Es ist noch nicht die heisse Phase im Abstimmungskampf um die Pflanzenschutz-Initiativen. Bis zum voraussichtlichen Abstimmungstermin vom 29. November 2020 bleiben noch gut neun Monate. Doch die Gegner aus der Landwirtschaft stecken bereits mitten in der Vorbereitung ihrer Kampagnen.

2000 Tafeln aufgestellt

Nicht nur der Schweizer Bauernverband (SBV), sondern auch die IG Bauern Unternehmen (IGBU) wird mit eigenen Sujets an die ­Öffentlichkeit treten. Schon letztes Jahr hat die Lobbyorganisation für produzierende Landwirtschaft mit Plakaten in Ackerkulturen auf sich aufmerksam gemacht. «Geschützt» stand darauf, ergänzt mit einigen Informationen zum Pflanzenschutz.

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Eine der neuen IGBU-Tafeln. (Bild zVg)

Damit wollte man aufzeigen, dass Pflanzen ebenso Schutz brauchen wie Mensch und Tier. Die Kampagne geht damit in eine ähnliche Richtung wie diejenige des SBV, der in der Vorkampagne mit dem Claim «Wir schützen was wir lieben» arbeitet. «Unsere Mitglieder haben rund 2000 Tafeln aufgestellt», sagt Samuel Guggisberg, Präsident der IGBU. Er ist heute bei seinem Vorstandskollegen Andreas Bürki in Richigen BE zu Gast.

Heikles Nullparzellen-Konzept

Die Plakataktion «Geschützt» sei ein Erfolg gewesen, sagen die beiden, deshalb will man sie auch heuer fortführen. Auch die sogenannten Nullparzellen werden erneut mit Tafeln ausgerüstet. Allerdings setze man hier auf wenige Spezialisten. Das Nullparzellen-Konzept ist relativ heikel, wie sich letztes Jahr zeigte, als auch der SBV solche unbehandelten Parzellen anbauen lassen und mit Schildern versehen wollte. Diese Pläne scheiterten aber am Widerstand der Biolandwirte. Einigen von ihnen kam es in den falschen Hals, dass man mit solchen Parzellen Werbung machen wollte.

Die «Männer fürs Grobe»

Die IGBU führte die Nullparzellen-Aktion dann allein durch. «Wir sind die Männer fürs Grobe», sagt Andreas Bürki und schmunzelt. Die IGBU könne Sachen machen, die für einen SBV wegen seiner Funktion als Dachorganisation nicht drin lägen. Das Verhältnis zum SBV sei aber ungetrübt, betont Samuel Guggisberg. «Wir sind auch in der Allianz gegen die Pflanzenschutz-Initiativen», sagt er. Dieser gehören bereits etwa 70 Unternehmen und Organisationen an.

 

Ein junger Zusammenschluss

Die IG Bauernunternehmen (IGBU) ist ein lockerer Zusammenschluss von rund 500 Bauern, gegründet im Juni 2018. «Wir sind Bauern oder im landwirtschaftlichen Umfeld tätige Unternehmer, welche eine rationale, produzierende Landwirtschaft unterstützen», heisst es auf der Webseite der Organisation, «IGBU steht allen Personen offen, die eine zukunftsgerichtete Landwirtschaft unterstützen». Dem achtköpfigen Vorstand gehören neben dem Präsidenten Samuel Guggisberg, Zimmerwald BE und Andreas Bürki, Richigen BE, auch Fernand Andrey, Mouret FR, Ernst Lüthi, Ramlinsburg BL (beide Vizepräsidenten), Werner Rüttimann, Eschenbauch LU, Elmar Fasel, Maggenberg FR, Anita Fasel, Deisswil b. Münchenbuchsee BE sowie David Bigler, Inwil LU an. Die Organisation finanziert ihre Aktivitäten mit den Spenden der 500 Gönner sowie Beiträgen aus Betrieben aus dem vor- und nachgelagerten Sektor.

 

Im laufenden Jahr will die IGBU der Kampagne erweitern. «Auch Tiere brauchen Schutz», sagt Andreas Bürki «und die Tierhalter sind ihrerseits auf Biozide angewiesen». Es gehe gerne vergessen, dass ein Verbot von Pestiziden auch Biozide beinhalte, die als Reinigungs-, Desinfektions- und Schädlingsbekämpfungsmittel eine wichtige Rolle spielten für die Tiergesundheit und die Lebensmittelsicherheit. «Ohne Reinigungsmittel leidet auch die ­Stallhygiene», ergänzt Samuel Guggisberg. Ganz klar liessen sich Pestizide in Form von Pflanzenschutzmitteln und Bioziden nicht aus der modernen Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung wegdenken.

Die Stallhygiene könnte leiden

Diese Aussagen finden sich auch auf den Plakaten der IGBU zur Tierhaltung wieder, erneut unter dem Titel «Geschützt». Auf dem unten abgebildeten Plakat lautet der Text wie folgt: «Ein Verbot von Pestiziden betrifft auch Nutztiere. Denn zu Pestiziden gehören neben Pflanzenschutzmitteln (PSM) auch Biozide. Das sind Reinigungs- und Desinfektionsmittel. Ohne Reinigungsmittel leidet die Stallhygiene. Wer Reinigungsmittel verbietet, gefährdet die Lebensmittelsicherheit. Zudem sinkt ohne PSM die einheimische Produktion von Futtermitteln und es muss mehr importiert werden.»

«Es geht auch um Berufsstolz»

Bei der Kampagne gehe es der IGBU um mehr als nur die Nein zu den Initiativen. «Es geht um Würde und Berufsstolz», sagt Andreas Bürki. Diese dürften den Bauern nicht abhandenkommen. Die Schweizer Landwirtschaft sei bereits führend in Sachen Ökologie, «das müssen wir besser aufzeigen», ist Guggisberg überzeugt. akr

Die «Geschützt»-Tafeln können bestellt werden via www.bauern-unternehmen.ch