Andreas Bucher hat vor sechs Jahren zusammen mit einem Kollegen die Tierpraxis Berghof in Hildisrieden gegründet. Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist die Fortpflanzung beim Rindvieh, dazu hatte er bereits seine Doktorarbeit verfasst. Nebst Bestandeskontrollen führt er auch Embryo-Transfers durch. Auf Einladung von Braunvieh Aargau sprach er letzte Woche am jährlichen Weiterbildungsanlass.
Den Zyklus kennen
Die Kenntnisse um den Zyklus der Kuh bezeichnete Andreas Bucher als Voraussetzung dafür, die richtigen Brunsthormone zum richtigen Zeitpunkt und Zweck einzusetzen. Wichtig zu wissen: Es handelt sich um zwei voneinander unabhängige Prozesse, zum einen den Gelbkörper-, zum andern den Follikelzyklus. Letzterer besteht je nach Rasse aus einer bis drei Wellen innerhalb der 21 Tage, er ist vor allem auch für den Zeitpunkt für erfolgreiche ET-Spülungen bedeutsam.
«Probleme mit Fruchtbarkeit liegen zu 50 Prozent an der Fütterung.»
Andreas Bucher benannte die Ursachen.
«Fruchtbarkeitsprobleme hängen zu 50 Prozent mit der Fütterung, zu 25 Prozent mit der Genetik und zu 25 Prozent mit versäumten Kontrollen durch einen Spezialisten zusammen», erklärte Bucher. Gerade bei der Fütterung könne vieles falsch laufen. Entscheidend sei, sie immer situationsbedingt anzupassen. Die Kotkonsistenz beispielsweise gebe deutliche Anhaltspunkte für gute oder schlechte Fütterung. Bei Problemen empfiehlt er sorgfältige Futteranalysen, von den Einzelkomponenten bis hin zu den Spurenelementen, und die entsprechenden Schlüsse daraus zu ziehen.
Genetik und Umwelt
Mit der Stierenauswahl lasse sich die Fruchtbarkeit bis zu einem gewissen Grad beeinflussen. Andreas Bucher betonte jedoch vor allem einen anderen Aspekt: «Innerbetrieblich ist sie extrem vererblich. Probleme werden ausgelöst durch Umwelteinflüsse, insbesondere die Fütterung.» Bei Hitzestress empfiehlt er, nichts zu erzwingen. «Wenn eine Kuh stierig ist, würde ich sie besamen.» Hitzestress schädige nur die jungen Eier, die Fruchtbarkeit nehme daher erst mit Verzögerung ab.
«Fütterung muss immer situationsbedingt angepasst werden.»
Andreas Bucher, Tierpraxis Berghof, Hildisrieden
Bestandeskontrollen
Seine Ausführungen ergänzte Andreas Bucher mit Beispielen aus seiner praktischen Tätigkeit. Auf Wunsch von Kunden bietet er, wahlweise alle zwei oder vier Wochen, Bestandeskontrollen an. Sie bezwecken eine zeitgemässe Abkalbung der Kühe. Dabei setzt er sowohl auf visuelle Beobachtungen als auch auf Ultraschalluntersuchungen. So erhält er zuverlässige Informationen über Eierstöcke und Gebärmutter.
Bucher führt jährlich gegen 200 ET-Spülungen durch. 2018 resultierten durchschnittlich 9 Embryonen pro Spülungen. Das sind doppelt so viele als der internationale Vergleichswert. Der Grund liege vor allem darin, dass im Ausland auf Voruntersuchungen verzichtet werde. Enorm erfolgreich sei in Nordamerika hingegen die Invitro-Befruchtung, in Europa und der Schweiz werde sie noch kaum praktiziert.
Kalb verlost
Aus Anlass des 100-jährigen Bestehens verloste Braunvieh Aargau nach dem Referat ein Kalb. Möglicherweise hat, nebst dem aktuellen Thema, dieser Anreiz zum grossen Publikumsaufmarsch in Boswil beigetragen.