In der Basis der Freibergerzüchter brodelt es weiter. Der Hengsthalter Otto Portmann, Ruswil LU, ist gar nicht erfreut, dass es Kollegen gibt, die sich zwar klar und deutlich äussern, aber dann nicht einmal mit Namen hinstehen. «Dann sollen sie besser schweigen», sagt der Züchter. Das schade der Sache mehr, als es nütze, so würden andere verdächtigt, die nichts damit zu tun hätten. Zum Beispiel er, wie er der BauernZeitung erklärt.
Nicht für den Fehler anderer bestrafen
Auf die Frage, was er denn vom Vorfall in Avenches denkt, findet Portmann klare Worte. Was sicher nicht gehe, ist, dass die Familie Juillard-Pape, die im Besitze des disqualifizierten Hengstes sei, nun für einen Fehler bestraft werde, für den sie keine Verantwortung trage. Dafür sollen die beiden hinstehen, die den Fehler in Glovelier gemacht hätten. «Fehler hin oder her, der Hengst soll den Test fertig machen können, wie das auch schon bei anderen Hengsten der Fall gewesen ist.»
Ein weisser Fleck tauchte auf
Portmann erinnert an den Hengst Don Athos, bei dem 2015 während des Stationstests in Avenches plötzlich ein weisser Fleck am Bauch gesichtet wurde. Der Hengst habe den Test fertig machen können und schliesslich auch bestanden. Da drängt sich unweigerlich die Frage auf: Was unterscheidet den um fünf Jahre zurückliegenden Fall von Don Athos von jenem von Cartoon?
Urs Limacher fühlt sich angegriffen
Aus dem Vorstand des Schweizerischen Freibergerverbands SFV meldet sich Urs Limacher zu Wort. Wie er gegenüber der BauernZeitung erklärt, fühlt er sich vom offenen Brief von Züchterin Susanne Schwenter-Wolff stark angegriffen (Teile des Briefes können Sie hier lesen). Er betrachtet den offenen Brief, der durch die sozialen Medien wie ein Feuer ging, als sehr undifferenziert. Limacher spricht von Verleumdung und Beschuldigungen «massiv unter der Gürtellinie». Er zweifelt, ob Susanne Schwenter-Wolff die Sachlage genau bekannt ist.
Limacher: Schädliche Anfeindungen
Wenn sie schon Personen in der Öffentlichkeit der Mafia zuzuordne, solle sie doch so gut sein, «die betroffenen Personen namentlich zu erwähnen oder es dann einfach zu lassen.» Ein ganzes Gremium über eine Leiste zu schlagen, sei absurd. Für Urs Limacher geht das zu weit. Er sei noch andernorts tätig, als nur im Freibergerverband, und er distanziere sich klar von solchen Anfeindungen seiner Person gegenüber, die er als sehr schädlich betrachtet.
Meinungen sind gemacht
Die Meinungen der Züchter zum Vorfall um den Hengst und den Rücktritt zweier Vorstandsmitglieder aus dem SFV sind wohl gemacht. Nach einigen Tagen und diversen Beiträgen nimmt die Angelegenheit nun aber noch eine neue Dimension an. Während die einen sagen, Reglemente sind einzuhalten, glauben die anderen, der Hengst dürfte vier Wochen nach der Selektion nicht mehr aus dem Test entfernt werden.
Es stellt sich auch eine Rechtsfrage
Branchenkenner Roland Baumgartner, Gelterkinden BL, indes macht grosse Fragezeichen, was den Fall von Cartoon du Padoc angeht. Er hat, wie er der BauernZeitung im Gespräch verrät, zehn Jahre eine Rekurskommission Milchkontigentierung präsidiert und war 19 Jahre im Vorstand des Schweizerischen Braunviehzuchtverbands. Baumgartners Herz schlägt schon lange für die Pferde. So ein Vorfall sei kein Ruhmesblatt für die Freibergerszene, sagt er. «Meines Erachtens hat der SFV-Vorstand rechtlich gar nicht die Kompetenz, den Stationstest des selektionierten Hengstes Cartoon abzublasen», weiss er.
Der Stationstest dürfe nicht unterbrochen werden
Laut den Weisungen für «Die Kontrolle der weissen Abzeichen» entscheiden die beiden vom Verband bestimmten Personen über die Zulassung. Das waren heuer Albrecht Dreier und Dominique Odiet. Dass genau diese beiden Herren nun aus dem Vorstand demissionierten, wird nicht überall als Zufall abgetan. «Tatsache ist, dass dieser Hengst zur Selektion in Glovelier zugelassen und anschliessend für den Stationstest selektiert wurde. Rein aus rechtlichen Gründen darf in diesem Fall der Stationstest keinesfalls unterbrochen werden», glaubt Baumgartner. Der Besitzerfamilie Juillard sei daher zu empfehlen, Rekurs einzulegen. «Und der FM-Verband wäre wohl gut beraten, wenn er nicht nur die materielle, sondern vor allem auch die rechtliche Seite dieses Falles überprüfen lassen würde», ist Baumgartner sicher.
Wird es einen Rekurs geben?
Die BauernZeitung hat den Freibergerverband mit dem Umstand konfrontiert. Die Antworten sind noch ausstehend. Wie einer sicheren Quelle zu entnehmen ist, ist der Entscheid für oder gegen einen Rekurs bei der Familie Juillard noch nicht endgültig gefallen.
Unzufriedenheit wird öffentlich gemacht
Derweil sich rechtliche Fragen zum Fall stellen, fordern einige Züchter nun eine intensive Diskussion und eine Klärung der internen Sachlage. Cartoon scheint dabei nur ein Teil der Schwierigkeiten zu sein. Susanne Schwenter-Wolff, Lécherette VD, schreibt auf Facebook, dass sie sich keinen Maulkorb umhängen lasse, auch nicht von einem Vorstandsmitglied, und ortet genau darin auch die verzwickte Situation, in der sich der Verband derzeit befinde. Mit Drohungen würden die Züchter zum Schweigen gebracht. Sie scheint nicht mehr länger bereit, das hinzunehmen. Auch Urban Burch, Alpnach OW, will Transparenz. Der Hengsthalter, der mit Navarino, ein Aushängeschild der Freibergzucht in die Szene brachte, spricht von untragbaren Zuständen. Einige namhafte und nicht wenig erfolgreiche Züchter wirken also unzufrieden. Eine Beruhigung ist vor dem Stationstest am 28. Februar in Avenches nicht in Sicht.
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