Wie sich das Enthornen längerfristig auf Kälber auswirkt, darüber war bislang wenig bekannt. Diese Lücke füllt nun die Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern mit einer heute veröffentlichten Studie.

38 Prozent der Kälber haben Schmerzen

Die Forschenden haben festgestellt, dass 38 Prozent der enthornten Kälber eine chronische, trigeminale Überempfindlichkeit entwickelten. "Wir schliessen daraus, dass die Folgen der Enthornung weit über die Akutphase hinaus reichen können", sagt Studienleiterin Claudia Spadavecchia gemäss Mitteilung.

Schmerzen direkt nach der Enthornung

 

Im ersten Studienteil, der bereits im Februar 2018 publiziert worden war, waren die ersten 24 Stunden nach dem Eingriff untersucht worden. Spadavecchia: "Wir konnten zeigen, dass die Kälber trotz optimaler Betäubung und Schmerzausschaltung unmittelbar nach der Enthornung eine trigeminale Allodynie entwickelten, das heisst eine Schmerzempfindung, die auf an sich nicht schmerzhafte Reize hin entsteht. Zudem stellten wir eine sogenannte Hyperalgesie fest, das heisst eine übermässige Schmerzempfindlichkeit." Dabei zeigten Kälber, die im Alter von einer Woche und solche, die im Alter von vier Wochen enthornt wurden, ähnliche Werte.

Schein-enthornung auch untersucht

Die Studie wurde an 34 männlichen Kälbern durchgeführt. Tatsächlich enthornt wurde aber nur ein Teil der Kälber, der Rest wurde schein-enthornt. Das wurde gemacht, um den möglichen Einfluss der Handlung am Kalb und den Einfluss der lokalen Schmerzbehandlung von der Wirkung der Enthornung selber unterscheiden zu können. Die Studienergebnisse wurden im Fachjournal "Physiology & Behavior" veröffentlicht.

lid