Tiere fressen instinktiv Pflanzen, die ihnen guttun. Die Menschen haben dieses Verhalten kopiert und gelernt, Pflanzen, Pilze und andere natürliche Ressourcen aus ihrer Umgebung zu ihrem Wohlbefinden und zur Linderung von Leiden einzusetzen. Viele der heute bekannten Arzneien haben ihren Ursprung in der Pflanzenheilkunde. Bereits in der Antike wurde die Rinde der Silberweide bei Fieber und Schmerzen eingesetzt – eine Erkenntnis, die später zur Entwicklung von Aspirin führte.
Die Renaissance der Phytotherapie
Heute erlebt die Phytomedizin eine regelrechte Renaissance. Einerseits verlangen zunehmende Resistenzen gegen Antibiotika und Antiparasitika nach alternativen Behandlungsmöglichkeiten, andererseits sind vorbeugende Massnahmen und komplementärmedizinische Mittel Teil einer ganzheitlichen Tiergesundheit.
Hinzu kommt, dass sich viele Anwendungen der Phytotherapie sehr gut für die Haus- und Stallapotheke eignen. Die Mittel lassen sich leicht selber mit den natürlichen Substanzen aus unserer Umgebung herstellen und mit wenig Aufwand in den Stallalltag integrieren.
Präventiv und kurativ
Heilpflanzen werden häufig bei milden oder beginnenden Krankheitssymptomen eingesetzt. Sie spielen aber auch eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung von Krankheiten, zum Beispiel durch den Einsatz in der Stallumgebung, sowie als Begleittherapie bei schweren Erkrankungen. Gezielt gefüttert, als Tee aufgebrüht oder in Form von Tinkturen und Salben zeigen die Kräuter ihre Wirkung.
Kamille als Einstiegsdroge
Ein Klassiker unter den eingesetzten Heilpflanzen ist die Kamille wegen ihrer vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten. Sehr oft ist ihre Verwendung auch der Einstieg in die Phytotherapie, denn viele kennen die Heilwirkung von Kamillentee bei Durchfall. Kamille wird auch eingesetzt zur Wundheilungsförderung, bei Huf- und Klauengeschwüren und sogar bei Augenerkrankungen.
Zur Behandlung von offenen Wunden hilft eine Salbe aus Ringelblumen. Thymian wiederum wird aufgrund seiner antibakteriellen, antiviralen und entzündungshemmenden Wirkung auf die Atemwege bei Husten zur Inhalation oder als Tee verwendet. Selbst die unbeliebte Blacke kann ihre heilende Seite zeigen: Ein Balsam aus deren Blättern wirkt kühlend bei Insektenstichen, Entzündungen und Verbrennungen.
Über die verschiedenen Möglichkeiten, Zubereitungen aus Kräutern beim Tier korrekt einzusetzen, berichtet der FiBL-Tierarzt Michael Walkenhorst. Dabei werden die wichtigsten Pflanzen in der Phytotherapie für Nutztiere vorgestellt, einschliesslich ihrer Dosierung, Möglichkeiten und Grenzen. Anhand von Anwendungsbeispielen aus dem Stallalltag wird gezeigt, wie effektiv pflanzliche Heilmittel eingesetzt werden können.
Phytotherapie im Stall
Im Kurs «Phytotherapie in der Stallapotheke» erhalten Tierhaltende einen Einblick in die Welt der Arzneipflanzen und Kräuter. Pflanzen entfalten nachweislich verschiedenste Wirkungen im Körper. Sie erhalten Informationen zu altbewährten Rezepturen und es wird aufgezeigt, welche Kräuter und einheimischen Pflanzen auch im Stall eingesetzt werden können. Gemeinsam mit der Drogistin, Tierheilpraktikerin Michelle Krügel, erlernen die Teilnehmenden, die Kräuter zu sammeln und zu verarbeiten. Im Rahmen des Kurses hat man die Möglichkeit, die praktischen Fähigkeiten zur Herstellung verschiedener Zubereitungen, wie beispielsweise eines Balsams, direkt durchzuführen. Der Kurs findet am 17. Januar 2025 von 9 bis 17 Uhr im BBZN Schüpfheim statt.
Anmeldung und weitere Informationen finden Sie hier.