Der richtige Umgang macht den Hofhund zum Freund und geschätzten Helfer des Landwirtes und seiner Familie. In einem Kurs zeigte Sandra Weber, Hundetrainerin in Urnäsch AR, was dabei zu beachten ist.
Wir erwarten ein «hundeunlogisches» Verhalten
An den Hofhund werden viele anspruchsvolle Anforderungen gestellt. Er soll den Hof selbstständig bewachen, aber ja nicht nach Besuchern schnappen und den Spaziergängern oder Joggern nachrennen. Er soll helfen, die Hoftiere zu treiben, aber sie sonst in Ruhe lassen. Er soll ein guter Kamerad sein, aber nicht an einem hochspringen oder die abgestellten Schuhe zerbeissen.
Hunde sind in erster Linie Beutegreifer, sie jagen meist im Rudel, leben im Sozialverband und haben ein Territorium. «Oft erwarten wir allerdings vom Hund ein hundeunlogisches Verhalten», bemängelt Weber. Bei Katzen hätten wir oft mehr Verständnis für ihr artgemässes Verhalten. Jagt der Hund einem Tier nach, dann bestrafen wir ihn. Stattdessen müssten wir ihn auf andere Art sinnvoll beschäftigen, Arbeit mit der Nase oder dem Treibball zum Beispiel, und nicht allein jagen lassen.
Der Hund kennt keine Demokratie
Ähnlich ist es beim Zusammenleben mit dem Hund. «Wir holen einen Hund in unser ‹Rudel› und erwarten, dass er sich menschlich benimmt», fügt die Hundekennerin als zweites Beispiel an. Kleider nicht schmutzig zu machen, ist nicht im Instinkt-Repertoire des Hundes. Auch ist ihm Demokratie unbekannt, er lebt in Hierarchie. Der Mensch müsse also die Führerrolle übernehmen, aber niemals mit Gewalt.
«Schöne Dinge miteinander tun»
Um richtig mit seinem Hund zu kommunizieren, muss man ihm klare Signale geben. Sitz und Platz bedeuten zum Beispiel nicht dasselbe. Bei der Erziehung wird oft viel geschimpft und zehnmal «Sitz» gesagt. Wenn der Hund dann endlich sitzt, erfolgt aber kein Lob, bemängelt Weber. Richtig wäre, die unerwünschte Reaktion des Hundes nicht zu beachten und die richtige verbal zu bestätigen. Guetzli zur Bestätigung gleichen nach Ansicht von Weber allerdings einer Bezahlung.
Man sollte die Übung lieber so gestalten, dass der Hund Freude daran hat, zum Beispiel seinen Spiel- und Jagdtrieb nutzen. «Schöne Dinge miteinander zu erleben, schweisst zusammen», weiss Weber aus den Erfahrungen mit den eigenen Hunden. Wer sich nicht mit seinem Hund abgibt, dürfe sich nicht wundern, wenn dieser auf «dumme Gedanken» komme. Bei der Arbeit auf dem Hof sollte ihn die Bezugsperson in ihrer Nähe anbinden oder beaufsichtigt laufen lassen. Geht sie ins Haus, sollte sie den Hund im Hausgang oder in einem Zwinger unterbringen.
Richtig reagieren: nicht darauf eingehen
Ein unerwünschtes Verhalten ist nicht die Schuld des Hundes, sondern des Halters. Oft ist dieser versucht, zu schreien und zu schimpfen, wenn sein Hund etwas tut, was er nicht will, vor allem, wenn er wertvolle Dinge zerkaut oder mit dreckigen Pfoten an einem hochspringt. «Nicht darauf eingehen», rät die Hundekursleiterin.
Möchte der Hund an einem hochspringen, dann einfach stehen bleiben und keinerlei Beachtung geben oder umlenken. Nützt ihm sein Verhalten nichts, dann hört der Hund schliesslich damit auf. Schimpfen hingegen bedeutet für den Hund, dass er Aufmerksamkeit bekommt und das wirkt trotz negativer Beachtung als Belohnung.
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Warnen, nicht meistern
Das Bewachen des Hofes ist Sache des Chefs. Der Hund soll seinen Chef nur warnen und nicht selbst die Situation meistern müssen. Am besten bringt man den Hund in einem tierschutz-konformen Zwinger unter, wo er dann zwar warnt, wenn eine fremde Person kommt, aber das Territorium nicht selbst verteidigt. Gründe, warum ein Hund einen Menschen zwickt oder beisst, gibt es verschiedene. Hier ist es angesagt, den Ursachen auf den Grund zu gehen.
Es ist jedoch grundlegend falsch, den Hund am Nacken zu packen und ihn so zu bestrafen. «Der Nackenbereich ist die Todeszone», warnt Weber. Wird so reagiert, dann gibt es nur Verlierer. Der Meister als vermeintlicher Sieger verliert das Vertrauen seines Hundes.
Hunde erziehen benötigt Geduld. Man sollte sich immer selbst beherrschen und sich überlegen, wie man auf den Hund wirkt. «Die eigene Sicht zum Hund überdenken, ihn nicht überfordern», rät Weber.
Zu spät ist es nie
Der Hund hat ein Recht auf Erziehung und indem das Vertrauen zwischen Halter und Hund wachse, werde vieles einfacher. «Die Grenzen eurer Hunde sind in euren Köpfen, nicht beim Hund. Glaubt an euch! », gibt die Kursleiterin ihren Schülerinnen mit auf den Weg. Wer ein wichtiges Ziel habe, sei auch bereit, dafür zu trainieren. Dabei empfiehlt die Hundetrainerin Sandra Weber Optimismus und Geduld: «Der Hund lernt bis ins hohe Alter. Es ist nie zu spät.»
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