Die konservierende Landwirtschaft betont die Pflanzenvielfalt auf dem Feld und das gilt auch für Gründüngungen. «Eine Mischung ist sicher besser als eine Reinkultur», bestätigt Jean-Daniel Etter vom Westschweizer Beratungsdienst Proconseil. Als Vorteile nennt er einen sichereren und besseren Aufgang der Saat und höhereErträge unabhängig von den Wetterbedingungen. Möglich macht diese Effekte die Tatsache, dass sich verschiedene Arten ergänzen und allfällige Schwächen der jeweils anderen kompensieren können.
Möglichst viele Arten
Eine gute Gründüngung enthält laut Jean-Daniel Etter mindestens vier Arten, besser wären aber acht oder mehr. Empfohlen wird ein Drittel Leguminosen in der Mischung, um die Stickstoffversorgung sicher zu stellen. «Es gibt bei allen Saatgut-Herstellern gute Mischungen zu kaufen und sie selbst zu machen, ist nicht unbedingt billiger», ergänzt der Berater. Denn die Einzelkomponenten seien manchmal teuer und schwer zu finden. Man könne aber auch eine weniger reiche Fertigmischung ergänzen. Für das richtige Verhältnis des Saatguts dividiert man die übliche Saatmenge für eine Reinsaat mit der gewünschten Anzahl Arten in der Mischung.
Ein weiterer Vorteil einer diversen Artenmischung: Sie wächst auf jedem Bodentyp – «Da kommt immer etwas», meint Etter. Das gilt auch für klimatische Schwankungen: Je nach Jahr dominiert eine andere Art im Bestand und sorgt für ausreichend Masse.
«Da wächst immer etwas, auf allen Böden.»
Jean-Daniel Etter, Berater von Proconseil, empfiehlt artenreiche Mischungen.
In zwei Schüben aufkeimend
[IMG 2]Eine Besonderheit in der Zusammensetzung sind Relais-Gründüngungen. Sie enthalten sowohl abfrierende als auch frostharte Arten und entwickeln sich so in zwei Schüben: Zum einen wachsen nach der Saat bis im Spätherbst schnellwüchsige Arten, die Mitte Oktober bis etwa Mitte November in der Blüte gewalzt werden. Mitte Oktober bis Ende April dominiert die frostharte Fraktion, die wiederum mit der Walze terminiert wird, ehe Mais, Sonnenblumen oder Soja in den Boden kommen. «Es gibt auch Versuche mit Doppelnutzungsmischungen, bei denen der Herbstbestand als Bodennahrung gewalzt wird und im Frühling der zweite Aufwuchs siliert als Futter dient», erklärt Jean-Daniel Etter. Beispielsweise habe ein Gemisch aus Grünschnittroggen und Wicke einen interessanten Proteingehalt. Ausserdem bildet der gewalzte Roggen – falls er nicht gemäht worden ist – eine dichte Matte, in die eine nachfolgende Kultur direktgesät werden kann. «Das ist dann auch ohne Herbizid ziemlich unkrautfrei», so Etter. Ein Versuch des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) zeigte aber unregelmässiges Auflaufen bei in die Roggenmatte direktgesätem Mais und verminderten Ertrag.
Mit Relais-Mischungen kann man eine Saat einsparen, da ansonsten vor Sommerkulturen eine erste, abfrierende Gründüngung im Herbst und eine zweite im Spätherbst oder im Frühling gesät wird, die dann bis Ende April stehenbleibt.
Welche Arten wofür?
Um in Mischungen davon profitieren zu können, dass sich die verschiedenen Pflanzenarten ergänzen,sollten sie möglichst unterschiedlich sein. Agridea empfiehlt, Arten mit unterschiedlichen Wachstumseigen-schaften (buschig, aufrecht, kletternd), verschiedenen Wurzelsystemen (tief bis oberflächlich) und Blütezeiten zu kombinieren. Es gibt auch verschiedene abfrierende oder frostharte Mischungen, die futterbaulich nutzbar sind.
Begrünung vor Winterkultur (kurzzeitige Bedeckung): Rasch auflaufende und einfach abzustoppende Arten wie Sommererbsen, Ramtillkraut oder Senfarten
Begrünung vor Sommerkultur (langandauernde Bedeckung): Für eine frühe Saat spätblühende Arten wie Sommerwicke oder Grasartige, oder trockenheits- und hitzetolerante wie Ramtillkraut und Sorghum. Für eine späte Saat Arten mit geringem Wärmebedarf wie Senfarten und Roggen oder frostharte wie Wintererbsen.
Schnell versamende Arten wie Weisser Senf vor Zuckerrüben und Kreuzblütler in Fruchtfolgen mit Raps sollten vermieden werden.
Generell gilt: Je artenreicher die Mischung, desto weniger Probleme gibt es mit der Fruchtfolge, desto besser können sich die Pflanzen ergänzen und desto stabiler sind die Bestände.
