Walter Schönholzer, Thurgauer Regierungsrat und früherer Gemeindepräsident der Gemeinde Kradolf-Schönenberg, kennt Karin Stiffler und Ulrich Runge seit Jahren. Er war als Gast zugegen, als die beiden kürzlich mit einem Tag der offenen Tür und einer Feier für offizielle Gäste die Erweiterung ihres Kamelhofs in Olmerswil feierten. Schönholzer lernte die zwei jungen Leute vor 13 Jahren kennen, als diese mit ihren ersten vier Kamelen im Schlepptau in ein Bauernhaus in Olmerswil einzogen.

"Es war schwierig eine Bewilligung zu bekommen"

Ihre Idee, im kleinen Weiler einen Kamelhof zu eröffnen, gefiel zuerst nicht allen. Jahre zuvor sollte der Hof unter das Natur- und Heimatschutzgesetz gestellt werden, erinnerte sich Walter Schönholzer bei der Eröffnung. Dies konnte auf Wunsch des damaligen Besitzers aber verhindert werden. Einige Zeit später kamen die beiden Weltenbummler mit den Kamelen und ersuchten die politischen Stellen um eine Bewilligung, einen Hof für Kamele zu eröffnen. "Es war schwierig", erinnerte sich der Regierungsrat. "Doch schliesslich schafften wir es, dass der Hof als erhaltenswertes Objekt unter die Auflagen des Natur- und Heimatschutzgesetzes kam". Das habe es Karin Stiffler und Ulrich Runge ermöglicht, den Kamelhof nach ihren Bedürfnissen zu eröffnen, erklärte Schönholzer.

Interessierte Fachleute besuchen den Hof

Schnell wurde der Kamelhof zu einem beliebten Anziehungspunkt für Besucher und Fachleute, die sich mit der Haltung der Trampeltiere beschäftigen. Heute leben 17 Kamele auf dem Hof. Durch seinen hohen Anspruch an eine optimale Tierhaltung wurde der ausgebildete Tierpfleger Ulrich schon bald zur gefragten Ansprechperson. So lädt Runger Interessierte zu Weiterbildungen auf seinen Hof ein und steht unter anderem auch dem Zürcher Zoo mit seinen Fachkenntnissen zur Verfügung. Er unterstützt zukünftige Halter von Trampeltieren, Dromedaren und Tulus. Er hat einen Verein der Kamelfreunde gegründet und unterstützt einen jungen Landwirt aus der Region, der sich als Kamelmilch–Produzent versuchen will. Sehr gut hat sich auch der Bereich Tourismus und Events auf dem Kamelhof entwickelt. Im Angebot stehen Kamelreiten, Kameltrekkings, Geburtstagsfeiern, Firmenevents und vieles mehr.

Zustupf für den Kamelhof

Benno Lüthi will mit der Stiftung Benno und Marianne Lüthi Tierarten im In- und Ausland schützen und erhalten. Der frühere Leiter und Miteigentümer des medizinischen Laboratoriums Diagnostica in Zürich arbeitet heute im Freiwilligendienst des Zürcher Zoos. Dort hat er Ulrich Runge kennengelernt. Seither engagiert sich Lüthi mit seiner Stiftung auch finanziell für die Arbeit der Kamelhofbetreiber. Die respektvolle Haltung, die Runge sowohl seinen Tieren wie auch den Menschen entgegenbringe, sei sehr unter-stützungswürdig, sagte Lüthi bei der Feier zur Eröffnung.

Leicht belustigte Kamele

Dann endlich war es nach vielen Reden soweit. Marianne Lüthi durchschnitt das rote Band und die Stalltüren wurden geöffnet. Die Kamele kamen wie auf Kommando auf die Wartenden zu, mit dem leicht belustigten, spöttischen Gesichtsausdruck, der den Trampeltieren so eigen ist. Anschliessend konnten die neugeschaffenen Räumlichkeiten im Erdgeschoss besichtigt werden. Zu diesen gehören verschiedene Terrarien mit Wüstentieren, ein Shop mit diversen Gegenständen aus der Märchenwelt aus 1001 Nacht und ein kleines Wüstenmuseum.

Das Obergeschoss bietet eine grosszügige Aussicht auf die Wiesen und Felder rundum, auf denen die 17 Kamele friedlich grasen sowie auf den Alpstein in der Ferne. Ob der multifunktionale Raum in diesem wunderschönen Ambiente für Schulungen, als Eventlokal für Feierlichkeiten jeder Art oder als Vortragsraum genutzt wird, ist noch offen. Jedenfalls gab es bereits Anfragen von Anwesenden, die Karin Stiffler gerne entgegennahm.

Weitere Informationen: www.kamelhof.ch