Die diesjährige Biolegehennentagung stand ganz im Zeichen des kürzlich beschlossenen Ausstiegs aus dem Kükentöten. Das Verbot soll ab 2026 gelten, das entschieden die Delegierten bei ihrer Versammlung im November 2021.
Bei der Tagung, die sowohl online als auch in Präsenz beim Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) in Frick stattfand, versammelten sich rund 120 Teilnehmende. Unter ihnen vor allem Legehennenhalter(innen), aber auch Mäster(innen), Junghennenaufzüchter(innen) und Vertreter(innen) aus der Vermarktung, Verarbeitung und Wissenschaft.
«Ein bewegtes Jahr liegt hinter uns»
Katia Schweizer, Produktmanagerin Eier, Geflügel, Honig, Fisch bei Bio Suisse, gab zu Beginn einen Rückblick auf die vergangenen zwei Jahre. «Das Bio-Ei war 2020 das beliebteste Bio-Produkt», so Schweizer, und dieser Trend halte weiter an. Das stelle die Branche aber auch vor Herausforderungen. So sei der Eierkonsum über das Jahr starken Schwankungen ausgesetzt. Gerade der Lockdown um Ostern habe den Konsum stark angekurbelt. Wohingegen während der Ferien im Sommer deutlich weniger Eier konsumiert wurden. Um die Überschüsse abzubauen, hätten die grossen Detailhändler ungewöhnlicherweise nationale Promotionen auf Bio-Eier ausgeschrieben. Auch seien verlängerte Umtriebe sowie die vermehrte Produktion von Eiweisspulver nötig gewesen.
Prognosen für 2022
Ähnliches sei für das Jahr 2022 zu befürchten. Weiter berichtet Katia Schweizer von Rohwarenengpässen bei den Futtermühlen. Aktuell sei es vor allem schwierig, die Soja-Komponente in ausreichenden Mengen zu beschaffen. Weitere Herausforderungen stelle die Verbreitung der Newcastle-Krankheit und der Vogelgrippe dar.
Richtpreise steigen
Weiter berichtet Katia Schweizer, dass der Richtpreis für Bio-Eier für das Jahr 2022 um 0,8 Rappen pro Ei steigt und damit bei 47,30 Rappen liegt. Für Bio-Junghennen erhöht sich der Richtpreis ebenfalls, hier um 20 Rappen auf 26,20 Franken pro Junghenne. Dem gingen laut Katia Schweizer harte Verhandlungen voraus, die wohl vor allem auf die Überschüsse im vergangenen Sommer zurückzuführen sind.
Alternativen zum Kükentöten
«Das Bio-Huhn der Zukunft ist ein Zweinutzungstier», erklärt Adrian Schlageter, Projektleiter Tierwohl bei Bio Suisse, im Rahmen der Tagung. Zwar sei die Bruderhahnmast auch möglich, werde aber nicht priorisiert. Die Geschlechtsbestimmung im Ei, die eine weitere mögliche Alternative darstellt, kommt für den Bio Verband nicht infrage. Im Gegenteil, ab 2026 soll sie wie auch das Kükentöten verboten werden.
Dabei sieht Bio Suisse vor, dass alle Hähne unter Knospe-Bedingungen in der Schweiz aufgezogen werden. Ziel sei es, dass die Aufzucht ohne eine Querfinanzierung über das Ei auskomme. Doch die Workshops am Nachmittag zeigten, dass es noch ein weiter Weg bis dahin ist.
Infrastruktur und Richtlinien anpassen
So seien Anpassungen in der Infrastruktur nötig, da z.B. Lohmann-Dualhennen kürzere Beine hätten. Aber auch, weil die Bio-Richtlinien vorsehen, dass ab 100 Junghähnen ein entwässerter Schlechtwetterauslauf zur Verfügung stehen muss. Dieser wird in der Junghennenaufzucht nicht gefordert und ist bei Legehennen erst ab 500 Tieren und ohne Entwässerung Pflicht. Für Bauern und Bäuerinnen, die auf Junghähne umstellen wollen, entstehe so ein hoher Investitionsbedarf, so Roman Clavadetscher von der Gallina Bio AG in Malans GR. Er sieht daher Verbesserungsbedarf bei den Richtlinien.
Seine zehnjährige Erfahrung mit der Bruderhahnaufzucht zeigte ihm ausserdem: «Die Hähne sind eher faul, daher sind die vorgeschriebenen Volieren völlig unnütz und generieren nur Arbeit und Kosten.»
Neue Verwertungsmöglichkeiten für das Fleisch der Hähne benötigt
Des Weiteren könnte die Vermarktung des Fleisches eine Herausforderung werden, unterscheidet es sich doch von dem Fleisch gewöhnlicher Mastpoulets. Die Teilnehmenden des Workshops, der sich mit Produktkreationen aus Bruder- und Zweinutzungshahn beschäftigt, schlagen vor, höherwertige Stücke als Stücke «mit Geschichte» zu verkaufen. Andere Teile eigneten sich hingegen für Covenience-Produkte wie z. B. Chicken Nuggets. Ein Nachteil seien jedoch die hohen Zerlegekosten im Vergleich zu Fleischausbeute, wie die Erfahrung von Roman Clavadetscher zeigt.
Und das könnte zum Problem werden, denn die Sorge um die Wirtschaftlichkeit umtreibt einige der Teilnehmenden. So erklärt eine weitere Workshop-Gruppe: «Es ist wichtig für die Produzenten, die selbe Wertschöpfung zu haben. Durch den Ausstieg aus dem Kükentöten sollten sich keine wirtschaftlichen Einbussen ergeben. Viele Produzenten haben frisch in Legehennenhaltung investiert.»
Geteilte Meinungen
Zum Abschluss der Tagung stimmten die Anwesenden ab, für welches System sie sich aktuell entscheiden würden. Dabei wählte die Hälfte die Bruderhahnaufzucht mit Legehybriden und die andere Hälfte die Zweinutzungshühner.