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Früh säen beugt Problemen vor
Ein wichtiger Punkt bei Gründüngungen ist ihre Terminierung, also wie die Pflanzen zum Absterben gebracht werden. Der Zeitpunkt dafür ist ein Kompromiss zwischen dem Schutz des Bodens vor Nährstoff- und Wasserverlusten oder Erosion und der Vermeidung von Konkurrenz für die folgende Kultur. Wann es so weit ist, zeigt grundsätzlich die Blüte der Gründüngung, wie Jean-Daniel Etter erläutert: «Nach der Blüte verholzen die Pflanzen, ihr Abbau verbraucht dann Stickstoff. Ausserdem sind z. B. Wicken oder Erbsen ziemlich frosthart, wenn sie nicht geblüht haben.» Auch könnten beispielsweise spät noch blühende Phacelia für Bienen zum Problem werden, weil die Insekten mit dem Trocknen des nassen Pollens spät im Jahr viel Energie verlieren. Die Pflanzen zu walzen verhindert das.
Wie terminieren?
Um eine Gründüngung abzustoppen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Bei der Direktsaat fällt der Pflug weg. Agrigenève empfiehlt bei reduzierter Bodenbearbeitung insbesondere die Messerwalze.
Sicher und rentabel
Sie wird mit Vorteil auf gefrorenem Boden und Pflanzen eingesetzt und quetscht – anders als der Name vermuten lässt – die Bodenbedeckung. Messerwalzen werden als sicherste und zugleich wirtschaftlichste Methode beschreiben. Zwar ist auch der Einsatz eines Totalherbizids sehr effizient, aber nur gerechtfertigt bei nicht abfrierenden Gründüngungen und er sollte wann immer möglich vermeiden werden.
Nicht nur abfrierende
Mit Mischungen nur aus abfrierenden Arten erziele man nach dem Winter keine ausreichende Bodenbedeckung für die Direktsaat. Das heisst aber nicht in jedem Fall, dass Chemie unumgänglich ist.
Damit die Gründüngung genug Zeit hat, bis zur Blüte zu kommen, sollte sie so früh wie möglich in den Boden kommen – «Idealerweise sieht man beim Säen noch den Mähdrescher». Dabei müsse der Boden sauber sein mit wenig Unkraut, andernfalls sei eine Stoppelbearbeitung oder eine Herbizidbehandlung angezeigt. Dabei muss nicht immer die ganze Fläche gespritzt werden: «Treten punktuell Problemunkräuter wie Disteln oder Ackerwinde auf, kann man die Sämaschine über den Nestern hochheben und sie später einzeln behandeln», schildert Etter.
Als Saattiefe für Mischungen empfiehlt man den Mittelwert der Einzelkomponenten, damit sich alle Arten gut entwickeln können. «Es gibt heute aber auch Sämaschinen mit verschiedenen Tanks, die gezielt unterschiedlich tief säen», ergänzt Etter.
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Dünger kann sinnvoll sein
Das Ziel einer Gründüngung ist, den Boden zu bedecken. Gerade auch im Sommer sei das sinnvoll, denn nackte Erde könne sich bis 60 Grad aufheizen, erklärt Jean-Daniel Etter, «Regenwürmer und Mikroorganismen ziehen sich dann in grössere Tiefe zurück». Darüber hinaus bringen die Pflanzen Nährstoffe für die nächste Kultur in den Boden. Das heisst aber nicht, dass sie nicht auch selbst Dünger brauchen. «Wenn die Gründüngung im Herbst schwächelt, kann eine Güllegabe sinnvoll sein», meint der Fachmann. Auch 30 Einheiten Mineraldünger seien eine Möglichkeit. «Der Stickstoff geht nicht verloren, sondern wird von den Pflanzen aufgenommen und steht später der Folgekultur zur Verfügung». Stickstoff-Gaben seien aber klar nicht angezeigt, wenn die Gründüngung üppig und der Boden humös sei.
«Würde die Aussaat durch das Ausbringen von Hofdüngern zu stark verzögert, kann auch später gedüngt werden», schreibt Agridea. Etwa während dem Auflaufen im August oder nach dem Terminieren.
Vorteile von Gründüngungen (nach Agridea):
- Verbesserung der Bodenstruktur durch Wurzeln.
- Unkrautkontrolle durch Unterdrückung oder Änderung des Mikroklimas.
- Biodiversität und biologische Bodenaktivität dank Begrünung und der Verfügbarkeit organischer Frischsubstanz.
- Recycling von Mineralstoffen, da die Pflanzen Nährstoffe wie P oder K an die Bodenoberfläche hohlen und sie pflanzenverfügbar machen.
- Stickstoffanreicherung, v. a. durch Leguminosen. Falls die Mineralisierung rasch genug abläuft, kann eine Zwischenbegrünung zwischen Ernte und Saat einer Winterkultur zu deren Stickstoffversorgung beitragen. Eine Gründüngung mit Leguminosen, die während der Blüte abgestoppt wird, liefert der nachfolgenden Sommerkultur 40 bis 50 kg N/ha.
- Weniger Nitratverluste, da mineralischer Stickstoff nach der Ernte der Hauptkultur gebunden wird.
- Weniger Erosion dank bedecktem Boden.
- Attraktive Landschaft.
Boden-Serie (6)
[IMG 5]Durch ganzflächige, intensive Bodenbearbeitung wird organische Substanz für Bodenorganismen zugänglicher und es kommt mehr Luft ins Gefüge, Humus geht verloren. Der Pflug bietet aber auch viele Vorteile, etwa eine schnellere Mineralisierung, Erwärmung und Abtrocknung des Bodens. In einer Serie informieren wir Sie über den Stand des Wissens zur Konservierenden Landwirtschaft, die auf wendende Bearbeitung verzichtet und daher als bodenschonend gilt.