Die Weidesaison startet und die bäuerlichen Gemüter sind erhitzt ob dem Abfall auf Feldern und Wiesen. Neben weidenden Kühen und Schafen können aber auch Nützlinge im Boden unter Plastik leiden. Und dieser stammt nicht nur aus achtlos weggeworfenem Abfall.
Das Leiden der Regenwürmer
Sind Regenwürmer im Boden, wird dieser durchlüftet, die Tiere bauen Humus auf und Pflanzenmaterialien ab. Fressen Bodenlebewesen kleine Plastikteile, können sie daran sterben. Dieser Mikroplastik entsteht aus grösseren Stücken, denn statt abgebaut zu werden, zerfallen Pet-Flaschen, Mulchfolien-Fetzen usw. zu immer kleineren Partikeln.
Keimschleudern und Chemiebomben
Die grosse Oberfläche von Mikroplastik ist ideal für Keime und Parasiten, eine weitere Bedrohung für Nützlinge im Boden. Ausserdem enthalten Plastik-Gegenstände grosse Mengen Zusatzstoffe, die wie Hormone wirken. Gelangen sie aus verwittertem Kunststoff in Gewässer oder in den Boden, können Mensch und Tier beeinträchtigt werden.
Grosse Mengen erwartet
Moritz Bigalke von der Universität Bern fand in Schweizer Auenböden bis zu 55 mg Mikroplastik pro Kilo Erde. Wie ihn der «Beobachter» zitiert, erwartet er grössere Mengen in landwirtschaftlichen Böden. Schliesslich lagen die untersuchten Auen in Naturschutzzonen, weiter entfernt von Siedlungen als typische Landwirtschaftsflächen.
Verschiedene Quellen
Aber woher kommt der Mikroplastik im Boden? Eine wichtige Quelle ist Littering, eine andere sind Resten von Mulch- oder Siloballen-Folien, Heuschnüre, alte Plastikpfähle und Ähnliches. Weil über die Bewässerung auch Plastik-Partikel aus Gewässern aufs Feld gelangen, spielt auch der Abrieb von Autopneus eine Rolle. Dieser wurde nämlich vom deutschen Fraunhofer Institut als Hauptquelle für Mikroplastik in deutschen Gewässern identifiziert.
Plastik im Mund und auf dem Kopf
Ebenfalls in Gewässern landet Plastik aus Pflege- und Putzmitteln. Daher lohnt es sich, beim Kauf auf die Inhaltsstoffe zu achten (siehe Kasten), zum Beispiel bei Schampoo. Auch die Filter von Zigaretten sind aus Kunststoff. Diese und der Umstand, dass mit den Stummeln jede Menge Giftstoffe in die Umwelt gelangen, zeigen klar: der einzig richtige Ort für die Kippen ist ein Aschenbecher.
jsc