Die Geschichte der Menschheit ist in weiten Teilen eine Geschichte von Menschen und Pferden. Pferde haben geholfen, Weltreiche zu gründen oder zu erhalten, aber auch zu erobern und zu zerstören. Mit dem Pferd konnten sich Menschen wesentlich schneller als zu Fuss bewegen und so kam es etwa zu Völkerwanderungen, die Erbanlagen und Sprachen beeinflussten. Im 19. Jahrhundert zogen Pferde Strassenbahnen und Transportwagen in engen Bergwerken.

Pferde in der Landwirtschaft

Während fast 1000 Jahren waren Pferde treue Helfer der Bauern. Heute stellt die Pferdehaltung in der Schweiz eine Dienstleistung für die gesamte Volkswirtschaft mit einem Umsatzvolumen von rund 2 Milliarden Franken pro Jahr dar. Die einheimische Landwirtschaft erwirtschaftet ein jährliches Einkommen von rund 500 Millionen Franken, weil 70 Prozent des Pferdebestands auf Landwirtschaftsbetrieben gehalten werden. Im Kanton Aargau hält jeder dritte direktzahlungsberechtigte Landwirtschaftsbetrieb Pferde und generiert damit wichtige Erlöse und Liquidität.

Trotz dieses Stellenwerts gerät die Pferdehaltung in der Schweiz zunehmend unter Druck. Nicht nur im Bereich der Raumplanung wird das Pferd immer mehr zum Feindbild der Bewilligungsinstanzen, auch im Kontext der Agrarpolitik wird dessen Existenzberechtigung zunehmend hinterfragt. Die Pferdehaltung hat im Rahmen einer ressourceneffizienten Nahrungsmittelproduktion denkbar schlechte Karten, was mit ein Grund sein dürfte, dass der Bund die Tierzuchtbeiträge für Schweizer Warmblutpferde im Umfang von rund 240 000 Franken pro Jahr ab 2026 streichen will.

Einschränkungsmassnahmen in der Pferdehaltung

Die Streichung erfolgt im Bewusstsein, dass gemäss einer Studie der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) rund 70 Prozent der Züchter über eine landwirtschaftliche Ausbildung verfügen und gegen 20 Millionen Franken aus dieser Zuchttätigkeit direkt in die Schweizer Landwirtschaft fliessen. Der Beitragsverlust gefährdet die inländische und bäuerlich geprägte Warmblutzucht fundamental und dürfte erst der Anfang von weiteren Einschränkungs- und Lenkungsmassnahmen in der Pferdehaltung sein. Einmal mehr sollen technokratische Massnahmen ohne Würdigung der wirtschaftlichen und kulturellen Konsequenzen durchgesetzt werden.

Zur Person
Hansruedi Häfliger, Direktor des LZ ­Liebegg ist verheiratet, hat drei erwachsene ­Kinder und nennt als ­Hobbys Wandern, Ski­fahren und Pferdezucht.