Zwei winterliche Wochen nach einem frühen Start in den Frühling: Das ist nicht nur für Landwirte eine Herausforderung, sondern auch für Schädlinge wie die Kirschessigfliege (KEF). Hat das Aprilwetter also wenigstens eine positive Seite? Zu früh freuen sollte man sich nicht, winkt Lukas Seehausen ab. Er forscht am internationalen Agrar- und Umweltinstitut Cabi in Delémont zur Ökologie invasiver Arten.

«Wie die meisten Insekten wird wohl auch die KEF unter der Kälte etwas leiden», sagt er zum Wintereinbruch. «Vor allem die Individuen, die in den vorherigen warmen Tagen schon aktiv geworden sind, haben Schwierigkeiten, geschützte Plätze zu finden, wo sie nicht unter der Kälte leiden». Es sei aber davon auszugehen, dass dies allein die KEF-Populationen nicht unter die Schadgrenze bringen werde, zumal die Früchte bzw. Blüten selbst zu leiden hätten.

Neue Feinde aus Asien eingewandert

Einen Hoffnungsschimmer für die KEF-geplagten Hochstamm-Kulturen gibt es aber dennoch. Er heisst Leptopilina japonica. Bei einem Monitoring sei diese schon vorhandene asiatische Schlupfwespe gefunden worden, sagt Lukas Seehausen. «Das ist ein Erstfund in der Schweiz», weiss er. Für die Forschenden sei dieser aber keineswegs überraschend gekommen. Die asiatische Schlupfwespenart sei nämlich schon vor ein paar Jahren in Italien und Deutschland gefunden worden. Sie sei vermutlich von selbst eingewandert, vermutet Seehausen.

Eigentlich hatten die Forscher auf die die Schlupfwespe Ganaspis cf. brasiliensis G1 gesetzt und diese im Rahmen eines Freisetzungsversuchs im Jura und im Tessin ausgesetzt. Im Monitoring wurde dann aber statt des Nützlings Leptopilina japonica gefunden. «Ihr Erscheinen kann für Obstproduzenten  als eine Chance gesehen werden», sagt Seehausen. «Erfahrungen aus Kanada, wo die Schlupfwespen auch von selbst angekommen sind, zeigen, dass beide Schlupfwespenarten zusammen höhere Parasitierungsraten der KEF erreichen können.» 

Keine Spur nach Freisetzungsversuch

Leptopilina japonica sei eng mit Ganaspis brasiliensis verwandt, erklärt Seehausen. Für die biologische Kontrolle sei sie aber nicht in Betracht gezogen worden, weil sie nicht auf die KEF spezialisiert sei und auch einheimische Drosophila befallen könne – zumindest unter Laborbedingungen. Von der ausgesetzten Ganaspis wurden im Monitoring keine Expemplare mehr gefunden. 

Die Kirschessigfliege und der Freisetzungsversuch werden auch Thema an der 2. Hochstamm-Suisse-Tagung sein. Diese findet am Samstag (27.04) in St. Pantaleon (SO) statt.