Er hat gut lachen, der Präsident des schweizerischen Originalbraunvieh-Zuchtverbands Felix Honegger aus Hinwil ZH, denn schliesslich ist die OB-Rasse seit Jahren im Aufwind. Gab es um die Jahrtausendwende nur noch zirka 5000 Herdebuchtiere, so gibt es heute wieder fast die doppelte Anzahl davon.
Die falsche Kuh gezüchtet
Und wie kommt es, dass die Rasse einen solchen Aufschwung erlebt? «Als vor 35 Jahren der OB-Zuchtverband gegründete wurde, hat man in dieser Zeit vielleicht die falsche Kuh gezüchtet», sagt Felix Honegger rückblickend. Kurze, gedrungene Kühe, welche auch noch in den Kalbeeigenschaften für negative Schlagzeilen sorgten, veranlasste damals viele OB-Züchter auf die Brown-Swiss-Rasse zu wechseln.
Heute komme die OB-Kuh viel moderner daher. Auch in der Milchleistung und vor allem in den Eutereigenschaften habe die Rasse enorme Fortschritte erzielt. Diesen Zuchtfortschritt hat nicht nur die Anzahl der OB-Tiere massiv erhöht, sondern auch immer mehr Brown-Swiss-Züchter nutzen die Original Braunen, um Rückkreuzungen in ihren Herden durchzuführen. «Diesen Zuchtfortschritt haben wir nicht nur der künstlichen Besamung, sondern vor allem dem Natursprung zu verdanken», hält Honegger ausdrücklich fest.
Tränkekälber besser bezahlt
Dank ihrer Zweinutzung wird die Rasse auch vermehrt in der Mutterkuhhaltung eingesetzt. Mastkälber sind mit einer Tageszunahme von über 1300 Gramm begehrt. Demzufolge werden die Tränkekälber auch besser bezahlt als diese von reinen Milchrassen. Damit diese Vorzüge nicht verloren gehen, sei bei der Beurteilung der OB-Stiere die Bemuskelung ein wichtiges Kriterium.
Bei den Original Braunen hat der Natursprung immer noch einen hohen Stellewert. Aber die Züchter verschliessen sich nicht vor Neuem. So hat auch die genomische Selektion bei ihnen Einzug gehalten. Mit dieser Zuchtmethode versucht man schon früh die Spreu vom Weizen zu trennen, um möglichst nur noch die besten Stiere für die Weiterzucht einzusetzen. Trotz genomischer Selektion will man die Blutvielfalt bei der OB-Rasse aber nicht vernachlässigen.
Überall zu Hause
Nicht nur im Berggebiet sind die Original Braunen zu Hause. Immer mehr «Flachlandbauern» schätzen ihre Vorzüge. So werden in den Kantonen Schwyz, St. Gallen und Zürich am meisten OB-Tiere gehalten. Heute zählt der OB-Zuchtverband zirka 500 Mitglieder, davon 400 Aktivzüchter. «Auch viele junge Landwirte stehen in den Startlöchern, um die Rasse weiter zu bringen», sagt Felix Honegger. Dabei wolle man wieder vermehrt der Zweinutzung, vor allem der Fleischleistung, Beachtung schenken, ohne dabei das Exterieur zu vernachlässigen.
Neben dieser Zweinutzung hat die Rasse einen weiteren grossen Vorteil: die tiefen Zellzahlen und die gute Eutergesundheit. Und mit der Zucht konnte man auch das Problem der Schwergeburten verbessern. «Sicher wäre es schön, wenn in den Blutlinien das Kappa Kasein BB noch mehr verankert wäre. Daran müssen wir noch arbeiten», sagt der Präsident. Dass die Rasse in Zukunft noch mehr an Boden gewinnen könnte, hänge auch mit der aktuellen Agrarpolitik zusammen. «Die OB-Kuh passt hervorragend zu jedem Betriebssystem: eine mittlere Grösse, eine gute Klauengesundheit, die Doppelnutzung –einfach ideal für die Graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion.»
90 Rappen für die Milch
Felix Honegger, der seit acht Jahren als Präsident dem OB-Zuchtverband vorsteht, betreibt mit seiner Familie in Hinwil einen 30 ha grossen Zuchtbetrieb in der Zone I. Im Stall stehen 27 Kühe, 35 Rinder und ein bis zwei Stiere. Auch zehn Saanenziegen gehören zum Betrieb. Die Milch wird in der Dorfkäserei zu verschiedenen Spezialitäten verarbeitet. «Dank dem Engagement unseres Käserteams lösen wir einen Milchpreis von stolzen 90 Rappen», sagt ein zufriedener Honegger.
Ganze Familie «Kuhverrückt»
Wenn es um die OB-Zucht geht, ist die ganze Familie von Felix Honegger daran beteiligt. «Meine Frau Elisabeth, die zwei Töchter Jasmin und Nicole und der Sohn Adrian haben Kühe, die «ihnen» gehören. Da muss man schon aufpassen, welche man als Nutz- oder Schlachtkuh verkaufen will», lacht der Betriebsleiter. Im Hausgang fallen einem die vielen Glocken, Schleifen oder Trychlen auf, welche Honeggers von den vielen Ausstellungen mit nach Hause brachten. Dabei konnten sie auch schon mehrfach die Siegerkuh stellen.
Ein Rundgang auf der Weide bestätigt es, die Kühe sind in einem tadellosen Zustand. Und das fängt schon beim Kopfschmuck an. «Schöne Hörner gehören einfach zu meinen Kühen», hält der Züchter fest. «Hornlos kommt für mich nicht in Frage.» Die Herde fällt neben den guten Eutern durch ihre starken Typeigenschaften auf. Muskulös mit idealen Becken. Unter den mehreren Ausstellungskühen sticht vor allem die Zweitkalbskuh Rino Riva hervor. Von Kopf bis Schwanz präsentiert sie alle Vorzüge der reinen OB-Rasse. «Wenn alles gut geht, wird Riva an der Original-Braunvieh-Ausstellung Joba in Zug zu sehen sein», freut sich der Züchter. Aber die Herde von der Familie Honegger ist nicht nur schön, sondern auch leistungsstark. Zurzeit realisieren sie einen Betriebsdurchschnitt von 7600 kg Milch bei 4% Fett und 3,5 Eiweiss.
Joba vom 2. bis 4. Dezember
Mit der Original-Braunvieh-Jubiläumsausstellung Joba, welche vom 2. bis 4. Dezember in Zug stattfindet (siehe Kasten), geht der Zuchtverband auch hier ihren eigenen Weg. So werden die Ausstellungskühe von den Wärtern und nicht von den Ausstellern gemolken und betreut. «Wenn die Kühe im Ring klassiert werden, dürfen sie nicht mehr als zwölf Stunden Milch im Euter haben», sagt Felix Honegger, der auch OK-Präsident der Joba ist. «Wir dulden dabei keine Auswüchse. Die Tiere dürfen nicht gestylt und die Euter nicht eingeölt werden», sagt er. «Wir wollen, dass sich die Kühe möglichst natürlich im Ring präsentieren. Die ganze Landwirtschaft kann es sich nicht leisten, wegen übervollen Eutern oder sonst extremen Auswüchsen wieder in die negativen Schlagzeilen zu geraten, sagt der OK-Präsident bestimmt.
Peter Fankhauser