Jedes Jahr publiziert der WWF seine Bilanz in Form einer nicht abschliessenden Liste von Arten oder Artengruppen, deren Bestände sich in den vergangenen 12 Monaten verbessern konnten oder die einen (weiteren) Rückgang erlitten. Neben ikonischen Tieren wie dem Breitmaulnashorn, das insbesondere durch Wilderei bedroht ist, oder dem unter schmelzendem Lebensraum leidenden Kaiserpinguin ist in diesem Jahr auch die Schwebfliege unter den Verlierern.
Ein schwerwiegender Verlust
Gemäss WWF ist mehr als ein Drittel der 890 Schwebfliegenarten in Europa auf der Roten Liste zu finden. Sie gelten damit als bedrohte Spezies. Zu schaffen machten den unscheinbaren Insekten insbesondere der Landnutzungswandel, der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und die Klimakrise, schreibt der Umweltverband. Es handle sich um einen schwerwiegenden Verlust, da Schwebfliegen als Bestäuber und in der Schädlingskontrolle eine wichtige Rolle spielen.
Bis zu 600 Blattläuse pro Larve
Während erwachsene Schwebfliegen wie Wildbienen Blüten besuchen und damit bestäuben, werden ihre Larven als Blattlaus-Vertilger geschätzt. Laut Agroscope vernichtet ein einzelnes Exemplar der walzenförmigen Schwebfliegenlarven in ihrem Leben bis zu 600 Blattläuse. Da sie schon sehr früh in der Saison aktiv seien, schätzt man sie im Obstbau. So könne der Aufbau von grossen Blattlauspopulationen gestört werden.
Zu den Schwebfliegen gehört auch die Mistbiene. Deren Larven leben im Schlamm, in Gülle oder Mist und tragen zum Abbau organischer Rückstände bei.
Bäume im Frühling, Blumen im Sommer
Agroscope hat 2019 mit anderen Forschungsinstitutionen untersucht, welche Nahrungsquellen für Nützlinge wie die Schwebfliegen wichtig sind. Bekanntlich profitiert die Insektenwelt von einem durchgehenden Blütenangebot im Jahresverlauf, das primär aus Wildpflanzen besteht:
Frühling: Blühende Bäume wie Ahorn, Eiche, Weiden und Wildkirschen
Sommer: Blütenreiche Wiesen, allgemein BFF
Insbesondere in den Sommermonaten spielen Biodiversitätsförderflächen (BFF) eine wichtige Rolle, damit sich Nützlinge wohlfühlen und für eine gute Larvenpopulation im nächsten Jahr sorgen. Agroscope nennt namentlich halbnatürliche Lebensräume wie extensiv genutzte Wiesen, Hecken, Waldränder, Blühstreifen und Säume. «Rund zwei Drittel des Pollens in der Nahrung von Nützlingen stammt von Wildpflanzen», halten die Forschenden fest. Daher sind sie auf blütenreiche Lebensräume im Kulturland angewiesen, die auch dann Nahrung bieten, wenn der Raps geerntet und die Wiesen gemäht ist.