Erinnern Sie sich an ihren letzten Flug? Was erklärt die Flugbegleiterin jedes Mal vor dem Start? «Bei einem Druckabfall nehmen Sie sofort die Atemmaske und ziehen diese korrekt an. Bitte erst danach Kindern, Nachbarn und älteren Menschen helfen.»
Warum ist diese Abfolge so wichtig? Weil wir handlungsunfähig oder gar bewusstlos werden, wenn wir nicht mit dem lebenswichtigen Sauerstoff versorgt werden. Wir sind dann nicht mehr in der Lage, hilfsbedürftigen Menschen zu helfen. Diese wichtige Reihenfolge sollte auch im Alltag eingehalten werden.
Zuerst Ich, dann die Anderen!
«Aber ist das nicht unglaublich egoistisch, rücksichtslos und widerspricht dem Gedanken der Nächstenliebe?» Diese Sichtweise ist immer noch weit verbreitet – aber überholt.
Bei «Self-Care», also bei der Selbstfürsorge, geht es darum, dass wir Frauen unserem Umfeld und der Welt mehr geben können, wenn wir uns in unserer Haut so richtig wohl fühlen. Und dabei ist nicht eine teure Massage pro Halbjahr gemeint, auch nicht der Gedanke an das Yoga-Retreat auf Hawaii, das immer ein Traum bleiben wird.
Es geht definitiv nicht darum, kurz abzuschalten um danach wieder 200 Prozent leistungsfähig zu sein. Selbstfürsorge ist auch mehr als ein «ich funktioniere, also ist alles ok». Selbstfürsorge ist ein Umsorgen mit dem Ziel, aufzublühen. So wie wir uns um ein krankes Kind kümmern oder eine erschöpfte Freundin betreuen. Es ist mehr als Nahrung, Schlaf und Kleidung. Es bedeutet, den Alltag mit kleinen Dingen zu bereichern, die helfen, wieder Energie zu finden.
Leuchtpunkte in der Tages-Agenda
Dazu gehört zum Beispiel: Früher ins Bett gehen – auch wenn der Rest der Familie noch aktiv ist. Sich Zeit für das in Vergessenheit geratene Hobby nehmen. Regelmässige Pausen in der Stille einlegen. Auszeiten mit der besten Freundin planen. Sich warmen Früchte-Haferbrei zum Frühstück gönnen, auch wenn der Rest der Familie Schinken-Käse-Brot isst. Am Abend bei einem Fussbad und einem Liebesroman entspannen, statt bei Chips und Tatort. Diese Liste kann jede Frau für sich beliebig ergänzen.
Selbstfürsorge zahlt sich aus
Es ist kein Egoismus, Selbstfürsorge ganz oben auf die persönliche Agenda zu setzen. Gut ist, dabei Routinen zu entwickeln, die nicht mehr hinterfragt werden müssen. Denn je mehr solch kleine Freuden-Momente sich aneinanderreihen, desto leichter wird das Leben.
Der Gewinn für die Familie? Wenn die Mutter sich Zeit für sich nimmt, geht es erstens ihr besser und zweitens spürt das auch die Familie. Und vielleicht bleibt dann zumindest ein Yoga-Retreat in den heimischen Bergen kein Traum mehr, sondern wird zum Familien-Geschenk beim nächsten runden Geburtstag.
Zur Person
Tanja Pfannmüller ist Coach und Mediatorin. Sie lebt und arbeitet in Utzigen, Bern und ist unter anderem im «Netzwerk Mediation im ländlichen Raum» aktiv.
Mehr Infos unter:
Facebook-Gruppe: «Glücklich und geerdet – der Weg zur beflügelten Bäuerin»