Dass die Schweizer Milchbauern im Moment 3-5 Prozent mehr bekommen für ihre Lieferungen, nützt ihnen angesichts der stark gestiegenen Produktionskosten nicht, stellt die Nordwestschweizer Produzentenorganisation Prolait fest. Junglandwirte würden so die Motivation verlieren, den anspruchsvollen Beruf und die damit verbundenen langen Arbeitszeiten auf sich zu nehmen. Prolait argumentiert insbesondere mit dem Wert von Schweizer Milch, der über das Finanzielle hinausgeht.
Mehr für ein grossartiges Produkt bezahlen
«Es ist dringend notwendig, mehr Geld für das großartige Produkt Milch zu zahlen, das eine erneuerbare und gesunde Proteinquelle ist, die oft schwer zu bewirtschaftendes Land erschliesst», heisst es in einer Mitteilung zu den Kreisversammlungen am 26. Und 28. Januar 2022. Es gehe bei der Aufrechterhaltung der inländischen Milchproduktion nicht nur um Tradition, sondern auch um das Vermeiden von klima- und umweltschädlichen Importen und um den Tierschutz. Ausserdem müsse die Landwirtschaft in der Lage sein, für mitarbeitenden Ehepartner(innen) eine soziale Absicherung zu bieten.
Aufruf zum Handeln
Um die prekäre Situation zu verbessern, sieht man verschiedene Akteure in der Pflicht. Der Detailhandel müsse es Konsumentinnen und Konsumenten ermöglichen, die Milchbauern fair für ihre Arbeit zu entlohnen. «Die Kundschaft ist um das Wohlergehen der Landwirte bemüht», ist sich Prolait sicher.
Der Bund, die Schweizer Milchproduzenten (SMP) und die Branchenorganisation Milch (BOM) ihrerseits werden aufgefordert, die Produktion vermehrt zu unterstützen und Indizes anzupassen. Wo nötig müssten ausserdem Verhandlungen geführt werden, damit der Milchpreis dem Wert der Arbeit und den Inputkosten entspricht, heisst es weiter.
Indizes nicht verzerren
Was Butterimporte angeht, sollten diese nach Ansicht von Prolait an Preissteigerungen geknüpft werden. Die Prämien für Labels wie der Grüne Teppich oder Wiesenmilch seien vom Milchpreis abzuziehen, um die Indizes nicht zu verzerren.