In den kommenden Wochen steht ein Treffen der Spitze der Arbeitsgemeinschaft der Schweizer Rinderzüchter (ASR) an. An diesem Treffen soll auch über die Motion von Nationalrätin Irène Kälin diskutiert werden, die sie vergangene Woche eingereicht hat. Darin ersucht die Grüne den Bundesrat, die Tierschutzverordnung dahingehend anzupassen, dass bei Rindern das Verschliessen von Zitzen jeglicher Art zu Schau- und Präsentationszwecken verboten wird (wir berichteten).
Aebi gab Hausaufgaben
Für SVP-Nationalrat und ASR-Präsident Andreas Aebi ist das Bundeshaus «nicht der optimale Ort», um über dieses Thema zu diskutieren. Lieber möchte er innerhalb der Branche weiterkommen und hat daher die Rassenverbände bei der letzten Sitzung der ASR-Verwaltung mit Hausaufgaben nach Hause geschickt. So will Aebi möglichst bald von den Vorständen beantwortet haben, ob sie am Verschliessen der Zitzen festhalten möchten und ob sie weiterhin das Scheren der Rippenbogen zur optischen Vergrösserung erlauben möchten. Zudem will der ASR-Präsident wissen, ob die Vorstände das Einführen von festgelegten Melkzeiten an Ausstellungen begrüssen würden.
Diese Fragen liegen auf der Hand. Denn die ASR hat nicht nur intern Erklärungsbedarf. Auch die Milchindustrie schaut seit geraumer Zeit genauer hin. So stellt die Vereinigung der Schweizerischen Milchindustrie (VMI) der Branche wo nötig Unterstützung in Aussicht. Für etwas «Handfestes» sei es derzeit noch zu früh, heisst es auf Anfrage der BauernZeitung bei der VMI. Es darf aber davon ausgegangen werden, dass die Milchindustrie schon bald entsprechende Forderungen zur Hand hat, wonach das Tierwohl und die Tiergesundheit auch an Ausstellungen zu respektieren sind. «Dies ist für die Glaubwürdigkeit der gesamten Branche zentral», erklärt Lorenz Hirt, Geschäftsführer der VMI.
Welche Antworten die Direktoren der Rassenverbände Swissherdbook, Braunvieh Schweiz und Holstein Switzerland ihrem ASR-Präsidenten liefern werden, gaben sie auf Anfrage der BauernZeitung nicht bekannt. «In Absprache mit meinen Kollegen Michel Geinoz (Direktor Holstein Switzerland) und Matthias
Schelling (Direktor Swissherdbook) teile ich Ihnen mit, dass wir nach dieser Sitzung über allfällige Entscheide orientieren werden», schreibt Lucas Casanova, Direktor Braunvieh Schweiz, auf Anfrage.
Ritter wird aktiv
Vorerst dürften die Sitzungen bei den Rassenverbänden in Sachen Ausstellungsreglemente nicht abreissen. Auch der Präsident des Schweizer Bauernverbands Markus Ritter teilt auf Anfrage mit, dass der Bauernverband betreffend weiterem Vorgehen das Gespräch mit den Zuchtverbänden suchen wird.
Simone Barth
Dieser Artikel ist aus der BauernZeitung-Printausgabe vom 5. Oktober