Rund 60 Prozent der 200'000 jährlich gesömmerten Schafe leben auf einer der 200 Alpen mit ständiger Behirtung. Ein Grund dafür ist der benötigte Schutz der Schafe vor Grossraubtieren. Die Hirten brauchen eine zweckmässige Unterkunft für sich und ihre Hunde, die sich nahe der Weidegebiete befindet und gebirgsgerecht ist. Die Raumplanung verunmöglicht oder erschwert teils die Erstellung fester Unterkünfte.
Wohnmodul mit Komfort
Hier kommt die mobile Hirtenunterkunft "Lana" ins Spiel, die an der BEA in Bern präsentiert worden ist. Die Standardunterkunft besteht dabei aus zwei Modulen, eines bietet Platz zum Wohnen, das andere dient als Lagerraum.
Das Wohnmodul ist 6 Quadratmeter gross, hat zwei Kajütenbetten und bietet die Ausstattung zum Kochen und eine Sitzgelegenheit. Wichtig für die Arbeit auf der Alp ist auch der Raumbereich, in dem Kleidung und Schuhe mittels warmer Luft getrocknet werden kann. Die Hirten-Kleider seien auf Alpen abends oft nass, umso wichtiger sei deshalb eine effektive Trocknung, sagt Helen Willems vom Büro Alpe, die selbst fünf Sommer als Hirtin auf Rinder- und Schafalpen verbracht hat.
Für Strom sorgt ein Solarmodul, das Dachwasser kann in einem Tank gesammelt werden. Im ebenfalls 6 Quadratmeter grossen Lagermodul liegt die Trockentoilette. Zudem gehört zu diesem Modul der überdachte Vorplatz.
Beide Module zusammen dienen als Basishütte. Es können 4 Module miteinander kombiniert werden, so dass eine grössere Hütte entsteht.
Mobil auch während des Sommers
Der Vorteil an der Lana-Hütte: Ihre mobile Leicht-Variante kann mit einem kleineren Helikopter, der Lasten bis 850 Kilo transportieren kann, auf die Alp geflogen und temporär aufgestellt werden. Sie kann somit auch während des Alp-Sommers verschoben werden. Unebener Boden wird mittels Kurbeln – ähnlich dem Konzept bei Wohnwagen – ausgeglichen. Geplant ist zudem eine schwere Variante für permanente Unterkunft. Diese verbleibt das ganze Jahr über am Standort.
Aktuell steht ein Prototyp bereit, der auf seinen Einsatz wartet. Verbesserungen beim Gewicht sind noch möglich, etwa indem die Dämmung und/oder die Höhe der Hütte reduziert werden.
Bei der Präsentation des Hütten-Konzepts betonte Lionel Pasche vom Schweizerischen Schafzuchtverband die Bedeutung der Sömmerung für die Alpgebiete. Die Schafe konservierten aussergewöhnliche Biotope und bewahrten die Alpen vor Verbuschung.
Sara Wehrli von Pro Natura lobte die Zusammenarbeit unter den Partnern. Man habe zwar andere Ansichten bezüglich Grossraubtieren, aber der Herdenschutz sei ein gemeinsames Bedürfnis.
Finanzierung
Träger des Projekts ist die Gruppe "SchafAlp", bestehend aus Pro Natura, dem Schweizerischen Schafzuchtverband, WWF Schweiz und Agridea. Das "Unterkunftsprogramm SchafAlp" wird finanziert durch die Gruppe sowie die Bundesämter für Landwirtschaft (BLW) und Umwelt (Bafu). Entwickelt wurde die Unterkunft in Zusammenarbeit mit der Berner Fachhochschule Architektur Holz und Bau.