Geschützt und sicher, so fühlt sich das Rehkitz im hohen Gras. Doch mit der bevorstehenden Setzzeit (April bis Juni) beginnt auch die Mähsaison vieler Landwirte. Wenn das Kitz nicht rechtzeitig entdeckt wird, so bedeutet das heranrollende Mähwerk für das Jungtier einen grausamen Tod. Denn, statt zu fliehen, duckt es sich und bleibt regungslos liegen.
Den Wildhüter informieren
Damit dies nicht passiert, tun die Landwirte gut daran, die Wildhüter oder die Jäger zu informieren, damit diese am Abend vor dem Mähen das Feld mit verschiedenen Gegenständen verblenden und verwittern. Mit dieser Massnahme holen dann die Rehgeissen ihre Kitze aus der Gefahrenzone. Es ist wichtig, dass man am Abend vor dem Mähen die nötigen Massnahmen trifft und nicht erst zwei Stunden vorher. Laut Gesetz sind die Bauern zudem verpflichtet, die Rehkitze zu schützen. Fordert aber ein Landwirt beim Verblenden Hilfe von Jägern oder Wildhütern, rücken diese aus und
übernehmen die Arbeit. Werden beim Mähen trotzdem Wildtiere verletzt oder getötet, muss dies unverzüglich bei der kantonalen Wildhut gemeldet werden.
Verschiedene Hilfsmittel
Mit Leinentüchern, Futtersäcken, gelben Bänder, Baustellenlampen oder kleinen, glitzernden Metalllamellen werden die Rehkitze verscheucht oder aufgefunden. Seit einigen Jahren werden auch Drohnen eingesetzt. Diese «fremden Körper» in der Wiese beunruhigen die Rehgeiss und sie holt dann ihre Kitze ab. Um eine gute Wirkung zu erzielen, sollten die Pfähle alle 50 Meter in der Wiese und 50 Meter vom Wald entfernt aufgestellt werden. Es sollte so aussehen wie ein Rechen, so hat die Geiss auch einen garantierten Fluchtweg. Rehe gewöhnen sich aber sehr schnell an veränderte Flächen. Deshalb gilt: Das Verblendmaterial sollte höchstens zwölf Stunden vor dem Mähen aufgestellt werden, danach verliert es seine Wirkung. Wenn das nicht möglich ist, sollte die Wiese vor dem Mähen noch einmal abgeschritten werden. Während die mutigen Rehe noch am selben Abend nach dem Fahnenstellen ihre Kitze aus dem Bestand führen, trauen sich die ängstlicheren erst Stunden später in den Bestand hinein. Die sicherste, wenn auch sehr aufwendige Methode bleibt aber das genaue und ausdauernde Beobachten der Felder.
Meistens zwei Junge
Wurde ein Kitz gesetzt, ist die Geiss häufiger auf diesen Flächen anzutreffen. Aber Achtung: Die Geiss setzt meistens im
Abstand von zehn Metern zwei Junge ins Gras. Neben Leinentüchern und Futtersäcken gibt es zusätzlich verschiedene Sprays, um die Wirkung des Verblendens noch zu verstärken. Der Geruch dieses Sprays löst bei Pflanzenfressern einen Fluchtinstinkt aus, denn er bedeutet Gefahr. Früher hat man sogar den Geruch eines Löwenkadavers imitiert. Findet ein Landwirt ein Kitz, sollte er es nie mit blossen Händen berühren. Am besten ist es, dass Kitz mit ausgerissenem Gras zu fassen und es aus dem Feld zu tragen. Aber Achtung: Das Kitz kommt schnell in Versuchung, an den alten Standort zurückzukehren. Aber nicht nur Mähmaschinen sind eine Gefahr für das Jungwild, auch streunende Hunde, die in der Wiese herumstöbern und die Kitze töten sind keine Seltenheit. Hier sind die Hundehalter verpflichtet, ihre Hunde an die Leine zu nehmen.
Peter Fankhauser
Video Rehkitz-Rettung mit Drohne
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