Sieben Sturzflüte, einmal «grosser Hagel» und einmal «starker Gewitterregen mit Hochwasser». Das sind alles Begriffe, die alleine im Juni vom Sturmarchiv Schweiz verzeichnet worden sind. Es ist eine lange Liste von «Extremereignissen», wie es Experten benennen.

Das letzte verheerende Ereignis geschah am Samstag, den 29. Juni, wobei ein Tiefdruckgebiet von Frankreich in Richtung Süddeutschland zog. Dabei führte das Druckgebiet von Süden feuchte und instabile Luft zum Alpenraum. «Dies sorgte besonders auf der Alpensüdseite für kräftige Gewitter, welche in der Region vom Simplonpass bis zum Maggiatal hohe Niederschlagsmengen verursachten», beschreibt Meteoschweiz die Situation. Auch in der Westschweiz entwickelten sich starke Gewitter. Das heftige Unwetter erforderte laut Angaben des SRF in den Südkantonen fünf Menschenleben. Im Tessin und im Wallis werden immer noch mehrere Personen vermisst.

Tessin: abgeschnitten von allem

Ronny Zürcher, der Leiter Schaden Aussendienst der Emmentalversicherung hat sich einen Überblick verschaffen. Grosse Schäden seien bei Unwettern im Bündner Dorf Misox, im Tessin und im Wallis angerichtet worden. «Landwirte sind da aber nicht überdurchschnittlich betroffen, aber natürlich auch», so Zürcher. Zu der Anzahl Schadenfällen kann die Emmentalversicherung derzeit noch keine genauen Zahlen nennen. «Einige Gebiete – z.B. im Tessin –  sind noch überhaupt nicht erreichbar und teilweise von der Aussenwelt, der Kommunikation und vom Strom abgeschnitten», so Zürcher. 

100 ha in Graubünden betroffen

Die Lage im Kanton Graubünden ist schon etwas klarer: «Das von der Gebäudeversicherung Graubünden bis anhin eruierte Schadenausmass nach den Unwettern an Gebäuden im Misox und Calancatal beläuft sich auf 8 bis 15 Millionen Franken. Bisher wurden über 220 Gebäudeschäden gemeldet, so der Kanton. Das Ausmass der Schäden an Grundstücken und Kulturen wird zurzeit noch ermittelt. Aktuelle Schätzungen gehen von 100 Hektar betroffenem Kulturland aus.

Wein, Raps, Getreide, Zwiebeln kaputt

Die Schweizer Hagelversicherung berichtet schliesslich auch von Hagelunwettern in der Region des Berner Seelands. Besonders die Bezirke Jura-Nord vaudois und Morges waren aufgrund der instabilen Luft erhöhter Gewitteraktivität ausgesetzt.

«Die Schweizer Hagel erreichen zahlreiche Schadenmeldungen aus den erwähnten Regionen. Betroffen sind vor allem folgende Kulturen: Wein, Ackerkulturen (Raps und Getreide) und Lagergemüse (Zwiebeln)», so die Mediensprecherin Esther Böhler.

«Nicht versichert»

Hagel Schweiz spricht in diesem Zusammenhang die begünstigte Ausbreitung der Krautfäule an. «Pflanzenkrankheiten an landwirtschaftlichen Kulturen als Folge von Unwetterschäden sind generell nicht versichert», erklärt Urs Schuler, Leiter Versicherungen Deutschschweiz. Um die betroffenen Versicherten rasch zu unterstützen, werden die Expertinnen und Experten in den nächsten Tagen mit der Schadenerhebung beginnen.