Dass er sich nicht auf der Ofenbank still haben würde, war klar. Heinz Mägli war bis 2017 im Vorstand des Schweizerischen Freibergerverbands (SFV) tätig, in den letzten Jahren als Vizepräsident. Dort hatte er zuweilen das Heu nicht immer auf der gleichen Bühne mit seinen Vorstandskollegen. Nach seinem Rücktritt im Vorstand des SFV, den die Amtszeitbeschränkung forderte, gab Mägli auch das Vizepräsidium in der Pferdezuchtgenossenschaft Falkenstein ab. Noch ist er als Richter für die Freibergerrasse unterwegs. Etwas, das ihm am Herzen liegt, wie er sagt.

«Es muss mehr gehen»

Aber das stete «Auf-der-Bremse-Stehen», wie er es vielen seiner Verbandskollegen vorwirft, sei ungesund für die Pferdelandschaft Schweiz. Es müsse «mehr gehen», sagt er. Am 3. und 4. August geht in Balsthal daher ein grosser Anlass über die Bühne, dem Heinz Mägli als OK-Präsident vorsteht. Rund 200 Pferde werden sich an diesem Wochenende im Zentrum der Schweiz präsentieren. Was für den eingefleischten Freiberger-Mann aber augenfällig ist, an dieser Galaschau in Balsthal sind Pferde aus mehr als 20 Rassenverbänden vertreten. Ist das nicht ein Rückenschuss für die bäuerliche Freibergerzucht? Heinz Mägli schmunzelt auf die ketzerische Frage der BauernZeitung. «Ich kann und mag solche Ansichten den Leuten nicht ausreden», sagt er. Dann sei man wieder am Diskutieren, statt am Machen. «Das ist eine der ganz grossen Begabungen unserer Zeit, die Dinge totzureden!» Und in dieser Zeit mache man sicher nichts anderes. Mägli erklärt: «Ich bin Hufschmied. Zwei meiner Söhne sind Hufschmied. Der Mittlere ist Landwirt. Wir alle leben mit und von Pferden», sagt er. Das Pferd habe in der Gesellschaft einen wichtigen Stellenwert bekommen. Früher war es Arbeitspartner, heute verbringe man damit seine Freizeit. Und so sei es zu einem positiven Freizeiterlebnis geworden. Für solche Dinge seien Herr und Frau Schweizer auch bereit, Geld auszugeben. «Dabei ist etwas ganz wichtig», so Mägli. «Wir müssen nicht nur Pferde züchten, sondern das ganze Paket drumherum anbieten. Da profitieren auch die Bauern! Sie halten diese Pferde auf den Höfen."

Die Rolle des Landwirts

"Mir als Hufschmied muss es egal sein, ob ich einen Freiberger oder einen Friesen beschlage. So muss auch der Landwirt gewillt sein, andere Rassen zu beherbergen, ganz unabhängig davon, ob der sein Freibergerfohlen verkaufen kann, oder nicht. Vielleicht hat seine Freundin oder Frau, wie das bei meinen Söhnen auch ist, ein gutes Händchen für Pferde und kann im Beritt, in der Ausbildung oder in der Weiterbildung die Einsteller unterstützen», erklärt er und verdeutlicht: «Was ich sagen will, ist, dass wir nicht nur an der Zucht rumstudieren müssen, wir müssen dringend unsere Dienstleistung auf Pferde ausrichten. Davon profitieren viele!» Heinz Mägli gibt an der Gala (siehe Kasten unten) also nicht nur dem Freiberger ein Schaufenster. «Das ist der Markt», sagt er. «Wir züchten hier ein Pferd, und wollen es verkaufen. Wir sind aber keine geschützte Werkstatt. Wenn wir die Kundschaft von den Qualitäten des Freibergers überzeugen wollen, dann müssen wir ihn präsentieren. Wir müssen nicht plagieren, dass der Freiberger 1,50 Meter hoch springen kann, das ist Quatsch. Wir müssen ihn vorreiten, ihn fahren und zeigen, wie wendig er ist, wie unkompliziert und wie gut er vergeben kann, wenn auch mal etwas nicht so genau läuft. Wir vergleichen uns ständig mit den anderen. Das ist ein gutschweizerisches Prinzip. Aber kein sehr wirkungsvolles. Wir müssen nicht die anderen schlecht machen, sondern uns ganz einfach selbstverständlich zeigen», so der OK-Präsident. 

Den Markt erkennen

Die Zucht sei zwar in vielen Genossenschaften und Vereinen rückläufig, aber noch fehle es im Herbst jeweils nicht an verkäuflichen Freibergerfohlen. Es fehle an ausgebildeten Freibergern und an Leuten, die der Kundschaft auch nach dem Kauf eines Pferdes behilflich sind. «Da ist ein Markt!», sagt Mägli durchdringend. Aber man müsse etwas tun und man könne nicht um 17 Uhr den Dienst quittieren und denken: «Der Bund regelt die Sache dann schon! Wir müssen die Sache selber in die Hand nehmen, wir sind die Fachleute und wir wissen, was gebraucht wird», erklärt er. «Wir können uns weiterhin hinter Problemen verstecken oder aber die Chancen erkennen», so Mägli. «Mein Weg ist klar», sagt der Pferdemann, steigt auf den Bock seines Wagens, an dem ein junger Freiberger angespannt ist und fährt los. «Schau nur, wie schön das Mädchen geht», ruft er vom Bock zurück und lacht. 

 

Rund um die Pferde-Gala

Die Freiberger Pferde-Stiftung und die IG Pferdesport, Balsthal, führen am Samstag und Sonntag, 3. und 4. August, die erste Pferde-Gala durch. Ziel des Anlasses sei, die Vielfalt, Schönheit und Anmut aller Pferde, welche in der Schweiz leben, der Bevölkerung näher zu bringen. In Anlehnung an die grossen Shows in Deutschland, an denen OK-Präsident Heinz Mägli und der Präsident der Freiberger Pferde-Stiftung Ronald Biehler, viel Erfahrung sammeln konnten, sei ein Anlass zu erwarten, den es bisher in dieser Form in der Schweiz noch nie gegeben hat. «Die zahlreichen positiven Reaktionen seitens der teilnehmenden Pferdeverbände und -vereine bestärken uns in diesem Projekt», schreibt das OK in einer Medienmitteilung. Insgesamt werden während beider Tage rund 200 Pferde im Moos in Balsthal erwartet. Dabei soll die Reise zum Beispiel nach Andalusien gehen, wie auch in die Römerzeit zu Ben Hur oder zu den russischen Kosaken. Das OK verspricht atemberaubende Pferde, grossartige Dressuren und faszinierende Stunts mit einem reichhaltigen Rahmenprogramm. 

Programm und weitere Informationen: www.pferde-gala.org

 

 

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