Die BauernZeitung verfolgt das Projekt des «Spinners», wie sich Schweinebauer Eugen Wüest ab und zu selber gerne betitelt, seit geraumer Zeit. Denn ganz alltäglich ist es nicht. Vor rund sieben Jahren kam der Schweineproduzent aus Wilihof günstig zu einer ausrangierten, weil in Berlin bruchgelandeten Yak. Ein ehemaliges russisches Schulungsflugzeug.
Ein Schrotthaufen
Nach über 3000 Arbeitsstunden und viel Papierkrieg in allen möglichen Sprachen, kam es vor Wochenfrist auf dem Flughafen Triengen zum erneuten Jungfernflug. Der ehemalige Schrotthaufen hat heute wohl den Wert eines kleinen Einfamilienhauses. Natürlich hat der Landwirt auch Spezialisten beigezogen. Aber er war es, der alles organisierte, nie aufgab und schlussendlich auch alle Rechnungen zu bezahlen hatte.
«Nach sieben Jahren Ärger ist das Kapitel damit abgeschlossen.»
Schweineproduzent Eugen Wüest investierte viel Zeit, Geld und Herzblut in die Restauration des Flugzeugs.
Geplant war der Flug, durchgeführt von David Oldani, einem für solche Vorhaben ausgebildeten Test- und Linienpiloten und selber Besitzer einer Yak, eigentlich schon einiges früher. Doch die Pandemie hat auch die Pläne von Wüest ordentlich durcheinandergebracht. So konnten etwa die Mechaniker aus dem baltischen Staat Litauen, wo der Flieger immatrikuliert ist, nicht mehr nach Triengen kommen. Vor dem Testflug brauchte es nochmals mehrere Checks und Testläufe auf dem Boden.
«Nach sieben Jahren Ärger ist das Kapitel damit abgeschlossen», bilanziert Wüest offen. «Wer aufgibt hat verloren», dieses Bonmot wurde irgendwann zum Motto des umtriebigen Landwirts. Vor allem auch, wenn es um die unzähligen Bewilligungen ging, die er brauchte, während der vergangenen Jahre. Wobei das Ergebnis den Ärger wohl wert gewesen sei, schiebt er nach. Vieles sei auch gut gelaufen, vor allem dann, wenn sich die «richtigen Leute am richtigen Ort trafen».
Grosse Erleichterung
Profipilot Oldani wird Wüests Yak in den kommenden Wochen noch nach Litauen zum «MFK» fliegen. Zum Tanken wird er dreimal zwischenlanden. Nur 30 Minuten dauerte der erste Flug in Triengen. Aber für Wüst eine grosse Erleichterung, als sein Bijou sanft abhob. Alles funktionierte wie am Schnürchen. Bald wird er selber im Cockpit sitzen und pilotieren. Ein Verkauf komme übrigens nicht in Frage, sagt Wüest entschieden.
Wüest bereut es nicht
Ein altes Flugzeug sei noch mehr oder weniger rasch gekauft, sagt Eugen Wüest. Die meisten würden das Unterfangen einige hundert Arbeitsstunden und ein paar gefüllten Ordnern später unvollendet an den Nagel hängen. Dass er es durchgezogen hat, erfüllt ihn mit Zufriedenheit. Würde er es wieder tun? Ja, würde er. Jeder Bauer müsse nebst dem Betrieb eine Leidenschaft haben.