Noch sind die Felder gefroren und ein Ausbringen von Gülle ist weder sinnvoll noch erlaubt. Doch es lohnt sich schon jetzt, die Geräte richtig vorzubereiten und darauf zu achten, möglichst wenige Feststoffe in die Gülle zu bringen und deren Abbau in der Güllegrube durch Zusätze zu fördern. So lassen sich beim Schleppschlauchverfahren dicke «Güllemähdli», auch Güllewürste genannt, vermeiden oder reduzieren.

Wintergülle ist häufig dick

Beat Weibel, Landwirt in Jonschwil SG, bringt die Gülle seiner Mutterkühe seit elf Jahren mit einen Schleppschlauchverteiler aus. Im Winter gibt er weniger Wasser in die Gülle, damit das Güllelager genügt. «Das Schlimmste ist, wenn man im Frühling dicke Ware ausbringt und sie liegen lässt», musste der Landwirt erfahren. «Dann klebt das Zeug am Boden.» Um das zu verhindern, fährt Weibel nach dem Ausbringen mit der Wiesenegge oder dem Striegel über das Feld und «verreibt» die Güllewürste. Besser geht es, wenn er die Gülle kurz vor dem Regen ausbringt, so dass sie nicht eintrocknet und an den Pflanzen kleben bleibt, sondern in den Boden eindringt. Im Sommer hat der Landwirt kein Problem mit dicken Güllemähdli, da ein Teil seiner Tiere auf der Alp ist und er Wasser zur Gülle gibt.

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Frische Güllespuren direkt nach dem Ausbringen. 

Feststoffe unerwünscht

Moderne Verteilköpfe seien heute in der Lage, auch Langstroh zu schneiden. Weder die Verteilköpfe noch die Schläuche würden deswegen verstopft, sagt Beat Weibel, der bei der Firma Odermatt Umwelttechnik AG als Landmaschinenmechaniker arbeitet. Doch je mehr Feststoffe in der Gülle seien, desto eher komme es zu den unerwünschten Güllemähdli. «Die Feststoffe müssen möglichst aus der Gülle raus», folgert Weibel. Sie stammen vor allem vom Futter und der Einstreu.

Weibel streut die Liegeboxen seiner Mutterkühe mit gemahlenem Stroh ein. Damit möglichst wenig davon in die Gülle gelangt, führt er den Mist der Laufgänge auf den Miststock, wo er auch den Mist der Abkalbebucht und des Kälberschlupfes lagert und verrotten lässt.

Zum Füllen des Güllefasses verwendet er eine Rührmix-pumpe, welche die Strohfasern zerreisst, so dass die Gülle homogener wird. Eine weitere Möglichkeit, möglichst homogene, flüssige Gülle auszubringen, ist der Zusatz von Präparaten oder «Gülleverbesserern», welche den Abbau oder die Rotte von Rohfaser beschleunigen. Man könnte das Stroh auch nachträglich mit einem Gülleseparator von der Gülle trennen. Es entstünde dann feuchter Mist und dünnflüssige Gülle. Der Kauf oder die Miete von Gülleseparatoren sei aber mit weiteren Kosten verbunden, gibt der Landwirt zu bedenken.

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Verteilkopf innen: Der Schneidring (l.) dreht sich exzentrisch. Dies führt zum Schneiden der Feststoffe. (Bild Odermatt Umwelttechnik AG)

Flexibel mit Schleppschlauch

Einen grossen Vorteil des Schleppschlauchverteilers sieht Beat Weibel darin, dass er seine Wiesen auch dann noch güllen kann, wenn das Gras schon höher ist. Mit einem Breitverteiler würde er das Gras verschmieren und die Kühe würden es nicht mehr fressen. Ausserdem stinke die Gülle beim Ausbringen mit dem Schleppschlauch weniger als mit dem Breitverteiler, hat der Landwirt festgestellt. Ein grosser Vorteil für ihn, da seine Wiesen an einem Wohngebiet liegen.

Als Landmaschinenmechaniker fällt ihm auf, dass Reparaturen am Verteilerkopf des Schleppschlauchverteilers besonders dann nötig sind, wenn man diesen nicht genügend reinigt und einölt. Man sollte den Verteilerkopf nach jedem Gebrauch waschen, schmieren und einölen, betont Weibel, auch dann, wenn man die Maschine nur kurz gebraucht hat. Andernfalls kommt es schnell zu Korrosionen durch die aggressive Gülle. Sein eigener Schlepp­schlauchverteiler mit einem Hochdorf-Verteilkopf arbeite schon seit elf Jahren, ohne dass eine Reparatur notwendig gewesen sei.

