Wie die Dr. E. Graeub AG in einer Mitteilung bekannt gibt, stellt sie aufgrund wachsender Auflagen und räumlicher Beschränkungen die Produktion von Tierarzneimitteln in Bern Ende 2024 ein. Seit über 100 Jahren hat Graeub veterinärmedizinische Pharmazeutika hergestellt, darunter Infusionen, antibiotikahaltige Injektoren, Anästhetika und diverse andere Produkte für Haus- und Nutztiere. Die übrigen Tätigkeiten werden laut Unternehmung am Standort weitergeführt und die Produkte blieben der Tierärzteschaft daher erhalten. Betroffen von diesem Entscheid sind laut Mitteilung 23 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Probleme bereits länger bekannt
Wie der Mitteilung zu entnehmen ist, wurde die sterile Produktion von Tierarzneimitteln bereits im Februar 2023 unterbrochen. Dies sei nötig geworden, um behördlich angeordnete Massnahmen umzusetzen und so den wachsenden Auflagen an eine pharmazeutische Produktion gerecht zu werden. Die betroffene Mitarbeiterschaft wurde bei voller Weiterzahlung der Bezüge zeitweise freigestellt und es mussten keine Kündigungen ausgesprochen werden. Ein Antrag für Kurzarbeit wurde von den Behörden abgelehnt.
Um den steigenden Anforderungen im streng regulierten GMP-Umfeld (Good Manufacturing Practice, international vereinbarte Regulierung) weiterhin gerecht zu werden, wurden im Jahr 2023 diverse behördlich vorgegebene Massnahmen zu aller Zufriedenheit umgesetzt. Diese Massnahmen seien mit erheblichem personellen Zusatzaufwand und mit grossen Investitionen verbunden gewesen. «Trotz dieser intensiven Bemühungen ist es Graeub wiederholt nicht gelungen, den gestiegenen Anforderungen an die sterile Arzneimittelproduktion innerhalb der bestehenden Räumlichkeiten zu entsprechen», heisst es in der Mitteilung.
Herstellungstätigkeit in der Schweiz nicht sinnvoll
Die nötig werdende räumliche Ausdehnung am aktuellen Produktionsstandort in Bern sei indes nicht möglich. Es müssten deshalb einzelne Technologien ausgelagert werden. Die daraus folgende Reduktion der Produktivität bei gleichleibendem oder wachsendem administrativem Aufwand lässt es laut der Mitteilung nicht zu, die Herstellungstätigkeit in der Schweiz wirtschaftlich sinnvoll weiterzubetreiben. Die Produktion von Tierarzneimitteln in Bern werde deshalb per Ende 2024 eingestellt. Wie das Unternehmen auf Anfrage der BauernZeitung bekanntgibt, soll die Produktion ins nahe Ausland verlagert werden.
«Dieser Termin lässt Graeub genügend Zeit, mit den betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern individuelle Lösungen zu erarbeiten. Graeub möchte der Schweizer Tierärzteschaft und den Tierhaltern die bewährten Produkte aus eigener Entwicklung erhalten. Es wird der schnellstmögliche Transfer der Produkte in andere Produktionsstätten angestrebt», heisst es weiter. Aufgrund der behördlichen Vorgaben sei dieser Prozess arbeits- und zeitintensiv und es erfolge eine zeitliche Priorisierung. «Für eine eingeschränkte Zahl an Produkten wird die Produktion vorübergehend noch einmal aufgenommen und es erfolgt eine Vorproduktion, um den Bedarf in der Schweiz und in den Exportländern zu decken», so Graeub.