Ein freies Leben kann Pferden hierzulande nicht geboten werden, wohl aber eine Haltung, die auf ihre angeborenen Bedürfnisse ausgerichtet ist. Mit der Aktion «Der Gute Stall» werden gelungene Haltungssysteme sowie innovative bauliche Praxislösungen in Schweizer Pferdeställen in der Öffentlichkeit dargestellt. Die Aktion unter dem Patronat der Stiftung Pro Pferd wird zusammen mit dem Schweizer Tierschutz STS, der BauernZeitung und der Organisation Pferd Bern bereits zum sechsten Mal durchgeführt und setzt neu auf das digitale und umfassende Bewertungs- und Beratungstool «Best-TU-Pferd» .
Empfehlungen abgeben
Vorzeigebetriebe konnten schon in den vergangenen Jahren ermittelt und ausgezeichnet werden. Dank dem zu Jahresbeginn auf dem Markt eingeführten Tool lassen sich die Pferdebetriebe nun aber noch objektiver und damit besser bewerten. Darüber hinaus geben die Daten, jeweils vor Ort von kompetenten und geschulten Personen erfasst, Hinweise darauf, wie das Tierwohl und eine ökologisch nachhaltige Haltung zu erreichen sind.
So kann das an der Technischen Universität München-Weihenstephan entwickelte Tool auf den jeweiligen Betrieb abgestimmte Handlungsempfehlungen geben. Dies in Bezug auf die vier Grundpfeiler von «Best-TU-Pferd»:
- Verhalten im Kontext von positiven Empfindungen,
- guter Gesundheitszustand,
- pferdegerechte Haltungs-bedingungen und
- ökologisch nachhaltigePferdehaltung.
«Das seriöseste Tool»
Die Auswertung der erfassten Daten deckt allfällige Schwachstellen auf, ermöglicht die Beratung der verantwortlichen Stallcrew und erlaubt eine Analyse, die es in dieser Ausführlichkeit und Tiefe bisher nicht gab. Nur lobende Worte für «Best-TU-Pferd»findet deshalb die auf Haltungsfragen spezialisierte Beratungsstelle Pferd vom Schweizer Nationalgestüt in Avenches. Die Forschungsleiterin Iris Bachmann sagt: «Die Beratungsstelle des Schweizer Nationalgestüts von Agroscope beurteilt das Beratungstool als das zurzeit seriöseste und umfassendste digitalisierte Bewertungssystem, um Pferdeanlagen zu analysieren und zu evaluieren.»
Nachdem im letzten Jahr eine Rekordzahl an guten Ställen ausgezeichnet worden ist, hofft die Trägerschaft der Aktion «Der Gute Stall» auch im 2022 auf ein grosses Interesse an der Initiative.
Ende April anmelden
Interessierte Stallbesitzer und -besitzerinnen müssen mit der Anmeldung diverse Angaben über ihren Betrieb machen. Gestützt darauf werden die Betriebe von der Jury besucht und mit «Best-TU-Pferd» analysiert. Erfüllt ein Stall die gesetzten Vorgaben, erhält er die Plakette «Der Gute Stall – für vorbildliche Haltung». Dieses Qualitätslabel ist gültig für das auf der Plakette angegebene Jahr. Erfüllt ein Betrieb zusätzlich die Anforderungen des Schweizer Tierschutz STS, die den Bedingungen der Kampagne Pferde Raus entsprechen, wird ihm als Gütesiegel die Plakette «Der Gute Stall STS» vergeben.
Die Plakette des STS
Der Schweizer Tierschutz STS trägt die Aktion mit, genauso die Stiftung Pro Pferd und die Organisation Pferd Bern. Beurteilt werden Kriterien wie Boxenart und Bauweise, Sozialkontakt, Luftzirkulation, Weidemanagement, Staubexposition etc. Es sei jedoch kein Wettbewerb, sondern eine Auszeichnung – es könnten also alle Teilnehmenden das Gütesiegel für eine besonders artgerechte Haltung erhalten, betont Initiant Thomas Frei. Um zum Gütesiegel zu kommen, müssen allerdings 80 % des Punktetotals erzielt werden. Wer die zusätzlichen Kriterien des STS erfüllt, erhält das Gütesiegel «Der gute Stall STS».[IMG 2]
Dazu gehören:
- Gruppenauslauf Paddock oder Weide mindestens zwei Stunden täglich
- Sozialkontakt mit Körperkontakt
- Gruppenweide
- Paddock in der Gruppe
Letztes Jahr verlangten über 30 Betriebe die Unterlagen für die Aktion «Der gute Stall» an, 18 Pferdeställe konnten mit der Plakette ausgezeichnet werden. «Das ist ein Rekord», wie Thomas Frei, der Leiter der Aktion verkündete. Die Unterlagen für «Der Gute Stall» 2022 können per Mail ab Ende April bezogen werden bei: dergutestall(at)stiftungpropferd.ch
Anmeldeschluss ist der 30. Juni 2022.