2022. Paperback, 128 Seiten. Fr. 28.–.
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