BauernZeitung: Agnes Schneider Wermelinger, seit über 25 Jahren organisieren Sie den Tag der Bäuerin an der OLMA mit. Gibt es überhaupt noch neue Themen zu besprechen? Wie kommt das Team jeweils auf das Thema des Tages?
Agnes Schneider Wermelinger: Ich denke, dass es noch viele interessante Themen gibt. Ja, wie kommt das Team jeweils auf ein neues Thema? Diese Frage ist spannend und ich muss wirklich darüber nachdenken. Meist an der Abschlusssitzung bringen mehrere Teammitglieder Ideen für neue Themen ein. Gemeinsam wird diskutiert, hinterfragt, werden zu Themen Ideen gesponnen… Meist bleiben dann bis zur nächsten Sitzung zwei oder drei Themen offen, die favorisiert werden. An der zweiten Sitzung wird es in der Regel konkreter. Welche Herausforderungen bietet dieses oder jenes Thema? Was ist aktueller? Wie könnte man das Thema umsetzen? Im Lauf der Sitzung legen wir uns meist auf den Themenblock fest.
Was reizt Sie auch nach so langer Zeit noch, den Tag der Bäuerin mitzugestalten?
Das sind verschiedene Aspekte. Die OLMA-Messeleitung ist sehr grosszügig mit uns Bäuerinnen – mit der Landwirtschaft im Allgemeinen. Zudem haben wir eine spannende Zusammenarbeit im Organisationsteam. Es macht grosse Freude, gemeinsam einen neuen Tag der Bäuerin auf die Beine zu stellen. Es gibt so viele spannende Themenbereiche, die wir angehen können. Der Tag der Bäuerin hat sich gewandelt – es ist noch nie langweilig geworden. Mit grossem Schmunzeln denke ich daran, dass in den ersten Jahren eine Veranstaltung unter dem Titel «Workshop» für Stirnrunzeln sorgte. Dieses englische Wort kam schlecht an. Geblieben von Beginn weg ist, dass der Tag der Bäuerin an der OLMA ein echter Treffpunkt für viele Bäuerinnen ist. «Man» trifft sich, tauscht sich aus – und geniesst den Tag und die OLMA.
Welche Perspektiven wünschen Sie den Bäuerinnen für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass die Bäuerinnen ihren Beruf auch künftig mit Freude ausüben können. Damit das möglich ist, ist eine gewisse Verlässlichkeit in Sachen Agrarpolitik nötig. Die absolute Sicherheit gibt es nirgends – das ist mir klar und muss auch nicht sein. Aber die Perspektiven sollten doch einigermassen kalkulierbar sein. Ich wünsche mir, dass die Bauernfamilien zu mindestens einigermassen fairen Preisen produzieren können und dass die Arbeitsbelastung nicht weiter zunimmt. Die Grenzen der Arbeitsbelastungen sind für Bäuerin und Landwirt längst erreicht – oder gar überschritten. Das hat relevante Folgen. Dass es für die Paarbeziehung nicht einfach ist, wenn eine dauernde Überforderung das gemeinsame Gespräch beinahe unmöglich macht, dürfte klar sein. Ich wünsche den Bäuerinnen den Mut und die Durchsetzungskraft Hilfe zu holen, wenn sie spüren, dass Hilfe nötig ist. Bäuerin sein ist ein beglückender Beruf – hoffen wir, dass sich möglichst viele Bäuerinnen auch künftig in ihrer Rolle wohlfühlen.
Interview Esther Thalmann