«Die Viehzucht hat im Kanton Uri einen sehr hohen Stellenwert», sagt Kari Herger aus Schattdorf UR, der seit dem letzten Frühling Präsident des Urner Kantonalen Viehzuchtverbands ist.

Er ist sichtlich stolz, wenn er über «seine» Züchter spricht. Besonders in Berggebieten habe die Braunviehzucht, trotz vielen Nebenerwerbsbetrieben, einen sehr hohen Stellenwert. Oft würden Zuchtentscheide von der ganzen Familie gefällt. Die Tierbetreuung sei ebenfalls meist Familiensache.


Es gibt noch genug Tiere auf den Urner Alpen


Die gute Tierbetreuung sei auch ein Grund, wieso auf Urner Alpen momentan noch genug Tiere aufgetrieben würden. Auch in Zukunft würden die Alpen genug Tiere bekommen, wo das Vieh professionell betreut werde. Auch die Familie von Kari Herger geht z lp. 25 Treibrechte haben sie auf dem Urnerboden.

Die ersten vier und die letzten drei Alpwochen laufen Hergers Braunviehkühe mit über 1000 Artgenossinnen auf der grössten Kuhalp in der Schweiz. Die Milch wird in dieser Zeit an die neu erstellte Alpkäserei geliefert. Während des Hochsommers ziehen die Kühe auf die auf 1850 Metern gelegene Oberalp, wo die Eltern und Angestellten von Kari die Milch verkäsen. Die 1,5 Tonnen Alpkäse werden später an Private verkauft.


Kaum Kompromisse bei den Zellzahlen


«Das ist die grösste Stärke unserer Braunviehkuh. Sie bewährt sich im Talgebiet wie auch unter härtesten Bedingungen auf den Hochalpen.» Der Urner nennt noch weitere Vorzüge seiner 
Rasse. Harte Klauen, starke Fitnesseigenschaften und viel gute Milch.

Kari Herger weiss von was er spricht. Seine 20 Braunviehkühe leisteten letztes Jahr im Schnitt 8000 kg Milch bei 3,52% Eiweiss und 47 Zellzahlen. Bei den Zellzahlen macht er bei der Stierenauswahl kaum Kompromisse. Nur auf sehr abgesicherte Kuhfamilien setzt er Stiere mit einem negativen Zuchtwert Zellzahl ein.

Der Stier Nescardo ist im Moment einer seiner Favoriten. Vereinzelt setzt er auch junge und Optimis-Stiere wie Biver ein. Die Milchleistung möchte er nicht noch mehr steigern. Die Tiere müssen weiterhin alptauglich bleiben. Drei bis vier Kühe, die im Frühling abkalben, bleiben jeweils während des Sommers auf dem 11 ha grossen Heimbetrieb in Schattdorf. Deren Milch verkauft die Familie Herger mittels Milchautomaten direkt ab Hof und an eine regionale Gelateria.


Interessierte 
Urner Züchterfamilien


Wie oft auf Urner Bauernhöfen hilft die ganze Familie. Nicht nur Frau Doris und die drei Kinder, auch Karis Geschwister arbeiten viel auf dem Betrieb mit. Neben seinem 30-Prozent-Pensum im Futtermittelhandel ist Kari Herger im OK der Urner Kantonale Grossviehschau, die jeweils Anfang Oktober stattfindet. «Die Vorbereitung ist mit viel Aufwand verbunden.» Der Stellenwert dieser Ausstellung sei bei der einheimischen Züchterschaft sehr hoch. Die Breite an Spitzentieren und die grosse Anzahl an teilnehmenden Züchtern freue ihn am meisten. «Die grosse Freude der vielen Züchterfamilien an einem Kranzgewinn beeindruckt mich immer wieder.»

Teilnahme an Schauen

Auch die Familie Herger durfte schon schöne Erfolge wie der Abteilungssieg von Glenn Jolina feiern. Der Höhepunkt war aber sicher der Tagessieg von Zoldo Zora vor neun Jahren. Wenn ein Tier über die entsprechende Qualität verfügt, besucht Kari Herger auch nationale Ausstellungen. Sein Bruder sowie seine Söhne unterstützen ihn dabei.

Der jüngere Sohn ist im Moment in der Ausbildung zum Landwirt. Beide Söhne sind bei den Jungzüchtern. Die Urner Jungzüchter seien eine sehr aktive Organisation und wichtig für die Zukunft der Braunviehzucht. «Problematisch wird es dann, wenn zu grosse Beträge in Jungrinder investiert werden, nur um an Schauen teilzunehmen.» Er selber lässt jährlich zirka acht Rinder abkalben. Einige dieser Tiere werden frisch gekalbt verkauft. Auch hier seien die Stärken der braunen Kuh gefragt. Harte Klauen, Fitness und viel gute gehaltsreiche Milch.

Reto Betschart