Vor zwölf Jahren habe ich, als selbst ernanntes «Stadttussi», die High Heels gegen Gummistiefel eingetauscht. Obwohl ich auch auf dem Land, aber nicht in einem bäuerlichen Haushalt, aufgewachsen bin, war die Stadt Luzern damals meine Wahl für Wohnen und Arbeiten.

Dann lernte ich meinen Mann kennen, einen innovativen Jungbauern, der soeben den elterlichen Hof übernommen hatte.

Im selben Jahr zog ich zu ihm, zwei Jahre später waren wir verheiratet und das erste Kind war unterwegs. Und natürlich kam spätestens dann immer wieder dieselbe Frage, mal augenzwinkernd, mal ernst: «Und. Wirst du jetzt Bäuerin?»

Bäuerin war für mich damals ein Berufsstand. Und ist es noch. Dazu war für mich die «Bäuerin» mit gewissen Klischees behaftet. Eigener Garten, eigene Nutztiere, landwirtschaftliches Fachwissen, Mithilfe im Haus und Hof, eigene bäuerliche Herkunft, all das machte für mich eine Bäuerin aus. Lange empfand ich mich nicht als Bäuerin, darum betitelte ich mich als «die Frau des Bauern».

Denn ich arbeitete weiterhin auswärts als Jugendarbeiterin. Hie und da half ich im Stall, beim Heuen oder lernte, wie man die Maschinen bedient. Dann kam das zweite Kind und ich blieb vorerst zu Hause.

Irgendwie mittendrin

Als Frau eines Bauern musste ich merken, dass man doch irgendwie immer involviert ist. Die Kinderbetreuung sowie die Terminorganisation der gemeinsamen Kinder liegt hauptsächlich in meiner Verantwortung. Dazu kommen regelmässige Laufburschentätigkeiten für den Mann. Hätte mir jemand vor zwölf Jahren gesagt, dass ich wöchentlich Ebersperma abhole, für Angestellte und Familie täglich koche und fix im Stall arbeite, hätte ich wohl kopfschüttelnd gelacht. Doch so kam es und ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen.

Kurz vor dem dritten Kind wagte ich es nochmals in die Arbeitswelt fernab vom Hof und begann mein Hobby, das Schreiben, als Beruf auszuüben. Und da dies scheinbar gut ankam, betitle ich mich mittlerweile als Hobbybäuerin die nebenbei als Bloggerin, Kolumnistin und Texterin arbeitet. Aber mein Hauptberuf ist und bleibt bis auf Weiteres «Mutter».

Zur Person
Rahel Iten ist verheiratet und hat drei Kinder. Sie ist Bloggerin, Texterin und Kolumnistin. Sie bewirtschaftet mit ihrem Mann eine Schweinezucht mit zwei Mitarbeitern und ist Hobbybäuerin.