«Euch Waldeigentümern muss es ja wieder recht gut gehen, wenn die Holzpreise so steigen.» Die Meinung vieler Leute aufgrund der aktuellen Medienberichte über das gesuchte und teurer gewordene Baumaterial Holz ist eine falsche Schlussfolgerung. Ruedi Gerber, Präsident von Wald Luzern, betont: «Wir spüren zwar ein gewisses Verständnis der Holzindustrie für die Lage im Wald. Aber es gibt keine Zusicherungen für deutliche Preisverbesserungen an die Waldeigentümer.»

Zu schwache Holzkette

Lignum Zentralschweiz lud Vertreter(innen) der Wald- und Holzbranche vergangene Woche zu einem runden Tisch zum Thema Rundholzbeschaffung. Es sei viel gesprochen, aber nichts versprochen worden, zieht Gerber enttäuscht Bilanz. Einig war sich die Runde lediglich, dass die Holzkette für alle Glieder funktionieren sollte. Für Gerber ist dies aber derzeit nicht gegeben. «Der Holzmarkt funktioniert nicht.» Es fehle an Dynamik und auch an Verarbeitungsstrukturen für die auf dem Markt gefragten Bauteile. So werden solche nach wie vor mehrheitlich eingeführt und sind nun wegen weltweit gestiegener Nachfrage in letzter Zeit in der Schweiz knapper und teurer geworden. Rundholz aus Schweizer Wäldern scheine aber nach wie vor genügend vorhanden zu sein, dass es sich die Abnehmer leisten könnten, nicht deutlichere Zeichen zu setzen, bedauert Gerber. Zu den aktuellen und weiterhin defizitären Bedingungen sei die Waldseite nicht bereit, mehr Holz zu liefern.

Hilferuf im Bernbiet

Auch die Genossenschaft Aareholz in der Region Biel/Solothurn weist in einem Schreiben an Wald Schweiz und die Berner Waldbesitzerinnen auf die desolate Situation hin. «Die Holzmarktentwicklung entspricht nicht Angebot und Nachfrage, sie ist einfach nur das Ausnützen der schwachen Position der Waldwirtschaft.» Über das Geschehen auf dem Holzmarkt müsse in der Fachpresse wieder mehr informiert werden. Und erwartet wird mehr politisches Engagement. Aareholz ruft ihre Holzeinkäufer auf, der Marktlage angepasste Preiserhöhungen zu machen.

Zu geringe Anpassung

Sehr verhaltene Preisanpassungen nach oben gab es zwar Anfang April. So berichtet Ernest Schilliger von der grössten Schweizer Sägerei im Interview im aktuellen «Wald und Holz», dass der Rohstoff auf der gesamten Rundholzmenge für die Firma 18 Prozent teurer geworden sei. Diese Erhöhung mache allerdings bei Holzpreisen von 60 bis 70 Franken nur wenige Franken aus und sei viel zu wenig für kostendeckende Holzschläge, bemerkt dazu Ruedi Gerber.

 

Kommentar: Verkehrte Holzwelt

Bauholz werde zunehmend knapp, es gebe Lieferengpässe und steigende Preise. Sogar Möbel könnten bald mehr kosten, ist inzwischen sogar in der Sonntagspresse zu lesen. Anderseits beklagen sich die Waldeigentümer über die anhaltenden Tiefstpreise für Rundholz aus Schweizer Wäldern. Und kritisieren, dass die Abnehmerinnen nicht bereit seien, der Marktlage entsprechende Preise zu zahlen. Schliesslich sei gutes Käferholz überall Mangelware und Frischholz werde nur mehr wenig geerntet. Die Säger hingegen melden eine gute Versorgung, aber sinkende Qualität von Rundholz.

Die Holzindustrie ihrerseits weist auf die hohe Komplexität hin. Der Rundholzmarkt laufe eben ganz anders als der Restholzmarkt, und überhaupt könnte sich die Marktlage beim Bauholz in kurzer Zeit wieder ändern. Es brauche ein Preisgefüge, das für alle in der Wertschöpfungskette planbar und umsetzbar sei, meint der grösste Schweizer Holzabnehmer. Fakt ist, das derzeit das Preisgefüge für die Waldeigentümer nicht stimmt, seit Jahren nicht. Wohl auch, weil andere Glieder in der Holzkette schwach sind, die Folgen trägt aber vor allem das erste Glied. Das ist keine gelebte Partnerschaft. Bedauerlich im Waldland Schweiz, wo Schweizer Holz ein so grosses Potenzial hätte.