Wie lange ist ein Lebensmittel noch über das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) essbar? Bislang stand man bei der Frage eher ratlos da. Die Arbeitsgruppe «foodsave2025» mit Vertreter und Vertreterinnen aus Wissenschaft, Spendeorganisationen und Lebensmittelbranche hat dafür das Konzept Mindesthaltbarkeitsdatum plus entwickelt, welches am Mittwoch vorgestellt wurde. Es soll die Lebensmittelverschwendung minimieren, in dem es klare Richtlinien vorsieht, in welchem Zeitraum nach dem aufgedruckten MHD ein Produkt noch ohne Bedenken konsumiert werden kann.
6 bis 360 Tage länger haltbar
Es muss zwischen dem Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) und dem Verfallsdatum unterschieden werden. Das Mindesthaltbarkeitsdatum sei eine Art Garantie des Herstellers, bis zu welchem er die Unversehrtheit garantiert, sagt Corinne Gantenbein, Lebensmittelmikrobiologin an der ZHAW und Mitglied der erwähnten Arbeitsgruppe. Ob das Produkt tatsächlich noch gut ist, kann man mit den Sinnen wahrnehmen.
Die im Rahmen des Projekts definierten MHD+ wurden von Gantenbein wissenschaftlich untersucht. Die Zeiträume, in welchen ein Produkt noch länger haltbar sind wurden wie folgt definiert:
- 6 Tage: Kleingebäck, pasteurisierte Milch, rohe Eier
- 14 Tage: Quark, Joghurt, Frischkäse, Weichkäse, Rohschinken, Salami, gekochte Eier, vorverpackte Backwaren.
- 30 Tage: gekühlte Getränke, UHT-Milch, Butter, Hartkäse, Crackers, Nüsse.
- 90 Tage: Tiefgekühlte Produkte, sofern sie weiterhin im Tiefkühler gelagert werden.
- 120 Tage: Fett und Öl, ungekühlt lagerbare Getränke wie Mineralwasser oder Softdrinks, Dosenkonserven, in Öl eingelegte Produkte, Trockensuppen und -saucen, Frühstückscerealien, Knäckebrot und Zwieback.
- 360 Tage: Mehl, Teigwaren, Reis, Salz, Gewürze, Essig, Zucker, Honig, Konfitüre, Schokolade, Tee und Kaffee.
Die definierten Zeiträume sind essenzieller Bestandteil des Merkblattes.
Achtung beim Verbrauchsdatum
Produkte mit einer kurzen Haltbarkeit sind mit einem Verbrauchsdatum angeschrieben, hält Corinne Gantenbein fest. Bei solchen Esswaren sei es zu riskant, mit den Sinnen zu beurteilen, ob sie noch gut sind, da krankmachende Keime involviert sein könnten, die keine geruchlichen Veränderungen mit sich bringen. Eine Möglichkeit, sie länger haltbar zu machen besteht jedoch dadurch, sie vor dem Verbrauchsdatum einzufrieren, wenn sie sich dafür eignen. Sie halten dann 90 Tage länger. Dies gilt laut Merkblatt zum Beispiel für Frischfleisch, Reibkäse und Erzeugnisse aus Fisch- und Meeresfrüchten.
Ein Produkt nach Ablaufdatum verkaufen?
Zusätzlich zum Merkblatt wurde im Rahmen des Projekts ein Leitfaden für die Datierung von Lebensmitteln und ein Leitfaden für die Spende von Lebensmittel erarbeitet.
Tatsächlich ist es erlaubt, Produkte nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums zu verkaufen. Wichtig dabei sei, die Kunden oder Kundinnen darüber zu informieren, dass man es macht und nach welchen Kriterien, sagt Alex Stähli, Geschäftsführer von Tischlein deck dich. Hier kann der neu entwickelte Leitfaden herbeigezogen werden. Bisher sei dieser Prozess mit Unsicherheiten verbunden gewesen, sagt Stähli.
Auch Produkte mit einem Verbrauchsdatum können laut ihm weiter verkauft oder gespendet werden, wenn sie zum richtigen Datum tiefgekühlt werden und entsprechend etikettiert sind. Mit der Anwendung des Mindesthaltbarkeisdatums plus können Produktionsbetriebe, Detailhändler sowie Konsumentinnen und Konsumenten einen Beitrag zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung leisten.
Hier herunterladen:
Das Merkblatt «Genuss ohne Risiko»
Der Leitfaden zur Datierung von Lebensmitteln
Der Leitfaden zur Abgabe von Lebensmitteln