Elf Jahre lang hiess sie einfach «Chatz» oder «Büsi», dann gaben ihr die Grosskinder den Namen Boni. Sie war immer hier und folgte mir oft, wenn ich draussen war. Sass ich auf der Bank, sprang sie zu mir hoch und legte sachte eine Pfote auf mein Bein, dann schob sie langsam den Kopf nach. Ich wollte sie nicht auf dem Schoss und stiess sie mit der Hand zurück. Sie versuchte es hartnäckig wieder, bis ich aufstand und wegging. Manchmal war sie richtig aufdringlich.

Es fiel uns allen auf, dass Boni sich seit Tagen nicht mehr zeigte. Wo frisst sie jetzt wohl? Dann tauchte sie wieder auf, aber wie! Mager war sie geworden. Ich stellte ihr etwas zu fressen hin, aber sie stürzte sich nicht hungrig darauf, sie ging weg. Ist sie krank? Dann strich sie mir wie immer um die Beine und liess sich streicheln. Doch bevor ich daran dachte, sie zum Tierarzt zu bringen, verschwand sie wieder. Für immer?

Ich denke an ihren Onkel, der davongelaufen ist. Viele Jahre später kam er eines Tages zurück, abgemagert und mit struppigem Fell. Er liess sich streicheln, frass ein wenig und verschwand für immer. Wir hatten den Eindruck, dass er sich verabschieden kam. Auch Bonis Schwester verschwand eines Tages. Nach etwa zwei Wochen kam sie mager und struppig zurück. Ich fütterte sie, sie liess sich lange streicheln, aber am Abend war sie weg. Einige Wochen später fanden wir sie auf den Strohballen, steif und verdorrt. Ich grub ein tiefes Loch im Garten, legte Heu hinein, dann das tote, einst so geliebte Tier, bedeckte es mit Heu und füllte das Loch mit Erde.

Gekommen um endgültig zu gehen

Boni ist plötzlich wieder da und schaut zu mir auf. Ist sie traurig? Sucht sie Hilfe? Sie mag mein Streicheln, aber sie will nicht fressen. Sie ist geschwächt und wankt beim Gehen. Was soll ich tun? Ihr Fell glänzt nach wie vor, und sie sieht nicht krank aus, nur sehr schwach. Bestimmt ist sie am Ende ihres Lebens angelangt. Jedoch zieht sie sich nicht zurück wie die anderen Katzen, sie bleibt den ganzen Tag in unserer Nähe und kann immer schlechter gehen. Ich trage sie zum Sitzplatz, bereite ihr aus Tüchern ein Nest und stelle ein Schälchen mit Wasser neben ihren Kopf. Sie trinkt daraus und legt sich hin, es scheint ihr zu gefallen. Wir besuchen sie oft und streicheln sie, bis wir zu Bett gehen. Am Morgen finden wir sie tot am Rand des Nestes. Sie wollte in unserer Nähe sterben. Jost bettet sie in eine Schachtel und begräbt sie im Garten, ich schaffe es diesmal nicht selber. Es beeindruckt mich, wie diese Katzen sich verabschiedet haben.