Gülle verdünnen lassen

Auf dem Kappelhof in Wittenbach bei St. Gallen kommt schon seit mehr als 20 Jahren der Schleppschlauchverteiler zum Einsatz. Hauptgrund für die frühe Anschaffung waren die Geruchsemissionen, denn die Wiesen grenzen an das Wohngebiet. «Der Schleppschlauchverteiler ist fast ein Muss», sagt Hansjörg Mannale, Pächter des 43 ha grossen, biologisch bewirtschafteten Hofes der Ortsbürgergemeinde St. Gallen. Er bringt die Gülle mit einem 6 m3 grossen Güllefass und einem 7,5 m breiten Odermatt-Schleppschlauchaufsatz aus. Auch für Mannale sind dicke Gülle und damit Güllemähdli eine Herausforderung. In seinem Laufstall für 50 bis 60 Kühe streut der Landwirt gehäckseltes Stroh ein. Anders als im Stall von Beat Weibel schiebt ein Entmistungsroboter das Stroh, das die Kühe mit den Beinen auf den Laufgang schleifen, in eine Vorgrube des Güllelagers. Wegen des hohen Strohanteils muss der Landwirt die Gülle verdünnen. Dabei kommt es ihm zu Hilfe, dass er die Rinder- mit Schweinegülle mischen kann und dass sowohl die Kühe als auch die Schweine über grosse, nicht überdachte Ausläufe verfügen, deren Regenwasser in die Güllegrube gelangt. Um das Stroh möglichst aufzuschliessen und damit fliessfähig zu machen, streut der Landwirt Steinmehl in die Einstreu der Liegeboxen, das die Rotte beschleunigen soll.

Auf das Wetter achten

Trotzdem hat auch er vor allem im Frühling und bei trockenem Wetter mit dicken Güllemähdli zu kämpfen. Dann bleibt ihm wie Beat Weibel nichts anderes übrig, als mit dem Striegel über die Gülle zu rechen und sie so zu verteilen. Der richtige Zeitpunkt spielt auch bei ihm eine wichtige Rolle. «Schleppschlauchverteiler sind eine gute Sache, aber man muss auf das Wetter achten», bringt es Mannales Mitarbeiter Jonathan Bracher auf den Punkt. Zu einer Verstopfung des Verteilkopfes wegen des Strohs kommt es auch auf dem Kappelhof nicht. Wichtig sei, dass die Maschine nach jedem Gebrauch gut mit Wasser gespült werde, da sonst Gülle antrockne und die Ablagerungen an den Leitungen zu Verstopfungen führen können, erklärt Mannale. Der Schleppschlauchaufsatz kostete rund 20 000 Franken. Die Ressourceneffizienzbeiträge des Bundes von 30 Franken je Hektare und Gabe seien da sehr gerechtfertigt. Auf seinem Betrieb macht das zwischen 2000 und 3000 Franken pro Jahr aus. Gefördert wird der Schleppschlauch sicher noch bis und mit dem Jahr 2021. Noch ist offen, ob er dann obligatorisch erklärt oder weiterhin mit Beiträgen gefördert wird.

 

Gibt es doch kein Obligatorium?

Die Förderung für emissionsmindernde Ausbringungsverfahren soll Ende 2021 eingestellt werden; das Schleppschlauch-Obligatorium ab 2022 in Kraft treten. Dies sind Absichten des Bundesrats, der eine entsprechende Änderung der Luftreinhalteverordnung (LRV) beschlossen hat.

Der Ständerat hat dagegen aber ein klares Veto eingelegt und eine Motion gutgeheissen, die das Obligatorium aus der LRV gestrichen sehen möchte. Diese Verordnungen sollen so ausgestaltet werden, dass der Schlepplaucheinsatz auch nach 2021 durch die Weiterführung von finanziellen Anreizsystemen gefördert wird. Auch der Schweizer Bauernverband (SBV) ist überzeugt, «dass die Weiterführung dieses Anreizsystems der richtige Weg ist, um das Ziel einer Reduktion der Emissionen zu erreichen».Nun muss der Nationalrat der Motion zustimmen, damit das Obligatorium definitiv vom Tisch ist.

Die Fördermassnahmen für den Schleppschlauch via Ressourceneffizienzbeiträge war ursprünglich bis Ende 2019 geplant. Aufgrund einer Motion der nationalrätlichen Finanzkommission vom November 2019 konnten sie dann bis 2021 verlängert werden. akr/ke