Das Landwirtepaar Claudia Wanger und Nils Müller hat nach sechsjährigem Ringen um die Bewilligung, dank grosser eigener Investitionen und mit der Unterstützung des Forschungsinstitut für Biologische Landwirtschaft (FiBL) und der Stiftung Vier Pfoten, ihr Ziel erreicht: Am 5. Dezember 2018 haben sie die zehnjährige gesetzliche Bewilligung für die Weideschlachtung auf ihrem Hof erhalten. Seit 2013 kämpfen sie mit der Unterstützung von Freunden und Organisationen für die gesetzliche Anerkennung der tierfreundlichen und stressarmen Methode, heisst es in einer Mitteilung des FiBL.
Lokales Handwerk wird gefördert
Beim jahrelangen Tauziehen mit den Behörden wurde das Landwirtepaar von Eric Meili, Berater für Tierhaltung vom Forschungsinstitut für Biologischen Landbau FiBL, unterstützt. „Die artgerechte Weidehaltung der Rinder kann jetzt konsequent zu Ende geführt werden“, sagt Eric Meili. „Die Weideschlachtung schafft zudem eine neue Marktnische. Ein Team aus Bauer, Metzgerin, Jäger und lokalem Schlachtlokal bringt wieder sinnvolle Arbeit zurück aufs Land."
Dass die Weideschlachtung vielen Landwirten Perspektiven eröffnen könne, davon ist auch Landwirt Nils Müller überzeugt: „Innovative Methoden, qualitativ hochstehende Produkte und Arbeit, die von den Konsumentinnen und Konsumenten geschätzt wird – darin liegt die Zukunft der Schweizer Landwirtschaft. Wir können nicht ausschliesslich auf ein System mit wenigen grossen Schlachthöfen setzen.“
Minimales Tierleid
Sabine Hartmann, Direktorin der Wissenschaftsabteilung der Stiftung Vier Pfoten, schreibt: „Für uns ist es wichtig, dass Tierleid durch die Weideschlachtung wesentlich verringert wird. Tierschutz soll nicht am Weidezaun aufhören, sondern bis an das Lebensende gewährleistet sein. Wir glauben, dass das Projekt Weideschlachtung wegweisend ist."
Die Weideschlachtung auf dem Hof „Zur Chalte Hose“
Ein einzelnes Rind wird jeweils im Beisein der Herde auf der Weide geschossen. Der Rest der Herde bleibe auch nach dem Schuss ruhig stehen. Das Rind wird vor Ort entblutet, bevor es in einem nahen Schlachtlokal ausgenommen und zerlegt wird. Die bisherigen Erfahrungen mit 31 Abschüssen zeigten, dass die Methode bezüglich Tierschutz und Lebensmittelsicherheit tadellos funktionierten, heisst es in der Mitteilung.
Bei der Weideschlachtung entfalle der enorme Stress durch das Separieren aus der Herde, den Transport, die fremde Umgebung und schliesslich die Fixierung für den Bolzenschuss. Weniger Stress unmittelbar vor und während dem Schlachtprozess bedeute immer auch eine verbesserte Fleischqualität.
asa