Dem Herbst stehe ich zwiespältig gegenüber. Er macht mich glücklich mit seiner Farbenpracht und seinem weichen Licht. Er erleichtert mich, weil heuer viele Arbeiten das letzte Mal gemacht werden müssen. Wabert der Nebel aber und schlägt mir aufs Gemüt, lähmt mich diese Jahreszeit, macht mich schwermütig und lässt die Welt dumpf und belastend auf mich wirken.
Ich bin in die Höhe geflüchtet, um diese Kolumne zu schreiben. Dabei handeln meine Worte von dem, was unter der Nebeldecke passiert und hier oben auf den Alpwirtschaften schon gemacht worden ist: aufräumen, abräumen, wegräumen. Die Zuckerrübenberge an den Feldrändern, der Körnermais kurz vor der Ernte, der Mist und die Gülle auf den abgemähten Wiesen, die feinen grünen Linien auf dem frisch angesäten Acker, die bodenbedeckenden Gründüngungen: Alles zeugt vom Abschliessen – und vom Dranbleiben.
Für Sie, liebe Bäuerin, lieber Bauer, gibt es kein Ende. Haben Sie etwas erledigt, bereiten Sie das Neue vor. Egal, ob Ihnen Wetter, Pflanzenkrankheiten oder frustrierende Produzentenpreise auf die Moral drücken und den Unternehmensgeist lähmen: Sie müssen einen Plan fürs kommende Jahr erstellt und die ersten Schritte dazu unternommen haben. Und so gut Sie Ihre Arbeit auch machen, Sie können nicht wissen, wie das Wetter, mögliche Pflanzenkrankheiten und die Abnehmer nächstes Jahr mitspielen.
Es braucht Zuversicht
Sie können sich so viel Mühe geben, wie Sie wollen, Sie sind immer wieder vielem ausgesetzt, das Sie nicht beeinflussen können. Das muss ausgehalten werden und dieses Aushalten braucht Kraft. Dafür bewundere ich Sie. Es braucht gleichzeitig Zuversicht, nicht zu verzweifeln ob all den Hiobsbotschaften zum Klimawandel, zur Tiefpreispolitik der Migros, zur Verteuerung der Produktionskosten. Diese Zuversicht wünsche ich Ihnen weiterhin.
Ich hoffe aber auch, dass wir es als Gesellschaft schaffen, Grundlagen für Ihre Zuversicht und jene der nachfolgenden Generation zu schaffen. Grundlagen, die der gesamten jüngeren Bevölkerung eine lebenswerte Zukunft ermöglichen. Analog zu Ihrem Wirken: Um diese Grundlagen zu erschaffen und umzusetzen, müssen wir dranbleiben. Nach jedem Abschluss geht es weiter. Hoffentlich gemeinsam.