Bern Der Milchkuhbestand in der Schweiz nimmt weiter ab. Eigentlich keine schlechte Nachricht für die Bauern, die Nutzvieh verkaufen wollen. So galten die im November verkauften 334 Milchkühe an den öffentlichen Märkten 3329 Franken. Das sind 300 Franken mehr als vor einem Jahr.

Gute Fundamente

Auch die Vianco-Zucht- und Nutzviehauktion vom Dienstag in Brunegg AG lief wie am Schnürchen. Die 88 Nutzkühe, die angeboten wurden, konnten zu 100 Prozent verkauft werden. Mit dabei war auch ein ganzer Viehbestand aus der Westschweiz mit 40 Kühen. «Die Preise schwankten um die 3400 Franken», sagt ein zufriedener Aktionator Michael Rüegsegger. Gefragt waren mittelgrosse, robuste Kühe mit viel Masse und Substanz. «Kühe von der ersten bis zur dritten Laktation gehen momentan am besten», weiss der Auktionator.

Vor allem die Fundamente und die Klauen müssen dabei einwandfrei sein. Unabdingbar sei aber die Milchqualität mit tiefen Zellzahlen. Kühe, die über 160 cm gross sind, seien heutzutage schwer verkäuflich, da diese nicht nur im Anbinde-, sondern auch im Laufstall nicht zurechtkämen.

Für 4000 Franken

«Am liebsten haben wir Kühe mit einer Grösse von 145 bis 155 cm», hält der Auktionator fest. «Für 4000 Franken konnten wir am Dienstag die teuerste Kuh verkaufen», sagt Michael Rüegsegger. Viele der verkauften Kühe gingen dabei in den Kanton Zürich, Aargau und in den Kanton Basel. Auch einige Tiere wechselten den Besitzer in die Westschweiz. Aktuell schätzt Michael Rüegsegger den Nutzviehmarkt als sehr gut ein. «Wegen dem trockenen Sommer 2018 und der Futterknappheit wurden im darauffolgenden Herbst und Winter sehr wenig Kühe zugekauft», sagt er. Dies wirke sich jetzt positiv auf und die Nachfrage nach Nutzvieh aus. «Die Bauern kaufen erst jetzt die fehlenden Kühe zu und füllen ihren Kuhbestand wieder auf», sagt der Auktionator. Er hofft, dass die Nachfrage auch nächstes Jahr noch anhalten werde.

Viel gesextes Sperma

Das jetzt die Nutzkühe auf dem Markt fehlen, kommt für viele Bauern nicht überraschend. Denn viele Betriebe setzen seit Jahren nur noch gesextes Sperma bei ihren besten Kühen ein und ziehen nur noch so viele Tiere auf, wie sie für die Eigenremontierung benötigen. Der Rest der Kühe wird mit Mastrassen besamt, da es für solche Kälber einen deutlichen höheren Tränkepreis gibt. Vor allem in der Ostschweiz gibt es inzwischen viele Betriebe, die auf eine eigene Nachzucht vollumfänglich verzichten. Lange konnten diese Betriebe gut ausgewiesene junge Kühe für 2500 bis 3000 Franken zukaufen. Das heisst, die Aufzuchtkosten wären für sie deutlich höher gewesen. Ob jetzt die Preise für Nutzkühe langfristig oben bleiben werden, wird sich zeigen. Den Aufzuchtbetrieben wäre dies sicher zu gönnen.